Von Wien bis New York

Das Milliarden-Reich des René Benko – worum es nun geht

Prachtbauten, Shoppingtempel, Hochhäuser: Was alles zu Benkos wankendem Immo-Imperium gehört - und wie er es retten will.

Angela Sellner
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    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Reuters

    Jahrelang jagte bei René Benko ein spektakulärer Deal den nächsten. In vielen Metropolen schnappte er sich die besten Objekte in Innenstadtlagen und plante die spektakulärsten Bauprojekte. Wien, Berlin, Hamburg, Venedig, London - um nur einige zu nennen: Dort gehören Benkos Signa Top-Immobilien und Luxuskaufhäuser.

    Chrysler Building in New York

    Sogar bis nach New York reicht sein Imperium: Dort erwarb Benko im Jahr 2019 für kolportierte 150 Mio. Dollar das legendäre Chrysler Building in Manhattan. Bei dem Gebäude dürfte ziemlicher Modernisierungsbedarf bestehen. Etliche Etagen sollen seit Jahren komplett unvermietet sein.

    Insgesamt liegt der Vermögenswert der Signa-Immobilien laut Unternehmensangaben bei rund 27 Milliarden Euro. In der aktuellen Marktsituation muss manches jedoch massiv abgewertet werden. Zudem drücken Signa hohe Schulden. 

    Benkos Reich droht einzustürzen. Aber was gehört eigentlich alles dazu? Im wesentlichen hat er sich ein Imperium aus einerseits Immobilien und andererseits Handelsbeteiligungen geschaffen. Bei vielen hochkarätigen Projekten wie dem Hamburger Elbtower stehen aber derzeit die Baustellen still, weil Bauherr Benko nicht zahlen kann.

    Goldenes Quartier in Wien

    Zu den Prunkstücken in Benkos Immobilien-Imperium gehört in Wien etwa die Nobel-Shoppingmeile "Goldenes Quartier" mit edlen Designershops von Dior bis Miu-Miu, auch das Park-Hyatt-Hotel liegt hier. Benko baute die ehemalige Länderbankzentrale zur 5-Stern-Luxusherberge um. 

    Auch das historische Postsparkassen-Gebäude am Georg-Coch-Platz in Wien ist Teil von Benkos Portfolio. Er erwarb den Otto-Wagner-Jugendstilbau im Jahr 2013 um kolportierte 130 Mio. Euro von der Bawag. Die Bewertung des Gebäudes schnalzte Signa später, nach einem Miet-Deal mit dem Bund, deutlich hinauf - ein Prinzip, das im Benko-Imperium häufig Anwendung findet.

    Das Kunstforum auf der Freyung ist ebenfalls ein Signa-Gebäude. Und Benkos Signa hatte und hat bei zahlreichen Entwicklungs-Projekte in Wien ihre Finger drin: beim Quartier Belveddere mit "The Icon Vienna", dem Hotel Andaz Vienna, dem Vienna TwentyTwo in Kagran.

    Benkos Prestige-Projekt in Wien ist derzeit die Errichtung des Nobel-Kaufhauses "Lamarr" auf der Mariahilfer Straße, am Standort des ehemaligen Leiner-Flagshipstores. Der Komplex, zu dem auch ein Hotel gehört, soll 2025 eröffnen - hier dürfte trotz Krise weitergebaut werden. 

    Luxus-Shoppingtempel

    Die Perlen des Benko-Reichs sind in der Gesellschaft Signa Prime gebündelt. Dazu gehört beispielsweise auch das Berliner Traditionskaufhaus KaDeWe. In Umbau und Modernisierung des Shoppingtempels hat Signa viele Millionen investiert. Eine Erweiterung des KaDeWe mit einem nahen Gebäude an der Passauer Straße in Berlin war auf Schiene - jetzt steht die Baustelle allerdings wegen der Finanzsituation bei Signa.

    In der KaDeWe-Group unter dem Dach der Signa hat Benko auch die Beteiligungen an der Schweizer Kette Globus und den britischen Luxuswarenhäusern Selfridges gebündelt. Auch das Wiener "Lamarr" ist hier dabei. All diese Nobel-Einkaufstempel betreibt Signa gemeinsam (zu je 50 Prozent) mit der thailändischen Central Group. Letztere hat in der aktuellen Situation ihre Beteiligung an Selfridges bereits auf die Mehrheit aufgestockt.

    Generell unterteilt sich Benkos Reich in einerseits Immobilien (hier legt er Wert auf Top-Innenstadtlagen) und andererseits Handelsbeteiligungen. Als "Kaufhauskönig" wollte sich Benko gerne sehen. So ganz ist das nicht gelungen, Stichwort etwa die Galeria Karstadt Kaufhof in Deutschland. Benko hatte die Ketten zurechtgestutzt und fusioniert - das kostete viele Arbeitsplätze. In der Pandemie brachen die Umsätze weg; trotz deutscher Staatshilfen in Höhe von rund 700 Mio. Euro musste Galeria zweimal Insolvenz anmelden. Weitere Filialen wurden geschlossen, insgesamt verloren mehr als 4.000 Mitarbeiter ihre Jobs. Und die Gläubiger bleiben auf einer guten Milliarde Euro an Forderungen sitzen. Keine Erfolgsstory.

    In Österreich übernahm Benko im Sommer 2018 die damals marode Möbelhandelskette kika/Leiner für rund 430 Mio. Euro. Auch dieses Handels-Engagement ging nicht gut - heuer im Sommer verkaufte Signa die Kette wieder. Nur Tage später meldete der Möbelhändler Insolvenz an. Für kika/Leiner hat Benko in Österreich übrigens auch satte Coronahilfen kassiert.

    Baustopp beim Elbtower

    Zahlreiche Bauprojekte hat Benko derzeit in Deutschland laufen. Das spektakulärste ist der Elbtower in Hamburg - die Arbeiten stehen jedoch momentan wegen unbezahlter Rechnungen seitens der Bauherrin Signa. 245 Meter hoch soll der Turm, in dem Büros, ein Hotel, Gastro und Shopping geplant sind, werden, 100 Meter stehen schon. Wie es weitergeht, ist ungewiss. 

    "Luxus" ist das Keywort für nahezu das gesamte Benko-Portfolio - von den Warenhäusern bis zu historischen Architektur-Juwelen und stylishen Hochhäusern. Kein Wunder, dass es auch die Sparte "Signa Luxury Hoels" gibt. Neben dem Park Hyatt in Wien gehört dazu auch das berühmte Hotel Bauer Palazzo in Venedig. Benko schnappte es sich 2020, will es nach Umbau in großem Stil 2025 wiedereröffnen. Was nun daraus wird, steht in den Sternen.

    Zu den Luxusherbergen im Signa-Reich gehört auch das Chalet-N. Benko errichtete dieses 6-Stern-Domizil im Vorarlberger Skiort Oberlech für kolportierte 38 Mio. Euro und benannte es nach seiner Frau Nathalie. Das Chalet lässt sich von betuchten Gästen auch für Urlaub mieten, kostet 270.000 Euro pro Woche. 

    Alle Fotos - das ist René Benko

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      v.l.n.r.: Peter Lennkh (Raiffeisen), René Benko, Johann Strobl beim RBI Business Lunch
      v.l.n.r.: Peter Lennkh (Raiffeisen), René Benko, Johann Strobl beim RBI Business Lunch
      (Bild: Raiffeisen)
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