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Darum trendet gerade der Hashtag #CancelNetflix

Zahlreiche Netflix-User werfen dem Streamingportal vor mit dem Film "Cuties" junge Mädchen zu sexualisieren.

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"Cuties"(bzw. "Mignonnes") sorgt online für eine gewaltige Kontroverse.
"Cuties"(bzw. "Mignonnes") sorgt online für eine gewaltige Kontroverse.
Netflix

"Cuties" bzw. Mignonnes" dreht sich um die elfjährige Amy (Fathia Youssouf), die sich mit den traditionellen Werten ihrer muslimischen, aus Senegal stammenden Familie nicht groß identifizieren kann. Sie bricht daraus aus, indem sie sich der titelgebenden Twerk-Tanzgruppe Cuties in ihrer Pariser Schule anschließt.

Die senegalesisch-französische Regisseurin Maïmouna Doucouré (35) zeigt, mit welchem sozialen Druck heranwachsende Mädchen – insbesondere mit Migrationshintergrund – in der heutigen westlichen Welt konfrontiert sind und wie früh sie sexualisiert werden. Das schafft sie mit absichtlich eindeutigen Einstellungen, die beim Schauen bewusst Unbehagen auslösen sollen.

Was sagen die Kritikerinnen und was die User?

"Der Film will zeigen, dass es Kindern erlaubt sein soll, Kinder zu sein", so die Macherin gegenüber "Time", "und wir als Erwachsene sollten ihre Unschuld schützen und sie so lange wie möglich unschuldig sein lassen." Kino-Fachleute beklatschen "Cuties" (französischer Originaltitel: "Mignonnes") praktisch durchs Band und finden größtenteils, dass die Message des Coming-of-Age-Comedy-Dramas funktioniert. Am Sundance Film Festival wurde der Film zudem mit dem World Cinema Dramatic Directing Award ausgezeichnet.

Rottentomatoes.com verzeichnet (Stand Montagnachmittag, 14 Uhr) 89 Prozent positive Reviews, auf Metacritic.com erzielt der Film eine mehr als solide Durchschnittswertung von 69 von 100 Punkten. Komplett anders fallen die User-Scores aus: 3 Prozent positive Rottentomatoes.com-Reviews, durchschnittlich 0,6 von möglichen 10 Punkten bei Metacritic.com.

Was hat die Kontroverse angestoßen?

Die schlechten Bewertungen der Userinnen gehen zum einen auf die Artwork-Kontroverse zurück. Netflix vertreibt "Cuties" in vielen Teilen der Welt und veröffentlichte Mitte August ein Poster (rechts im Tweet), das sich deutlich vom Plakat für den französischen Kino-Release (links) unterscheidet:

Die Folge: Ein Shitstorm. Zahlreiche User warfen Netflix vor mit einem solchen Poster junge Mädchen zu sexualisieren. Sie forderten Netflix dazu auf, den Film auf keinen Fall zu veröffentlichen – auch mittels Onlinepetitionen. 

Nachdem sich Doucouré aufgrund der Netz-Aufregung sogar mit Morddrohungen konfrontiert sah, entschuldigten sich die Netflix-Bosse bei ihr und der Öffentlichkeit fürs Plakat. "Wir bedauern zutiefst, dieses Artwork verwendet zu haben", heißt es in einem Tweet, "das war weder richtig noch repräsentativ für diesen Film. Wir haben es nun ausgetauscht."

Wie sieht es seit dem Release aus?

Netflix kam der Forderung, den Release von "Cuties" zu kippen, nicht nach und veröffentlichte ihn vergangene Woche. Die Kontroverse nahm wieder Fahrt auf, und der Ton der Userinnen und User wurde schnell harscher als noch im August. Rasch trendete der Hashtag #CancelNetflix auf Twitter und sehr viele Leute teilten (angebliche) Screenshots von ihrem frisch abbestellten Abo.

Die Posts zeigten schnell Wirkung: Die Netflix-Aktie hatte am Mittwoch, dem Morgen des "Cuties"-Release-Tages, einen Wert von 520 Dollar pro Stück – am Montagnachmittag um 14 Uhr lag er noch bei 480 Dollar, das ist ein Fall von knapp 8 Prozent.