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Darum leiden die Städter mehr unter den Pollen

Zurzeit sorgt die Birke für starke Symptome bei Allergikern. Wer nicht auf dem Land wohnt, ist noch stärker betroffen.

Heute Redaktion
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Triefende Nase, juckende Augen – in diesen Tagen leiden Heuschnupfen-Betroffene besonders stark. Das aktuelle milde Wetter begünstigt den Pollenflug. In allen tiefer gelegenen Regionen blühen die Birken, und ihre Pollen erreichen mäßige bis starke Belastungswerte. Auch Eschenpollen finden sich in hohen Konzentrationen, ebenso Hagebuchenpollen, vor allem in den Tieflagen Österreichs.

Das bestätigt auch Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Abteilung Allergologie des Universitätskrankenhauses Zürich: "Nach einem ersten Boom Ende Februar erleben wir nun einen deutlich stärkeren zweiten." Schuld seien vor allem die Birkenpollen, die besonders in städtischen Gebieten sehr aggressiv seien. Das liege daran, dass die Bäume unter Stress mehr Eiweiß in den Pollen produzierten, das die allergischen Reaktionen hervorrufe. Bei Bäumen würden Wassermangel, zu dichte Bepflanzung oder erhöhte Abgaswerte zu Stress führen. "Deswegen kann es sein, dass eine paar einzelne Birken in der Stadt für Allergiker schlimmer sind als ein kleines Birkenwäldchen auf dem Land", so Schmid-Grendelmeier.

Jeder sechste Österreicher ist betroffen

Erschwerend kommt die sogenannte Kreuzreaktion dazu: Weil das Birken-Eiweiß jenem in gewissen Nahrungsmitteln ähnelt, kann auch der Konsum von Baum- oder Haselnüssen sowie rohen Äpfeln allergische Reaktionen auslösen.

Jede sechste Person in Österreich leidet an Heuschnupfen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts habe die Häufigkeit der Pollenallergie von unter 1 auf 17 Prozent zugenommen. Laut einer langjährigen Studie dürften die steigenden CO2-Werte in der Atmosphäre für die verstärkte Pollenproduktion von Bäumen und Sträuchern verantwortlich sein. In experimentellen Studien in Gewächshäusern ließ sich nachweisen, dass Pflanzen bei steigender CO2-Konzentration mehr Pollen produzieren.

Verminderte Leistungsfähigkeit

In den kommenden Tagen ist zumindest vorübergehend Linderung zu erwarten: Am Mittwoch dürfte mit dem erwarteten unbeständigen Wetter die Pollenmenge vorübergehend zurückgehen. In den ersten ein bis zwei Stunden setzen die Pflanzen bei Regen jedoch sogar noch mehr Allergene frei, erst danach nimmt die Konzentration in der Luft ab. Wer an Heuschnupfen leidet, wird dann Linderung erfahren. Patienten mit Pollen-Asthma jedoch können im wahrsten Sinne des Wortes nicht aufatmen, denn ihre Beschwerden dauern in der Regel bis zu fünf Tage länger an.

Es kann jeden treffen

Doch das Schlimmste dürfte uns ohnehin noch bevorstehen: Ende April oder Anfang Mai sei erwartungsgemäß die schlimmste Zeit für Pollen-Allergiker. Dann sind die Baumpollen noch in der Luft, aber die ersten Gräserpollen kommen bereits dazu. Wer bislang verschont wurde, kann nur hoffen, dass er es weiterhin bleibt, denn eine Pollenallergie kann in jedem Alter auftreten. Der Körper kann durch den Kontakt mit Pollen sensibilisiert werden, das heißt, die Bereitschaft entwickeln, allergisch darauf zu reagieren. Ob und wann schließlich allergische Reaktionen auftreten, ist unvorhersehbar.

(S. Strittmatter)

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