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Darum sind ungewaschene Hände eine ernste Gefahr

Heute Redaktion
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Der Großteil der gegen Antibiotika resistenten Kolibakterien werden direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Und zwar dann, wenn man sich nach dem WC die Hände nicht wäscht.

Eigentlich wäre es so einfach: Wenn man aufs WC geht, wäscht man sich nachher die Hände. Und doch verzichten viele darauf. In einer nicht repräsentativen Leser-Umfrage von "20 Minuten" gaben nur 68 Prozent der über 20.000 Teilnehmer an, sich immer nach dem WC-Besuch die Hände zu waschen. Laut deutschen Forschern haben vor allem Männer ein Händewaschproblem.

Diese Bequemlichkeit kann gefährliche Folgen haben. Denn wegen der schmutzigen Finger werden mehr Infektionen mit resistenten Kolibakterien ausgelöst als durch rohes oder zu wenig gekochtes Fleisch. Dies haben Forscher der britischen Universität East Anglia herausgefunden.

Vom Klo in den Mund

Kolibakterien, auch E. Coli genannt, sind im Darm von Menschen und Tieren zuhause und meist harmlos. Gewisse Stämme können allerdings Lebensmittelvergiftungen, Blasenentzündungen oder gar Blutvergiftungen auslösen. Und immer mehr dieser Stämme entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika. Sogenannte ESBL-Stämme bilden ein Enzym, das Antibiotika der Gruppe der Cephalosporine, zu denen Penicillin gehört, unwirksam machen.

Die häufigste Verbreitungsart dieser Kolibakterien ist laut den Forschern jene von Mensch zu Mensch. "Indem die Fäkalteilchen des einen Menschen den Mund eines anderen erreichen", wie David Livermore, Hauptautor der Studie, in einer Mitteilung sagt. Das ist ein Problem, denn laut Livermore ist die Sterberate bei Menschen, die mit resistenten Stämmen infiziert sind, doppelt so hoch wie bei jenen, die sich mit gut behandelbaren Kolibakterien angesteckt haben.

Nicht vom Pouletfleisch

Für ihre Studie analysierten die Forscher 20.000 Kotproben und hunderte Blutproben, wie sie im Fachjournal "Lancet Infectious Diseases" schreiben. Es zeigte sich, dass im menschlichen Blut, Kot sowie der Kanalisation andere Bakterienstämme vorkommen als im Rind-, Schweine- oder Pouletfleisch sowie im Mist.

"Es gibt kaum Überschneidungen zwischen den Bakterienstämmen von Menschen, Vieh und Geflügel", sagt Livermore. "Die Mehrheit der ESBL-Kolibakterien-Stämme, die beim Menschen zu Infektionen führen, kommen nicht vom Pouletfleisch oder einem anderen Ort in der Nahrungskette."

Natürlich müsse Pouletfleisch weiterhin durchgebraten sowie die anderen Lebensmittel-Hygieneregeln beachtet werden, so Livermore. Doch im Falle der ESBL-Kolibakterien-Stämme sei es viel wichtiger, die Hände nach dem Gang auf die Toilette zu waschen.

Wer nicht in Kauf nehmen will, sich selbst oder andere Menschen mit Krankheiten anzustecken, sollte es sich zu Herzen nehmen.

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