Wirtschaft

Das bedeuten die Phrasen im Job-Inserat wirklich

Heute Redaktion
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'Teamfähigkeit', 'Dynamisches Umfeld' etc. Ein Personalexperte schaut sich verbreitete Floskeln in Stelleninseraten an – und sagt, was sie wirklich bedeuten.

Abgegriffene und ungenaue Formulierungen in Stellenausschreibungen sind oft verwirrend oder unverständlich für Stellensuchende. Was heißt es genau, wenn einem "zeitlaute Arbeitsbedingungen" angeboten werden? Was versteckt sich hinter dem Wunsch nach einem "hochmotivierten" Mitarbeiter?

Der Personalexperte Michel Ganouchi von der Firma Recruma hat sich für "20 Minuten" verbreitete Phrasen in Stelleninseraten angeschaut und erklärt, was wirklich gemeint ist:

•Teamfähigkeit

"Teamfähigkeit ist der Klassiker unter den Floskeln. Das heißt, der passende Kandidat sollte sozialtauglich sein und mit Menschen sprechen und auch zuhören können. Das trifft doch auf jeden Job zu."

•Rasche Auffassungsgabe

"Sie verstehen, was man Ihnen mitteilt. Schnell. Als ob schon jemals jemand mit langsamer Auffassungsgabe gesucht worden wäre."

•Dynamisches Umfeld

"In einem dynamischen Umfeld zu arbeiten heißt: Es ist zuweilen chaotisch bei uns. Stellen Sie sich darauf ein."

•(NGO-)Branchenüblicher Lohn

"Bei diesem Job verdienen Sie für die gleiche Arbeit deutlich weniger, als Sie es in einer anderen Branche tun würden. Im vorliegenden Fall ist die Angabe berechtigt, weil sie aussagekräftig ist. NGOs zahlen in der Regel deutlich weniger als andere Arbeitgeber. Ansonsten gilt: Erwarten Sie nicht zu viel."

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

"Alle wollen etwas von Ihnen. Multitasking- und Priorisierungsfähigkeiten gehören zwingend dazu, um bei dieser Stelle erfolgreich zu sein."

•Speditive Arbeitsweise

"Bei dieser Arbeitsstelle liegt Tagträumen nicht drin. Abarbeiten ist angesagt. Und bitte nicht zu viel nachdenken!"

•Hoch motiviert

"Auch bei diesem Job arbeiten Sie viel und sollten zeigen, dass Sie es gern tun. Auf die Uhr schauen ist nicht erwünscht."

•Traumjob

"Wie bloß soll ich mir als Stellensuchender auf Grund der vagen Angaben vorstellen können, worum es sich dabei handelt? Bleiben wir realistisch. Traumjobs sind zum Träumen da."

•Zeitlaute Arbeitsbedingungen

"Sie erhalten Lohn und Ferien. Cool, nicht? Nicht zu viel und nicht zu wenig von beidem. Vielleicht noch etwas Kaffee. Spaß beiseite: Der Begriff zeitlaut ist interpretationsbedürftig. Während bei den einen Arbeitgebern Homeoffice, flexible Arbeitszeiten usw. darunterfallen, sind bei anderen noch nicht einmal fünf Wochen Ferien gemeint. Fragen Sie den Arbeitgeber, was er denn genau darunter versteht."

Laut dem HR-Experten Ganouchi hat der Gebrauch von Floskeln in Stellenanzeigen verschiedene Ursachen: "Ratlosigkeit und mangelnde Sensitivität im Umgang mit Sprache ist verbreitet. Aus Zeitgründen wird zudem oft von anderen Stellenanzeigen kopiert, was man für geeignet hält." Ganouchi rät Unternehmen, ganz auf abgegriffene Formulierungen zu verzichten. "Floskeln bringen null Mehrwert. Weder für Unternehmen noch für Kandidaten. Sie sind reine Platzverschwendung." (red)