Niederösterreich

Rücktritt! Darum kam es zur Schlägerei mit VP-Ortschef

Eine Wirtshaus-Schlägerei zwischen einem jungen Schrattenberger und Bürgermeister Johann Bauer (VP) hatte Konsequenzen: Bauer geht nun.

Bürgermeister Johann Bauer bei einer Auszeichnung des Landes NÖ - er kann auch anders, wie ein Video beweist.
Bürgermeister Johann Bauer bei einer Auszeichnung des Landes NÖ - er kann auch anders, wie ein Video beweist.
NLK

Wildes Weinviertel! Vor gut zwei Jahren war das 900-Seelen-Dorf Schrattenberg (Mistelbach) schon einmal im Fokus gestanden, als ein Tornado-Ausläufer die Hälfte der Häuser beschädigt hatte. Und jetzt schaffte es Schrattenberg bei Poysdorf erneut in alle Medien des Landes, diesmal nicht auf tragische Art und Weise wie vor 28 Monaten, sondern auf unrühmliche Art.

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    Die Aufnahmen, wie der Bürgermeister Johann Bauer einen Bürger massiv beleidigt, verbreiteten sich rasch.
    Die Aufnahmen, wie der Bürgermeister Johann Bauer einen Bürger massiv beleidigt, verbreiteten sich rasch.
    Screenshot / Video

    Grund dafür war ein Video, welches in den sozialen Medien kursierte und schließlich öffentlich wurde. Mittendrin der seit 13 Jahren im Amt befindliche VP-Bürgermeister Johann Bauer sowie ein Bürger aus Schrattenberg osteuropäischer Abstammung. Der VP-Politiker soll den jungen Mann im Wirthaus auf offene Gemeindeforderungen angesprochen haben. Angeblich schuldet der Bürger der Gemeinde noch rund 7.000 Euro. 

    Unmoralisches Angebot mit schuldbefreiender Wirkung

    Der Bürgermeister soll dann dessen Ehefrau, die im Wirtshaus als Kellnerin tätig ist, beleidigt haben: "Wenn Deine Frau *****, dann hast keine Schulden mehr", soll der Ortschef gesagt haben (es gilt die Unschuldsvermutung).

    Daraufhin verlagerte sich der Streit vors Lokal, wo sich der Bürgermeister zunehmend in Rage redete. Er drohte dem jungen Schrattenberger mit dem Tod und dass er das Haus binnen kurzer Zeit verlieren würde. Immer wieder nannte der Ortschef den Mann "A********" und wurde immer massiver. Der junge Osteuropäer betonte noch, dass er den Bürgermeister zwar respektiere, aber dieser eben seine Frau beleidigt hätte (siehe Video). 

    Daraufhin legte der Bürgermeister, ein enger Bekannter des niederösterreichischen Landtagspräsidenten, noch ein Schauferl drauf und tätschelte den jungen Mann. Die Frau des jungen Mannes versuchte noch verzweifelt zu schlichten, rief mehrmals den Namen ihres Mannes: "*****, komm doch bitte rein!" Doch zu spät: Der junge Mann hatte die Fassung verloren und streckte den Politiker per Faustschlag nieder - mehr dazu hier. Dass er gefilmt worden war, dürfte der Ortschef nicht mitbekommen haben oder es war ihm egal. Es ist somit die zweite VP-Video-Falle binnen nach der Burger-Causa.

    Am Montag gab Johann Bauer seinen Rücktritt als Bürgermeister bekannt. Auf Anfrage des "ORF NÖ" sagt er: "Ja, es war eine dumme Geschichte. Aber, dass ich als Bürgermeister zurücktrete, war schon länger geplant. Schade, dass das jetzt mit dieser Geschichte im Zusammenhang steht".

    Sofortiger Rücktritt

    Nur für Bundesrat und FP-Bezirkschef Michael Bernard zu wenig: "Der Bürgermeister muss jetzt sofort zurücktreten und nicht erst in einigen Wochen. Und dass er im Wirtshaus Dinge aus der nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung angesprochen hat, geht auch nicht."

    Ziegel-Causa

    Aus Insiderkreisen ist auch zu hören, dass ein Teil der Bevölkerung nun Angst haben soll, weil der Ortschef legale Waffen besitzen soll. "Wenn sich der so wenig unter Kontrolle hat", so ein Schrattenberger. Der VP-Ortschef soll seit einiger Zeit angezählt sein. "Als es im Juni 2021 die Tornado-Schäden gab und zahlreiche Häuser abgedeckt worden waren, gab es ja in der Folge Ziegel-Spenden. Und da bevorzugte er eine Angehörige eindeutig, während er weniger Glücklichen beinhart einen Abbruchbescheid zustellte", so ein Insider weiter. FP-Bundesrat Bernard schüttelt dazu nur den Kopf: "Zustände herrschten in Schrattenberg." Eine Gemeinderätin bezeichnet im "Standard" Bauer als absoluten Machtmenschen, der bei Widerspruch aggressiv werden würde. Ein Schrattenberger meinte: "Er war ein Wilfing-Haberer, somit ging alles durch."

    Der Bürgermeister selbst wollte zu den offenen Forderungen auch gegenüber der Landespartei keine exakten Angaben machen, weil er sonst gegen die Amtsverschwiegenheit verstieße. Bei der Polizei liegt bis dato keine Anzeige auf - weder vom Bürgermeister wegen des Faustschlages, noch von Bürger. Der Bürger könnte den Ortschef privat wegen Beleidigung klagen. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung. 

    Rücktritt

    Von Seiten der Landes-VP hieß es am Dienstagnachmittag: "Das veröffentlichte Video wirft, ganz unabhängig von den Hintergründen des Streits, natürlich ein schlechtes Licht auf das so wichtige Bürgermeister-Amt. Der betroffene Bürgermeister wird zeitnah eine persönliche Stellungnahme abgeben." Aus gut informierten Kreisen ist bekannt, dass der VP-Ortschef am Dienstagabend zurücktreten wird.

    Und wirklich war, am Dienstagabend: der Rücktritt per kurzem Brief, sein Nachfolger soll Helmut Schwarz werden