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Das Jahr, in dem wir digital auf Testfahrt gehen

Durchbruch von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning, explodierender Internet- und Mobile-Traffic – 2019 wird das IT-Jahr schlechthin.

Heute Redaktion
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2019 wird das Jahr, in dem wir virtuell auf Testfahrt gehen.
2019 wird das Jahr, in dem wir virtuell auf Testfahrt gehen.
Bild: iStock

2018 standen im IT-Bereich die effiziente Datennutzung, die Optimierung und Verwaltung von Multicloud-Umgebungen sowie eine umfassende Sicherheitsarchitektur im Vordergrund. 2019 ändert sich an diesen Schwerpunkten nur wenig. Sie werden sich aber weiterentwickeln und gleichzeitig mit neuen Ansätzen erweitert. So müssen Unternehmen noch schneller Prozesse digitalisieren und neue Technologien nutzen, prognostiziert das weltweit führende Technologieunternehmen Cisco.

KI und ML werden alltagstauglich

Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Es gibt inzwischen viele ML-fähige Datensätze, die sich mit hoher Rechenleistung und fortschrittlichen Algorithmen bearbeiten lassen. Manche Hedgefonds nutzen sie für neue Handelsmodelle, Personalabteilungen wollen mit Künstlicher Intelligenz Fachkräfte effizienter gewinnen und halten.

2019 werden intelligente Lösungen den Menschen in immer mehr Bereichen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen und effizienter zu arbeiten. Cisco setzt KI und ML ein, um reale Probleme auf pragmatische Weise zu lösen – zum Beispiel werden damit riesige Mengen Netzwerkdaten analysiert, Bedrohungen identifiziert und gestoppt sowie reibungslosere Workflows sichergestellt.

Das Internet expandiert weiter

Laut dem aktuellen Cisco Visual Networking Index (VNI) nutzen im Jahr 2022 schon 60 Prozent der Weltbevölkerung das Internet. Es wird aber durch die zunehmende Vernetzung alltäglicher Dinge wie Kleidung, Haushaltsgeräte oder Fahrzeuge völlig anders aussehen als heute.

IoT-Sensoren werden überall sein – etwa in Häfen zur Optimierung und Sicherung der Schifffahrt oder an Auto-Parkplätzen, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Durch die wachsende Vernetzung steigt der weltweite IP-Traffic derzeit jährlich um 26 Prozent.

Video erfordert höhere Bandbreiten

Für einen Großteil dieses Datenwachstums sorgt Video, das 2022 bereits 82 Prozent des gesamten IP-Verkehrs ausmacht. Live-Streams nehmen dabei um das 15-fache zu. Auch die Nutzung von Virtual und Augmented Reality steigt.

Mit neuer Hardware und mehr Inhalten für Konsumenten wird sich der VR/AR-bezogene Datenverkehr innerhalb von fünf Jahren um das 12-fache erhöhen. Bereits 2019 nimmt der Einsatz von VR in Unternehmen zu, etwa durch Demos, virtuelle "Testfahrten" oder die Beurteilung von Produkten und Immobilien im Internet.

Mobiler Datenverkehr wächst deutlich

Der Anteil des mobilen Datenverkehrs am Gesamtvolumen steigt auch 2019 weiter an. Gemäß Cisco VNI nimmt er zwischen 2017 und 2022 von 12 auf 22 Prozent zu. Da sich 5G noch im Anfangsstadium befindet, werden weiterhin 3G und 4G dominieren.

Doch im kommenden Jahr bauen Mobilfunkbetreiber erste Testnetze für 5G auf. Viele Experten gehen davon aus, dass große 5G-Implementierungen im Jahr 2020 folgen. Bis dahin sind die nötigen Mobilfunkspektren, Standards und Geschäftspläne ausgearbeitet.

Neue Einsatzszenarien für Blockchain

Bei Supply Chain Management, Netzwerk, digitalen Identitäten und Devisenhandel wird die Blockchain-Technologie weiter expandieren. Bis Ende 2019 setzen wohl alle großen Cloud Service Provider Blockchain-basierte Lösungen kommerziell ein.

Zudem dürfte die Technologie dann ein wesentlicher Bestandteil der meisten KI- und IoT-Angebote sein. Schon heute gibt es Blockchain-Piloten zum Nachweis, dass Mineralien aus konfliktfreien Quellen stammen, zur Bekämpfung von Kinderhandel oder zum Verkauf von Energie. Im kommenden Jahr entstehen zahlreiche weitere Einsatzszenarien.

