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Darum macht dich Stress dick

Mit der Energiezufuhr allein ist es nicht getan, wenn man Bauchfett loswerden will. Schuld daran ist das Cortisol.

Heute Redaktion
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Bild: flickr cc by-nd herlitz_pbs

Dass zwischen Stress und Gewicht eine Verbindung besteht, wissen wir schon lange. Da sind zum einen die kurzfristigen Aspekte: Wir verändern unser Essverhalten, wenn wir stressige Tage haben, indem wir Mahlzeiten ausfallen lassen und abends zu Snacks und Wein greifen. Dass das aufs Gewicht bezogen ungünstig ist, muss ich nicht weiter erklären.

Um zu verstehen, wie Stress Einfluss auf unser Gewicht nimmt, müssen wir uns mit unserem Gehirn auseinandersetzen. Stehen wir unter Stress, braucht unser Nervensystem mehr Energie. Und obwohl das Gehirn nur zwei Prozent unseres Körpergewichts ausmacht, braucht es rund die Hälfte unseres Kohlenhydratebedarfs in Form von Traubenzucker – bei Stress sogar bis zu 90 Prozent! In den letzten Jahren kam daher die Hypothese des egoistischen Gehirns auf, wonach sich das Gehirn nimmt, was es braucht. Und steht ihm zu wenig Energie zur Verfügung, kann es auf Regelkreise zurückgreifen, die Hunger und Sättigung steuern und uns so direkt zum Essen (von möglichst energiereichen Lebensmitteln) animieren. An stressigen Tagen noch Mahlzeiten auszulassen, ist darum wenig sinnvoll, weil das diese Mechanismen verstärkt und wir am Abend – wenn endlich Ruhe herrscht – übermäßig kompensieren. Dass das dann zu einer Gewichtszunahme beitragen kann, verwundert nicht.

Sind wir gestresst, schüttet der Körper Cortisol aus. Das sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass blitzschnell aus den körpereigenen Reserven Energie in Form von Traubenzucker bereitgestellt wird. Das ist wichtig, um in bedrohlichen Situationen richtig reagieren zu können. Schwierig wird es, wenn es sich nicht um akuten, sondern chronischen Stress handelt. Denn Cortisol sorgt dafür, dass der Körper seine Reserven laufend auffüllt. Das führt nicht nur zur Gewichtszunahme, sondern auch zu einem Umbau unserer Körpermaße; häufig nimmt die Muskelmasse an Armen und Beinen ab und die Fettmasse im Bauchraum zu. Auch die genetische Veranlagung spielt hier eine Rolle, denn diese bestimmt mit, wo Fett eingelagert wird. Dennoch bestehen Daten, die zeigen, dass erhöhte Cortisolspiegel bevorzugt zu Gewichtszunahme im Bauchraum führen.

Diana Studerus (29) hat an der Berner Fachhochschule Ernährung und Diätetik studiert. Mit Ihrer Firma Food on Record berät sie zum Thema Ernährung. Was ihr besonders daran gefällt: Den Status quo infrage zu stellen und damit Möglichkeiten zu eröffnen, die Ernährung individuell, genussvoll und nachhaltig zu gestalten.

Manche Forscher gehen deshalb so weit und behaupten, dass Bauchfett nicht primär von der zugeführten Kalorienmenge abhängt, sondern eher vom chronischen Stress, der in unserer Gesellschaft herrscht, und den erhöhten Cortisolspiegel. Es gehe um jene quälenden Gefühle, die entstehen, wenn eine Situation ausweglos erscheint – etwa ein drohender Jobverlust, eine sich anbahnende Trennung, Überschuldung, Mobbingsituationen oder Gedanken, die aufgrund des zu hohen Körpergewichts entstehen können. Auch zu wenig Schlaf über einen längeren Zeitraum führt zu einem erhöhten Cortisol-Spiegel.

Mit der Energiezufuhr allein ist es daher nicht getan, wenn man Bauchfett loswerden will. Und ja, Stress gehört zum Leben, wir können uns dessen nicht entziehen. Sich aber die Frage zu stellen, welche Lasten man zu tragen hat, ist genauso wichtig wie ausreichend zu schlafen. Und wenn wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen, sind wir mittendrin in der viel gelobten Lebensstilveränderung, die längerfristig auch dazu beiträgt, dass der Bauchumfang nicht wieder wächst.

Weiterführende Literatur zum Thema Stress & Gewicht und zur Selfish-Brain-Theorie gibt es kostenlos auf Anfrage per Mail ([email protected]).

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