Coronavirus

Das verrät Donald Trumps Medikamenten-Cocktail

Der US-Präsident hat Corona. Ob es ihm wirklich so gut geht, wie sein Sprecher bekannt gab, ist offen. Aber es wird einiges für seine Genesung getan.

20 Minuten
Teilen
Nachdem bei US-Präsident Donald Trump eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt wurde, wird er mit einer Reihe unterschiedlicher Medikamente behandelt.
Nachdem bei US-Präsident Donald Trump eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt wurde, wird er mit einer Reihe unterschiedlicher Medikamente behandelt.
TIA DUFOUR / AFP / picturedesk.com

Nachdem bei US-Präsident Donald Trump eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt wurde, wird er mit einer Reihe unterschiedlicher Medikamente behandelt. Schweizer Mediziner haben erklärt, was hinter den Präparaten steckt und was sie bewirken sollen.

Remdesivir

Ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, erhalten es am USZ alle Patienten, "sobald sie hospitalisiert werden müssen und Sauerstoff benötigen", so Peter Steiger, stellvertretender Direktor des Instituts für Intensivmedizin am Universitätsspital Zürich. Es hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist. Laut einer Studie verkürzt Remdesivir die Krankheitsdauer um vier Tage. Anders als vom Hersteller Gilead kommuniziert, hat es laut Steiger jedoch keinen Einfluss auf die Mortalität von Covid-19-Patienten.

Remdesivir hat in den USA Anfang Mai eine Notfallzulassung erhalten, in der EU ist es seit dem 3. Juli 2020 zugelassen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt Remdesivir für Patienten ab zwölf Jahren, die eine Lungenentzündung haben und mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden müssen.

Mögliche Nebenwirkungen: Bislang zählt laut der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) ein erhöhtes Level an Leberenzymen zu den möglichen Nebenwirkungen des Medikaments. Dieses könnte auf eine Leberentzündung oder Schäden an Leberzellen hindeuten, heißt es. Durch die Infusion könne es zu einem niedrigen Blutdruck, Übelkeit, Schweißausbrüchen und Schüttelfrost kommen. Aktuell wird überprüft, ob Remdesivir Nierenkomplikationen verursacht.

Dexamethason

Der Entzündungshemmer, ein bereits für andere Gesundheitsprobleme wie Krebs zugelassenes Steroidhormon, das eine Überreaktion des Immunsystems dämpft, soll einer klinischen Studie zufolge Patienten mit einem schweren Corona-Krankheitsverlauf helfen, die Symptome zu lindern und die Sterblichkeit um bis zu 12 Prozent zu senken.

Während es im englischsprachigen Raum Standard ist, wird hierzulande abgewogen. "Wie groß es wirklich anwendbar ist, ist fraglich. Denn in der Schweiz ist die Mortalität deutlich tiefer als zum Beispiel in Großbritannien", erklärt Steiger. Am USZ bekommen es nur jene Patienten, die einen Anstieg von Entzündungszeichen aufweisen und einen erhöhten Sauerstoffbedarf haben.

Mögliche Nebenwirkungen: "Bei Dexamethason hat man gewisse Reboundeffekte beobachtet. Wenn man es absetzt, kann es zu Entzündungsschüben kommen. Da muss man vorsichtig sein", erklärt Steiger. Zudem handelt es sich um ein Immunsuppressivum. Das heißt: Es vermindert die Funktionen des Immunsystems. In der Folge kann es zu Zusatzinfektionen kommen. Auch eine Verschiebung der Blutsalze wurde beobachtet.

Antikörper-Cocktail

Dabei handelt es sich um einen experimentellen Antikörper-Cocktail der Biotech-Firma Regeneron, den Trump einmalig in hoher Dosis erhalten haben soll. Es ist eine Kombination aus zwei Antikörpern, die sich gegen ein Schlüsselprotein von Sars-CoV-2 richten. Der eine Antikörper soll laut dem Magazin «Science» von einem Menschen stammen, der Covid-19 überstanden hat. Der andere von einer gentechnisch veränderten Maus, deren Immunsystem nun ähnlich arbeitet wie das eines Menschen. Das Mittel wurde neben der Behandlung von Covid-19 auch dafür entwickelt, Erkrankungen vorzubeugen. Laut ersten Zwischenergebnissen kann das Mittel die Virusmenge verringern sowie die Dauer der Symptome verkürzen. Zugelassen ist es aber noch nicht.

