Oberösterreich

"Darum habe ich mein Kind von der Schule abgemeldet"

Sabrina Schickinger (37) aus Haigermoos (Bez. Braunau) ist Mama des kleinen Felix (8). "Heute" erzählte sie, warum ihr Bub daheim unterrichtet wird.

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Sabrina Schickinger hat ihren Sohn Felix von der Schule abgemeldet, unterrichtet ihn von zu Hause aus.
Sabrina Schickinger hat ihren Sohn Felix von der Schule abgemeldet, unterrichtet ihn von zu Hause aus.
Daniel Scharinger

Es war eine Entscheidung auf den letzten Drücker. Gerade noch am letzten möglichen Abmelde-Tag wurde der kleine Felix, acht Jahre alt, von der Volksschule abgemeldet. "Ich hatte irgendwie immer noch gehofft, dass es das Distance Learning weiter gibt und wir von der Schule Lernpläne bekommen", sagt Mama Sabrina Schickinger (37) im Gespräch mit "Heute".

Bereits das letzte halbe Jahr hat sie Felix zu Hause unterrichtet. (Da man zuletzt nicht mehr ohne Corona-Test in die Schule durfte, schrieb der Achtjährige Schultests im Freien). Er war auch noch mit Chirurgen- bzw. Stoffmaske in der Schule. "Als die FFP2-Masken gekommen sind und es hieß, es wird getestet, hab' ich ihn aus der Schule rausgenommen", erklärt die Innviertlerin. Mit Anfang dieser Woche hätte der Achtjährige die 3. Klasse der Volksschule in Haigermoos (Bez. Braunau) besucht – ging zuvor in die Volksschule in St. Pantaleon. Jetzt wird er weiter daheim von Mama Sabrina unterrichtet. 

Trotz Herzkrankheit: "Brauch keinen Test"

Die 37-jährige Dreifach-Mama (hat noch zwei erwachsene Töchter) leidet an einer Herzkrankheit, hat sich und ihren Buben noch nie auf das Coronavirus hin testen lassen. "Ich brauch' keinen Test, um zu wissen, ob ich krank bin oder nicht. Das braucht man bei Grippe auch nicht. Wenn ich mich testen lasse, will ich 100 Prozent Sicherheit, dass das Ergebnis auch stimmt", erklärt die Alleinerziehende. 

Auch Impfen kommt für sie und ihre Familie nicht in Frage, wie sie sagt: "Ich hab' mich intensiv eingelesen. Warum sollen wir uns impfen lassen? Das bringt ja eh nix", glaubt sie. Denn: "Es erkranken ja trotzdem Leute daran. Wie kann ich mich außerdem impfen lassen, wenn der Impfstoff noch nicht mal fünf Jahre lang getestet werden konnte. Wir kennen die Spätfolgen nicht", so Schickinger. 

Dass in Oberösterreich 91 Prozent der Patienten auf der Intensivstation nicht geimpft sind und die Impfung laut Experten vor schweren Verläufen schützt, scheint ihre Meinung nicht zu erschüttern. 

Zu Schulbeginn gab es 1.329 Abmeldungen in OÖ. Mittlerweile sind es mehr als 1.400.
Zu Schulbeginn gab es 1.329 Abmeldungen in OÖ. Mittlerweile sind es mehr als 1.400.
Land OÖ

"Felix tut sich leicht beim Lernen, da hab' ich Glück"

Respekt vor der Vollzeit-Aufgabe als Lehrerin hat die 37-Jährige. ("Man sieht da erst, was die Lehrer wirklich leisten".) Zweifel, dass sie dem Job nicht gewachsen sein könnte, hat die erfahrene Kellnerin hingegen nicht.

"Sonst würd' ich das nicht machen. Felix tut sich relativ leicht beim Lernen. Da hab ich sicherlich Glück, das hat die Entscheidung auch leichter gemacht", sagt sie. Außerdem habe sie in ihrem Freundeskreis auch Lehrer, von denen sie sich Tipps zu geeignetem Lernmaterial hole. In Englisch brauche sie da hin und wieder etwas Hilfe, so die Innviertlerin.