Unternehmen müssen Netzwerke neu aufstellen

2019 müssen viele Unternehmen ihre Netzwerke umgestalten. Die aktuellen Infrastrukturen wurden nicht für die Bedürfnisse der nächsten Jahre entwickelt. Immer mehr Geräte, höhere Bandbreiten und größere Angriffsflächen überfordern herkömmliche, manuelle Management-Prozesse.

Um jedes Gerät überall und jederzeit zu verwalten, sind bislang eigenständige Netzwerke in eine Multi-Domain-Architektur zu integrieren. Diese muss hochgradig automatisiert sein, Aktionen vorhersehen, sich selbst optimieren und die Sicherheit priorisieren.

Umfrage in Unternehmen

IT-Sicherheit ist ein Thema, dem sich Unternehmen generell nicht mehr entziehen können, denn die Digitalisierung ist mittlerweile ein fixer Bestandteil von Business-Prozessen. Groß angelegte Attacken, die zum Teil auch globale Ausmaße erreichen, haben IT-Security zusätzlich in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Vor diesem Hintergrund hat Cisco erneut 250 heimische Führungskräfte befragt, wie es um die IT-Sicherheit in Österreichs Unternehmen und das subjektive IT-Sicherheitsgefühl bestellt ist.



Lothar Renner, Direktor für Cyber Security Europa, Mittlerer Osten, Afrika und Russland (EMEAR) bei Cisco: "Cisco widmet sich seit Jahren der IT-Sicherheit mit höchster Priorität und warnt vor zunehmenden Cyber-Bedrohungen auf der ganzen Welt. Die Österreich-Umfrage unter Führungskräften zeigt ganz deutlich, dass zwar das Bewusstsein für IT-Sicherheit gestiegen ist, aber die Gefahr, Ziel eines Cyberangriffs zu werden, noch immer massiv unterschätzt wird. Und das, obwohl bereits jedes zweite Unternehmen in Österreich einen Sicherheitsvorfall hatte."



Bewusstsein in Österreich gestiegen



Mehr als die Hälfte (60 %) der befragten Führungskräfte sind über die IT-Security in ihrem Unternehmen (sehr) gut informiert. Damit hat sich dieser Wert im Vergleich zum Jahr 2016 um 5 Prozent erhöht. Nur ein geringer Teil (6 %) der Führungskräfte weiß nach eigener Aussage gar nichts über die IT-Sicherheit im eigenen Unternehmen. Darüber hinaus plant mehr als die Hälfte (59 %), in den nächsten 12 bis 18 Monaten in IT-Security zu investieren. Lediglich eine Minderheit (12 %) hat dafür kein Budget vorgesehen. Als größte Hürden für ein umfassendes IT-Security-Update wurden zu wenig ausgebildete IT-Mitarbeiter (31 %), Budgetrestriktionen (26 %) und strukturelle Gegebenheiten des Unternehmens (26 %) genannt.



"Hier ist eindeutig erkennbar, dass in den letzten zwei Jahren das Bewusstsein für IT-Sicherheit und auch ihre Priorität gestiegen ist. Nicht in IT-Sicherheit zu investieren ist keine Option, denn IT-Angriffe gerade auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) werden nicht nur häufiger, sondern richten auch immer größere Schäden an. Speziell für KMU gibt es viele Möglichkeiten, sich abzusichern – auch mit kleineren Budgets. Sie sollten gezielt auf neue Technologien und die Unterstützung durch Managed Service Provider setzen", so Lothar Renner.



Risiko wird noch immer unterschätzt



8 von 10 Befragten sind nicht über mögliche Cybersecurity-Angriffe auf ihr Unternehmen besorgt – sie geben an, dass sie sehr gut (22 %) oder ausreichend (60 %) dagegen gerüstet sind. Das Risiko, dass Unternehmen Ziel einer Cyber-Attacke sein können, schätzt zwar jeder zweite Befragte als gegeben ein, aber nur 16 Prozent halten das für äußerst wahrscheinlich. Dabei hatte die Hälfte der Unternehmen (57 %) einen Sicherheitsvorfall in den letzten 12 bis 18 Monaten. Davon hatte jedes zehnte betroffene Unternehmen (13 %) einen finanziellen Schaden erlitten. Das entspricht auch Erhebungen auf globaler Ebene: Laut dem Cisco "Cybersecurity Special Report Small and Midmarket Businesses", für den 1.800 Unternehmen aus 26 Ländern befragt wurden, hatten 53 Prozent der Unternehmen schon ein Sicherheitsleck.