Auch am USZ stellt Blutplasma von Genesenen eine Möglichkeit zur Behandlung dar. Allerdings ist dies bisher nur im Rahmen einer Studie möglich. Zudem müssen die Patienten gewisse Risikofaktoren mitbringen und ein bestimmtes Alter haben, um zu einer Studie zugelassen zu werden.

Mögliche Nebenwirkungen: Sind noch nicht geklärt. Wie George Yancopoulos von Regeneron zu "Science" sagte, deuten die bisherigen Daten darauf hin, dass es nur ein sehr, sehr begrenztes Risiko gebe, dass das Mittel den Behandelten schade. Allerdings gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass Antikörper im schlimmsten Fall die Infektion verstärken können: In einer Arbeit von Wiener Forschenden förderten einige Plasmaproben das Andocken von Sars-CoV-2.

Famotidin

Dabei handelt es sich um einen Säureblocker, der zur Behandlung von Magensäure-bedingten Erkrankungen eingesetzt wird. Zu Beginn der Pandemie hatten Wissenschaftler in China Hinweise darauf gefunden, dass Menschen, die das Mittel nehmen, ein geringes Risiko haben, an Covid-19 zu sterben. Die Wirksamkeit wird derzeit in mehreren klinischen Studien geprüft. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur.

Erst kürzlich bestätigten US-Forscher im "American Journal of Gastroenterology", dass das Präparat unter anderem die Sterblichkeit senkt. Gleichzeitig waren Faktoren wie ein höheres Alter, ein BMI von über 30 oder chronische Nierenerkrankungen Prädiktoren für negative Erkenntnisse. Am USZ spielt Famotidin zurzeit keine Rolle.

Mögliche Nebenwirkungen: Bei einer von 1000 Personen können Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Blähungen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut auftreten.

Aspirin

Gemäß der Nachrichtenagentur AP soll Trump täglich auch Aspirin erhalten – um seine Körpertemperatur zu senken. Dagegen ist aus Sicht von Nils Kucher, Direktor der Klinik für Angiologie am USZ, nichts einzuwenden, solange die Acetylsalicylsäure nicht im Sinne eines Blutverdünners angewendet wird. Denn im Hinblick auf häufige Komplikationen von Covid-19 – Lungenembolien und Thrombosen – könnte der Blutplättchenhemmer kaum etwas ausrichten. "In Studien senkte Aspirin das Thromboserisiko gegenüber Placebos zwar um 20 Prozent, richtige Blutverdünner dagegen aber um 70 Prozent", so Kucher.

Der Klinikdirektor hofft, dass Trump auch Blutverdünner erhält: "Thrombosen und Lungenembolien gelten als häufigste Covid-19-Komplikationen – auch bei ambulant versorgten Betroffenen." Entsprechend bekommen am USZ alle hospitalisierten Covid-Patienten eine Thromboseprophylaxe – sogenannte niedermolekulare Heparine, wobei noch untersucht wird, wie hoch die Dosis sein muss. Sicher ist nur: Blutverdünner müssen frühzeitig gegeben werden, und Intensivpatienten benötigen die volle Dosis. Für ambulant versorgte Patienten gilt dagegen momentan die Empfehlung: Nur jene, die bereits eine Thrombose oder Lungenembolie hatten, bekommen Blutverdünner prophylaktisch.

Zink

Das Spurenelement Zink ist an einer Vielzahl von Reaktionen im Körper beteiligt, unter anderem am Zellwachstum und der Wundheilung, an verschiedenen Stoffwechselvorgängen und auch im Immunsystem. In anderen Worten: Zink kann die Genesung unterstützen. Das sieht auch Peter Steiger vom USZ so: "Auch wir verabreichen unseren Patienten Spurenelemente und auch Vitamin D." Dieses aber auch jenen, die nicht an Covid-19 erkrankt sind.

Über den Gesundheitszustand des US-Präsidenten verraten die Präparate allerdings nichts, so Peter Steiger. "Es handelt sich um Standardtherapien." Hinzu komme, dass jede Person anders auf die Infektion mit Sars-CoV-2 reagiert: "Auch Risikofaktoren müssen nicht immer ein Risiko darstellen, wie das Beispiel des Altersheims Elgg zeigt. Zwei Personen mit den gleichen Bedingungen können völlig unterschiedliche Verläufe haben."

1/62
Gehe zur Galerie
    <strong>24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage.</strong> Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in <em>"Heute"</em> ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. <a data-li-document-ref="120032997" href="https://www.heute.at/s/365-jahreskarte-finanzstadtrat-macht-preisansage-120032997">Das ganze Interview &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711"></a>
    24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage. Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in "Heute" ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. Das ganze Interview >>>
    Denise Auer