Und wie kann man sich den Unterricht im Hause Schickinger jetzt vorstellen? Bestimmt Felix, wann die "Schule" losgeht? "Das tut er sicher nicht", sagt Mama Sabrina. "Ich bin schon eine konsequente Lehrerin, manchmal sicher auch schon zu streng. Fixe Uhrzeiten oder einen Stundenplan in dem Sinn gibt es nicht. Ich möchte aber schon spätestens um 9 Uhr anfangen und um 12 Uhr fertig sein. Er bekommt für jedes Fach zwei bis drei Übungen, die er selbstständig erledigt und die ich dann kontrolliere – so wie beim Distance-Learning. Falls er Fragen hat, bin ich ja da und helfe", erklärt die 37-Jährige im "Heute"-Gespräch.

Hausübungen, Überprüfungen und Externistenprüfung

Die Schulbücher hat sich die Alleinerziehende, die am Wochenende als Kellnerin in einer Bar arbeitet und unter der Woche den kleinen Felix unterrichtet, noch von der Schule abgeholt, wie sie sagt. Auch Hausübungen gibt es und nach jedem neuen Kapitel wird eine Überprüfung gemacht, um zu schauen, ob Felix auch alles richtig verstanden hat. "Dafür gibt's dann auch Noten", so die Innviertlerin.

Am Ende des Schuljahres steht für den Achtjährigen auch die Externistenprüfung vor einer Prüfungskommission bevor. Schafft er die nicht, muss das Schuljahr wiederholt werden. Die Konsequenz: "Dann ist keine Abmeldung zum häuslichen Unterricht mehr möglich“, wie die Bildungsdirektion bei einer Pressekonferenz vergangene Woche erklärte. 

"Die Schule fehlt ihm schon"

Angst, dass Felix die Jahres-Abschlussprüfung nicht bestehen könnte, habe Schickinger nicht. Das Distance-Learning habe gut funktioniert, im Zeugnis hatte er sich nicht verschlechtert. Nur in Deutsch hatte er einen Zweier, sagt sie, merkt im Gespräch dann an, dass der Achtjährige die Schule doch ziemlich vermisse. "Das gemeinsame Jausnen in der Pause, die Lehrerin, die Schulkollegen mit denen man sich austauschen kann, das fehlt ihm schon." Vereinzelt habe man noch Kontakt zu Eltern von Schulfreunden, aber natürlich sei das nicht dasselbe, so die 37-Jährige.

Was sich ändern müsste, damit Felix wieder in die Schule geht? "Es müsste keine Tests mehr geben. Dann denk' ich drüber nach", so die Dreifach-Mama.

Land sieht Abmeldungen sehr kritisch

Das Land OÖ sieht die Schulabmeldungen sehr kritisch. "Wer sein Kind zum häuslichen Unterricht anmeldet, muss dieses auch zuhause unterrichten. Die Begrifflichkeit 'häuslicher Unterricht' an sich stellt schon unzweifelhaft klar, dass er zuhause stattzufinden hat. Ein Zusammenschluss in Lerngruppen ist nicht gestattet. Diese kämen einer Privatschule gleich und würden eine Genehmigung der Bildungsbehörde benötigen", so Bildungs-Landesrätin LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP).

"Damit die Bildung der Kinder und Jugendlichen, welche zu Hause unterrichtet werden, nicht völlig aus den Augen verloren wird, braucht es hier jedenfalls strengere Maßnahmen", fordert sie.

Haberlander setzt sich beim Bund zusätzlich zur Externistenprüfung am Jahresende für eine standardisierte Überprüfung des Lernstandes der Kinder nach dem ersten Semester ein.

Und: "Eltern sollen künftig auch nicht mehr entscheiden können, wo die Externistenprüfung stattfindet. Außerdem sollen den Eltern in Aufklärungsgesprächen die Konsequenzen der Abmeldung verdeutlicht werden – meldet man sein Kind vom Unterricht ab, so gibt es auch keine Unterstützung der Lehrkräfte beim Unterricht daheim."

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