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Corpsewood: Horrorhaus mit Horrornamen

Corpsewood Manor in Georgia erzählt eine verstörenden Geschichte und lockt noch heute viele Geisterjäger an.

Heute Redaktion
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Von dem Haus in Summerville, Georgia, dessen Name scheinbar direkt aus einem Horrorfilm stammt, sind heute nur noch Ruinen übrig. 1982 war Corpsewood Manor Schauplatz eines grausamen Doppelmordes.

Es sollte ein Traumhaus werden

1976, an seinem 50. Geburtstag, kündigte Charles Scodder seinen Job als Professor an der Loyola University in Chicago. Zusammen mit seinen beiden Hunden und seinem langjährigen Lebenspartner Joseph "Joey" Odom zog Charles auf ein 161'000 Quadratmeter großes Grundstück außerhalb von Summerville in Georgia.

Anfangs lebten die beiden noch in einem Camper, während sie gemeinsam von Hand ihr Traumhaus aufbauten. Das Haus, das später als Corpsewood Manor traurige Berühmtheit erlangen sollte. Neben ihrem zweistöckigen Wohnhaus gab es im Garten auch noch einen dreistöckigen Hühnerstall. Das oberste Stockwerk war möbliert und wurde als Esszimmer für Gäste genutzt.

Verhängnisvolle Begegnung

Einer dieser Gäste war der 17-jährige Kenneth Avery Brock. Wie viele andere hatte der Teenager die Erlaubnis der Paars, auf dem riesigen Waldgrundstück zu jagen. Charles und Joey galten als sehr gastfreundlich und luden Besucher zu hausgemachtem Wein ein.

Was dann passierte, ist nicht ganz klar: Es wäre möglich, dass Kenneth Avery Brock in einer sexuellen Beziehung mit den beiden Männern stand – oder gern in einer gewesen wäre, von dem Paar aber zurückgewiesen wurde. So oder so: Auf den Teenager machten die beiden den Eindruck, als wären sie sehr reich. Tatsächlich hatten Charles und Joey ihr gesamtes Vermögen in den Bau des Hauses gesteckt.

Teenager mit Mordlust

Im Winter 1982 zog Brock in den Wohnwagen von Samuel Tony West. Mit ihm führte der junge Mann Gespräche über die "schwulen Teufelsanbeter", die laut Brock ein Vermögen in ihrem abgelegenen Haus ansammelten. Brock und West planten, das Paar auszurauben – und anschließend gemeinsam ein neues Leben zu beginnen.

Am 12. Dezember 1982 setzten Brock und West ihren Plan um. Bei Brocks Mutter holten die beiden ein Gewehr, angeblich um Hasen zu jagen. Auf dem Weg zum Haus nahmen sie Joey Wells und sein Date, Teresa Hudgins mit. Die Teenager konsumierten größere Mengen Alkohol und wurden mit Farbverdünner und Leim high.

"Bang, Bang"

Als die Gruppe Corpsewood erreichte, schien alles noch normal. Charles und Joey begrüssten die vier Jugendlichen und boten ihnen Getränke im Gäste-Esszimmer oberhalb des Hühnerstalls an. Brock verließ die Gruppe kurz, angeblich um mehr Farbverdünner aus dem Auto zu holen. Tatsächlich holte er das Gewehr.

Als Charles bereits ziemlich betrunken Brock mit dem Gewehr in der Tür stehen sah, war ihm der Ernst der Lage offensichtlich nicht bewusst. Laut den Zeugenaussagen der anderen begann Charles zu lachen, zeigte auf Brock und sagte: "Bang, Bang". Es sollte der letzte fröhliche Moment des Abends sein.

Hatte Charles eine Vorahnung?

Joey Odom wurde in der Küche von seinem Mörder überrascht, der viermal auf ihn schoss. Auch die beiden Hunde des Paars wurden erschossen. Charles Scudder wurde vorerst am Leben gehalten, damit er das Versteck seines (inexistenten) Vermögens verraten konnte.

Als Charles in der Küche den leblosen Körper seines Partners sah, waren seine letzten Worte angeblich: "Ich wollte es so." Was mit diesen kryptischen Worten gemeint war, ist bis heute unklar. Fest steht: Charles schien eine Vorahnung zu haben. Einige Monate vor seinem gewaltsamen Tod hatte er ein Selbstporträt gezeichnet – geknebelt und mit einer Schusswunde im Kopf.

Auf der Flucht

West und Brock flohen – was mit ihren beiden Freunden passierte, ist nicht klar, sie schienen sich aber schon deutlich früher vom Tatort entfernt zu haben. Ursprünglich wollte das mörderische Duo mit dem Auto von Charles Scudder fliehen, das war ihnen aber schnell zu riskant.

Kurzerhand entführten die beiden den Navy-Leutnant Kirby Phelps. Ursprünglich wollten sie ihn gefesselt an einen Baum zurücklassen. Als Brock aber das Gepäck aus den Autos umlud, erschoss West den gefesselten Phelps. Darauf trennten sich die Wege von West und Brock: Brock stellte sich am 20. Dezember der Polizei in Georgia, West am 24. Dezember in Tennessee.

Hetzjagd in den Medien

Die Leichen von Odom und Scodder wurden zwei Tage später von einem Bekannten gefunden. Der Mord machte Schlagzeilen, auch solche, die die Schuld bei den Opfern suchten: Scodder und Odom waren offen schwul und Scodder war "aus Neugierde", wie er selbst sagte, der Church of Satan beigetreten.

In den Achtzigern gab es in den USA eine Satanisten-Panik, was Scodder und Odom in den Augen der Öffentlichkeit sehr verdächtig machte. West sagte bei seiner Anhörung: "Alles, was ich sagen kann ist, dass die beiden Teufel waren und ich habe sie getötet."

Brock und West wurden beide verurteilt. Brock bekam dreimal lebenslänglich, West wurde zum Tode verurteilt. Sein Urteil wurde später in eine lebenslange Gefängnisstrafe umgewandelt. Beide befinden sich noch heute hinter Gittern.

Verfluchtes Haus

Nach dem schrecklichen Mord gab es viele Gerüchte über das Haus, das auch noch einen Namen wie Corpsewood Manor trug. Ob die Gerüchte über Geister und paranormale Aktivitäten mit den Morden zusammenhängt oder eher mit dem angeblichen Teufelskult, ist unklar.

Noch heute höre man angeblich das Bellen der Hunde, Gewehrschüsse oder das Spielen einer Harfe – das wertvollste Stück in Scodders Besitz. Das Haus brannte einige Jahre später nieder, die Ruinen locken seit dann viele Geisterjäger an.

(20 Min / Meret Steiger)