Beim gemeinsamen Essen in einem syrischen Schnell-Imbiss am Lerchenfelder Gürtel war die Welt für drei Cousins (46, 41, 21) aus Syrien noch in Ordnung. Sekunden später wäre das Leben der Männer um ein Haar vorbei gewesen, hing am seidenen Faden.
Mit viel zu hoher Geschwindigkeit verlor am 12. Juni gegen 19 Uhr ein BMW-Fahrer am Gürtel die Kontrolle über sein Auto. "Ich wollte einen Auffahrunfall vermeiden und wich auf den Gehsteig aus", gestand der 24-jährige Rumäne am Bezirksgericht Hernals einen fast fatalen "Fahrfehler" ein, musste sich am Donnerstag wegen fahrlässiger, schwerer Körperverletzung verantworten.
Die Schilderungen der Opfer gingen unter die Haut: Sie wurden durch den Aufprall durch die Luft geschleudert, alles geschah rasend schnell: "Ich ging gerade aus dem Restaurant raus, dann sah ich das Auto frontal auf mich zurasen", sagte der am schwersten Verletzte der drei Männer aus.
Mit Krücken und Bandagen war der 41-Jährige ins Gerichtsgebäude gehumpelt. Nach dem Crash verbrachte er drei Wochen im Spital, muss seither regelmäßig zu Kontrollen und Therapien. Wegen starker Schmerzen und den Schrauben im zertrümmerten Knie musste er sogar seinen Job als Lagerarbeiter an den Nagel hängen. Auch psychisch ist der von Anwalt Wissam Barbar vertretene Mann schwer angeschlagen.
Während der jüngste Cousin eine Zehe verlor, kann der Älteste nach schwerwiegenden Hautverletzungen bis heute nicht gut gehen. Nach kurzer Verhandlung stand das Urteil fest: Drei Monate bedingte Haft für den Raser, dessen Haftpflichtversicherung für den Schaden haftet – insgesamt 9.000 Euro für die drei Cousins. "Wir werden weitere Schadenersatzansprüche auf dem zivilrechtlichen Weg geltend machen", kündigte der engagierte Opfervertreter an.