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Das Antibaby-Gel für den Mann ist auf dem Weg

Schwedische Forscher haben ein Gel für den Mann entwickelt, das eine unerwünschte Schwangerschaft verhindern soll. Erste Tests sind vielversprechend.

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Wenn auf Kondome verzichtet werden sollte, Kinder aber kein Thema waren, mussten sich bisher die Frauen um die Verhütung kümmern. Doch damit könnte bald Schluss sein.
Wenn auf Kondome verzichtet werden sollte, Kinder aber kein Thema waren, mussten sich bisher die Frauen um die Verhütung kümmern. Doch damit könnte bald Schluss sein.
Getty Images/iStockphoto

Samenleiter durchtrennen oder Hütchen drauf: Diese beiden Verhütungsmöglichkeiten standen Männern bislang zur Verfügung. Eine Pille für den Mann gibt es – trotz mehrfacher Ankündigung – nach wie vor nicht. Möglicherweise braucht es die aber auch gar nicht mehr. Das Antibaby-Gel von schwedischen Forschenden könnte ihr zuvorkommen. Entsprechende Studien mit menschlichen Probanden laufen bereits.

Statt geschluckt zu werden, wird das Gel, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Karolinska-Instituts entwickelt haben, einfach auf Schultern und Oberarme aufgetragen. Es enthält die Hormone Nestoron und Testosteron: Ersteres stoppt die Spermienproduktion, letzteres sorgt dafür, dass der Mann nicht die Lust verliert.

Vielversprechende Zwischenergebnisse

"Wir haben bereits Studien durchgeführt, in denen es um die Sicherheit und Nebenwirkungen des Gels ging. Nun sind wir in der Phase, wo wir ausdrücklich darauf schauen, ob das Gel verlässlich ist als Verhütungsmittel für Paare", sagt Studienleiterin und WHO-Beraterin Kristina Gemzell Danielsson. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse seien vielversprechend: Bislang kam es bei 420 Paaren zu keiner unerwünschten Schwangerschaft.

Aktuell scheint die Professorin des Instituts, das auch alljährlich den Nobelpreis für Medizin verleiht, nur ein mögliches Problem zu sehen, wie den schwedischen Medien zu entnehmen ist. Dieses sei ethischer Natur: Wenn das Gel versagen würde, müsste nicht der Mann, der das Gel aufgetragen hat, sondern die Frau die Konsequenzen tragen, die dann schwanger würde.

Pharmaindustrie hat wenig Interesse

Zudem gäbe es hinsichtlich der Kosten noch Schwierigkeiten, da die derzeitigen Verhütungslösungen ein Maximum an Gewinn für die Pharmaindustrie generieren würden, so Kristina Gemzell Danielsson. Das Interesse an Verhütungsmitteln für Männer sei entsprechend gering. Derzeit wird das Antibaby-Gel-Projekt von Schweden, den USA und weiteren Ländern finanziert.

Aufgrund des mangelnden Interesses großer Konzerne rechnet die Fachfrau mit einer Lancierung des Gels in frühestens fünf Jahren. "Sonst könnte es viel schneller gehen", so Danielsson. Wie die Männerwelt auf ein solches Angebot reagieren wird, bleibt abzuwarten.

Sicher ist aber, dass viele Frauen eine Alternative zur Antibabypille begrüßen dürften. Denn während die im Jahr 1960 auf den Markt gebrachte hormonelle Verhütungsmethode zunächst gefeiert wurde, steht sie heute immer häufiger in der Kritik. Denn die Einnahme von Hormonen birgt Nebenwirkungen wie etwa ein erhöhtes Thromboserisiko. Dies wollen viele Frauen nicht mehr in Kauf nehmen.