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Darum bebt in der Türkei so häufig die Erde

Durch ein Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind mehr als 2.300 Menschen ums Leben gekommen. Das Beben ist eines von vielen in der Region.

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In der Türkei kommt es immer wieder zu katastrophalen Erdstößen.
In der Türkei kommt es immer wieder zu katastrophalen Erdstößen.
via REUTERS

Nur wenige Stunden nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,8 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala und mehreren Nachbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 2.300 gestiegen, Tausende weitere wurden verletzt. In der Türkei kommt es immer wieder zu heftigen Beben.

1939 starben 33.000 Menschen bei Erdbeben

Ein Blick auf den Dezember 1939 zeigt, welche fatalen Auswirkungen ein Erdbeben der Stärke 7,8 Mw haben kann: Damals starben rund 33.000 Menschen, so der Seismologe Stephen Hicks vom Imperial College London, auf Twitter. Etwa 100.000 wurden verletzt und mehr als 116.000 Gebäude zerstört. Seit dem sogenannten Erdbeben von Erzincan 1939 bebte die Erde in der Türkei mehr als 25 Mal mit katastrophalen Folgen. Stärker als im Jahr 1939 und heute hat die Erde in der Türkei aber kaum je gebebt.

Erdbeben entstehen, weil der Erdmantel aus mehreren Einzelteilen – den sogenannten tektonischen Gesteinsplatten – besteht. Angetrieben durch das zähflüssige Innere der Erde, wandern diese kontinuierlich – allerdings sehr langsam. Oft sind es nur wenige Zentimeter im Jahr. Dort, wo die Platten aneinandergrenzen, entstehen dadurch gewaltige Spannungen. Kann die Erdkruste diesen nicht mehr standhalten, entladen sie sich mit einem gewaltigen Ruck – zunächst im Innern der Erde. Die Kraft breitet sich in Form von Wellen (ähnlich den Wellen im Wasser) aus und erreicht in Sekundenschnelle den Meeres- oder Erdboden.

Die Türkei gilt für solch ruckartige Plattenbewegungen als besonders gefährdet. Denn hier treffen die Kontinentalblöcke Afrikas, Arabiens und Eurasiens aufeinander. Die seismisch aktivsten Gebiete liegen entlang der Nordanatolischen Verwerfung. Sie verläuft über etwa 1.200 Kilometer vom Iran durch die Nordtürkei und das Marmarameer bis in die Ägäis. Es gibt aber auch die Ostanatolische Verwerfung. Diese liegt im Südosten des Landes.

Erdbeben kommen in der Türkei täglich vor. Jeden Tag werden etwa 30 Erdstöße registriert. Diese unterscheiden sich deutlich hinsichtlich ihrer Stärke. So sind die meisten nur für empfindliche Messgeräte wahrnehmbar.

119 Tote bei Erdbeben in Izmir

Erst am 30. Oktober 2020 erschütterte ein Erdbeben die ägäische Küste Kleinasiens mit einer Magnitude von 7,0 Mw. Das Epizentrum lag im Ägäischen Meer rund 14 Kilometer nördlich von Samos und 23 Kilometer südlich von Seferihisar. Es löste einen Tsunami aus. Besonders schwer wurde die türkische Millionenstadt Izmir getroffen, wo mehrere Wohngebäude einstürzten. Bei dem Beben kamen 119 Menschen ums Leben, mehr als 1.000 weitere wurden verletzt.

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    In der Türkei und in Syrien kam es in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Erdbeben.
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