Die klimatischen Veränderungen führen in Nordamerika zu kürzeren und wärmeren Wintern, da sind sich Experten einig. Gehören deshalb auch die gefürchteten Eisstürme, die derzeit in den USA bis zu 200 Millionen Menschen bedrohen, bald der Vergangenheit an? Nein, sagen die Klimaforscher.
Tatsächlich werden gefährlichen Stürme durch die fortschreitende Erderwärmung nämlich sogar heftiger. Der Grund: Wenn sich die Erdatmosphäre erwärmt, kann sie mehr Feuchtigkeit aufnehmen und speichern – was mehr Niederschläge und Unwetterkatastrophen zur Folge hat.
"Die Atmosphäre verhält sich wie ein Schwamm. Das bedeutet, dass sie bei höheren Temperaturen mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Wenn man den Schwamm auswringt, kann aber auch mehr Feuchtigkeit in Form von Niederschlag und im Winter als Schnee vom Himmel fallen", sagt Daniel Horton von der Northwestern University.
Als Folge verzeichnen zahlreiche US-Regionen immer mehr Niederschlag. "Winterstürme selbst führen in einigen dieser Gebiete zu deutlich extremeren Niederschlagsmengen, Eisregen, Schneeregen und sogar Schneefall", sagt Meteorologe Jason Furtado von der University of Oklahoma.
"In diesem Jahr fällt besonders viel Schnee an Orten, an denen wir nicht damit rechnen, wie in New Orleans oder an der Golfküste Floridas", ergänzt der Forscher.
Wenn sich die Arktis erwärmt, bilden sich Hochdruckgebiete, die Kaltfronten verdrängen und sie nach Süden ziehen lassen, wodurch stärkere Stürme entstehen. Obwohl das Phänomen schon seit Jahren auftritt, treten diese Einbrüche aufgrund steigender Temperaturen häufiger auf.
"Wir bekommen diese gewaltigen Hochdruckgebiete, die sich über der Arktis bilden – und das dient dazu, einen Teil dieser kalten Luft in unsere Breitengrade zu drängen", sagt Furtado.
„Wir werden energiereichere Stürme haben, die auch mehr Feuchtigkeit aus den Ozeanen aufnehmen können.“Jason FurtadoUniversity of Oklahoma
Stürme werden durch den Temperatur-Unterschied zwischen der kalten, arktischen Luft und den wärmeren Breitengraden angetrieben. Das Ergebnis sei zweifach: "Jetzt werden wir energiereichere Stürme haben, die auch mehr Feuchtigkeit aus den Ozeanen aufnehmen können, weil die Atmosphäre etwas wärmer ist", so Furtado
Auch Seenregionen wie New York und Michigan werden bei steigenden Temperaturen anfällig für ein Phänomen namens "See-Effekt-Schnee". "Unsere Seen erwärmen sich und bleiben den Winter über länger warm", sagt Horton.
Aus diesem Grund frieren sie nicht mehr so stark zu wie früher, und das wärmere Wasser verdunstet in den Kaltfronten. "Sie können ihre Feuchtigkeit besser abgeben, wenn die kalte arktische Luft über sie hinwegströmt."
Dies sei nur ein Beispiel dafür, dass die Winter in den USA nicht mehr so aussehen wie früher. "Wir sind seit über 50 Jahren an ein bestimmtes Klima gewöhnt", sagt Furtado. "Und jetzt befinden wir uns in einem Übergang, in dem sich die Dinge rasch ändern."