Life

Das Bonsai-Stadtcoupé, das kaum jemand kennt

Rund 15.000 Z600-Coupés wurden von 1971 bis 1974 gebaut. In Europa fuhren nur wenige davon. Heute sind sie praktisch komplett vergessen.

Heute Redaktion
Teilen

Wie müsste der ideale Stadtwagen aussehen, fragten sich smog- und staugeplagte Autofahrer in den frühen 1970er-Jahren. Honda hatte die Antwort, und die hieß "Z", genauer Honda Z600.

Nur gerade 3,12 Meter lang war der als Coupé angepriesene Kleinwagen, und doch bot er vier Personen Platz sowie aufwändige Motorentechnik. Und er gab sich mit sechs bis acht Liter Benzin pro 100 Kilometern und mit den kleinsten Parkflächen zufrieden. Und das vor 45 Jahren.

Vom "Kei Car" zum amerikatauglichen Coupé

Bereits 1967 begann Honda, einen viersitzigen Kleinwagen namens N360 zu vermarkten. Dieser war ein sogenanntes "Kei Car", also ein Leicht-/Kompaktfahrzeug, das in Japan besonders günstig besteuert wurde.

Die Typenbezeichnung wies auf den nur 354 cm3 großen Hubraum des verwendeten luftgekühlten Zweizylindermotors hin. Für Exportmärkte wurde dem N360 der N600 zur Seite gestellt, der 598 cm3 aufwies und damit flotter beschleunigen konnte. Mutige Autojournalisten beschleunigten den Kleinwagen auf über 120 km/h.

Der N600 wurde auch in Europa und in den USA verkauft. In großzügigen Annoncen wurde der N600 1968 in Deutschland beworben und seine Nähe zum erfolgreichen Honda-Formel-1-Wagen angepriesen.

1971 erhielt der N600 einen Bruder namens Z600 mit einem damals moderner empfundenen Kleid und Coupé-Charakter.

Die Europäer durften das Honda Coupé im Oktober 1971 am Pariser Autosalon erstmals genauer anschauen. 3,12 Meter Länge, 1,3 Meter Breite, 595 kg Leergewicht, angetrieben von einem luftgekühlten Aluminium-Zweizylinder mit obenliegender Nockenwelle. Das tönte nach High-Tech und war es auch. Der kleine Wagen wurde etwa gleich teuer angeboten wie ein Fiat 127.

Viel Hightech für das Bonsai-Coupé

Beim Z600 hatten die Japaner aus dem Vollen schöpfen können. Natürlich übernahmen sie die Technik und die Grundkonzeption des N600. Somit verfügte auch der Z600 über eine steife, selbsttragende Karosserie und denselben Leichtmetall-Zweizylinder. Bei einer Verdichtung von 8.5:1 entwickelte die westliche Version rund 36 PS bei 6.000 Umdrehungen.

Mit weniger als 600 kg Leergewicht und kompakten Dimensionen stand einem sparsamen Verbrauch nichts im Wege. Man sprach damals von 5 bis 8 Litern pro 100 km. Die kleinen Räder mit 10-Zoll-Felgen hatte der Honda mit dem Mini gemeinsam. Wie schon beim N600 gab es auch zum Coupé eine 0,36-Liter-Variante namens Z360, deren Motor seine Höchstleistung erst bei 9.000 Umdrehungen abgab und erstaunlicherweise kaum langsamer war als das Z600 Coupé. Diese Variante fand ihren Weg aber nur ausnahmsweise in den Westen.

Für den Z600 notierten zeitgenössische Testberichte rund 25 Sekunden für den Spurt von 0 bis 100 km/h, einen Käfer konnte man damit auf jeden Fall auf Distanz halte.

Vor- und Nachteile

Für Kritik sorgten der nicht immer befriedigende Geradeauslauf und die (zumindest anfängliche) Beschränkung auf eine Farbe –einen Orange-Ton.

Für Lob sorgte dafür der via Heckfenster gut zugängliche Kofferraum, der darüber hinaus durch Umlegen der Rücksitzlehne noch vergrößernt werden konnte. Zudem verfügte der Wagen über Sicherheitsgurte und eine für den Preis mehr als angemessene Ausstattung.

Der Z600 sei die Isetta der 1970er-Jahre, wurde einst gesagt. Auf die wirkliche Entdeckung bei den Autosammlern der Welt wartet das kleine Coupé allerdings noch.

Weitere Informationen und mehr Bilder finden sich auf www.zwischengas.com.

Mehr zum Thema