"Die österreichischen Umfrage-Ergebnisse, dass das Risiko eines Cyberangriffes noch immer unterschätzt wird. Den Unternehmen muss bewusst gemacht werden, dass sich Cyberkriminalität nicht auf Landesgrenzen und auch nicht auf große Unternehmen beschränken lässt. Gerade KMU sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Cyberangriffen gerückt", so Renner.



Sicherheitsfälle werden nicht gemeldet



74 Prozent der betroffenen Unternehmen haben ihren IT-Sicherheitsfall nicht gemeldet. Dennoch hat sich die Anzahl der Meldungen seit dem Jahr 2016 von 8 Prozent auf 16 Prozent verdoppelt.

Dies hat, laut dem Cisco-Security-Experten Lothar Renner, auch besondere Relevanz für die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die eine verschärfte Meldepflicht bei einer Verletzung des Schutzes personenbezogener Daten vorsieht: "Hier sind Unternehmen gut beraten, auch auf technologischer Seite Vorkehrungen zu treffen."



Mobile Geräte sind Sicherheitsrisiko



Die Umfrage ergab ein besonders alarmierendes Ergebnis in Bezug auf die Sicherheit von mobilen Geräten: Mehr als die Hälfte (61 %) gibt an, dass sie keine oder nur teilweise Maßnahmen zum Schutz von mobilen Geräten wie Smartphone, Tablet und Notebook getroffen hat, nur etwa ein Fünftel der Unternehmen (21 %) hat dazu einen umfassenden Schutz.

Dazu Lothar Renner: "Diese Erkenntnis ist sehr besorgniserregend, denn unsere Sicherheitsforscher von Talos haben im letzten Cisco Annual Cyber Security-Report 2018 aufgezeigt, dass Mobilgeräte bereits Angriffsziel Nummer 1 sind. Verschärft wird dieser Trend dadurch, dass die Nutzung von mobilen Geräten stetig steigt. Dabei gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, auch mobile Geräte ins IT-Sicherheitsnetz eines Unternehmens einzubinden."



Verschlüsselte Daten nicht mehr sicher



Vorsicht ist auch bei der Verschlüsselung von Daten geboten: In Österreich nutzt jedes zehnte Unternehmen (11 %) eine generelle und jedes zweite Unternehmen (56 %) zumindest zum Teil Datenverschlüsselung.

Lothar Renner: "Die Verschlüsselung ist dafür vorgesehen, die Sicherheit zu erhöhen. Aber wir haben festgestellt, dass die Verbreitung von Malware über verschlüsselten Datenverkehr stark zugenommen hat. Cisco hat dazu eine spezielle Lösung entwickelt, Cisco Encrypted Traffic Analytics, die Malware im verschlüsselten Datenverkehr identifiziert, ohne die Daten zu entschlüsseln."



Künstliche Intelligenz und Machine Learning



Für mehr als die Hälfte der österreichischen Unternehmen (52 %) ist die Abwehr von Phishing-Mails, Ransomware und Spam sowie der Schutz vertraulicher, geschäftlicher E-Mail-Korrespondenz das größte Anliegen in Bezug auf IT-Sicherheit. "Cisco blockiert täglich 20 Milliarden Bedrohungen. Trotz dieser erstaunlichen Zahl wächst die Bedrohungslandschaft weiter und wird noch komplizierter. Die herkömmliche Herangehensweise, nämlich die Nutzung vieler Einzellösungen, reicht nicht aus. Hier sind integrierte Lösungen notwendig. Cisco nutzt dabei das Netzwerk als Sensor und Abwehrschild von Cyberangriffen", erklärt Lothar Renner die Cisco-Security-Strategie.



Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind heute wesentliche Bestandteile bei Cisco-Sicherheitstechnologien, die automatisiert Bedrohungen entdecken und stoppen, bevor diese aktiv werden. "Mit diesen Funktionen können ungewöhnliche Muster in großen Volumen auch vom verschlüsselten Web-Datenverkehr erkannt werden. Abweichungen können anschließend von Sicherheitsteams näher untersucht werden", erklärt der Cisco-Security-Europa-Chef. Die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning in der Abwehr von Cybersecurity-Bedrohungen bestätigen auch die österreichischen Führungskräfte: Etwa die Hälfte der befragten Unternehmen ist überzeugt, dass die IT-Sicherheit dadurch noch sicherer und effizienter wird. 18 Prozent der österreichischen Unternehmen nutzen bereits diese neuen Technologien. (red)

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