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Das Nichts ist nie so schön wie in FAR: Lone Sails

FAR: Lone Sails ist ein Fahrzeug-Adventure, was erst seltsam und wenig spannend klingt. Dahinter verbirgt sich aber ein Meisterwerk.

Heute Redaktion
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In einer Mischung aus Schiff und Lokomotive reist der Spieler in Person der Figur "Lone" durch einen ausgetrockneten Ozean, immer auf den Spuren einer einstmals blühenden Gesellschaft. Denn davon ist kaum etwas übrig. FAR: Lone Sails spielt im postapokalyptischen Nichts, und das sah bisher noch nie so gut aus wie in dem Adventure von Schweizer Indie-Gamestudio Okomotive.

Ziel des Spiels für PC (eine PS4- und Xbox-One-Fassung soll folgen) ist es, das eigene Gefährt ständig in Bewegung zu halten. Dabei trifft man nicht nur auf die schönsten verfallenen Schauplätze, sondern auch auf Hindernisse, Rätsel und gefährliche Wetterlagen. Die Frage, die das Spiel aufwirft: Wohin soll man reisen, wenn man kein Ziel hat? Zumindest die Hoffnung bleibt und einen Sinn in unserer Existenz finden wir darin, unsere Maschine am Laufen zu halten.

Der Tod eines eng verbundenen Menschen legt zu Beginn von FAR: Lone Sails die Vermutung nahe, dass wir nun der letzte unserer Art auf dem Planeten sind. Ein löchriges Leinentuch als Segel gesetzt, starten wir mit unserer Maschine eine Reise, deren Ziel wir erst suchen müssen. Was uns vorerst erwartet, ist allerdings ein scheinbar endloses, ausgetrocknetes Meer voller Schiffswracks und Überresten vergessener Zeiten.

Das Spiel lebt von zwei Aspekten

FAR: Lone Sails ist ein Titel, der erlebt und nicht gespielt werden will. So ist es angenehm, dass es keine komplizierten Steuerungsbefehle und kein überladenes Inventar gibt. Stattdessen gibt es eine Prise Überlebenskampf. Die eigene Maschine will repariert, mit Treibstoff versorgt und in Schuss gehalten werden und kein Hindernis soll die Reise vorzeitig beenden.

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Vielmehr zählen aber die zerstörten Landschaften, die ihre ganz eigene Schönheit vermitteln und den Spieler die Geschichte ohne Action-Firlefanz und Effekt-Feuerwerke näherbringt. Inspiration fanden die Macher in Stephen Biestys "Entdeckungsbücher", Theo Jansens "Strandbeest", "Das Boot", "Mad Max II" und "Journey" sowie "Limbo". Auch durch die dezente Farbgebung herrscht ein Gefühl der Einsamkeit, des Verfalls. FAR: Lone Sails ist eine Spiel-gewordene Glaubensfrage: Gibt es da draußen noch etwas, für das es sich weiterzumachen lohnt?

Bitte mehr davon!

Beim Gameplay macht FAR: Lone Sails ebenfalls alles richtig. Ruhige Abschnitte wechseln mit temporeichen Abenteuer-Einlagen und knackigen Rätseln ab, bei denen man sich Ersatzteile und Module für die Maschine unter den Nagel reißen kann. Schließlich ist sie unser einziger Begleiter – und so seltsam es klingt, man hängt mit der Zeit an ihr. Das schaffen die Entwickler geschickt, indem sie die Maschine etwa auch dann im Bild einblenden, wenn die Spielfigur das Gefährt verlässt, oder wenn sie bei kleinen Macken ein Eigenleben zu entwickeln scheint.

Wirklich schade ist bei FAR: Lone Sails nur eines: dass die Reise nach rund vier bis fünf Stunden schon vorbei ist. Abseits davon ist das Zürcher Indie-Game ein Adventure-Meisterwerk, das von starken Bildern und einem hervorragenden Gameplay-Mix lebt. Der unglaublich stimmige Soundtrack tut sein übriges und man wünscht sich am Ende nichts mehr, als dass es weitere solcher Spiele mit wenig Worten und umso stärkeren Bildern gibt.