Österreich

Datenschutz: Lehrerin will Noten nicht mehr vorlesen

Das Datenschutzgesetz ist noch immer für Überraschungen gut: Es dient nun als Argument, Schulnoten zu verschweigen.

Heute Redaktion
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Symbolbild: Klassenzimmer.
Symbolbild: Klassenzimmer.
Bild: picturedesk.com

Seltsame Dinge geschehen derzeit in einem Gymnasium in Villach. Bisher wurden im Peraugymnasium die Noten von Arbeiten oder Prüfungen laut im Klassenzimmer vorgelesen. Wie es eben üblich ist.

Eine dortige Lehrerin hat jedoch mit dieser Tradition gebrochen und argumentiert mit der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). "Die Kollegin will keine Noten mehr vorlesen, das kann man zwar nicht ablehnen, aber es ist keine praktikable Lösung", kommentiert das ihr Chef, Direktor Herwig Hilber.

Juristisch ist das Verhalten der Lehrerin korrekt. Streng genommen müsste man nämlich von jedem Schüler eine Zustimmung einholen, um weiter laut die Benotungen verkünden zu dürfen. Da das in der Realität möglicherweise schwierig wird (schlechte Schüler könnten Nein sagen), muss ein Kompromiss her.

Noten sind Daten

Schulnoten sind dem Gesetz entsprechend eben auch "Daten", demnach gilt für sie das Datengeheimnis ebenso.

Dieser Ansicht ist auch Unversitätsprofessor Konrad Lachmayer aus Wien: "Es ist nicht im Sinne der DSGVO, Daten von Schülern an andere Schüler weiter zu kommunizieren. Im Unterricht können aber nicht alle Leistungen, etwa bei mündlichen Prüfungen, vor Schülern geheim gehalten werden", wirft er gegenüber dem "ORF" ein.

Pädagogisch sinnvoll

Schulrecht und Datenschutz passen hier also nicht zusammen. Eine Juristin beim Kärntner Landesschulrat, Mirella Hirschberger-Olinovec, pflichtet der verschwiegenen Lehrerin ebenfalls bei. Streng juristisch gesehen dürfe man die Noten nicht laut vorlesen. Sie sieht jedoch auch Vorteile in der alten Praxis: "Aber eine Klasse befindet sich in einem Verband, in dem es auch pädagogisch sinnvoll sein kann, dass die anderen Schüler die Noten auch erfahren."

Kompromiss

Der Kärntner Bildungsdirektor Rudolf Altersberger plädiert im "ORF" für einen realistischen Umgang: "In einer Schule braucht es einen Spielraum zwischen Schutz von personenbezogenen Daten und dessen Verwendung. Man braucht Fingerspitzengefühl und Augenmaß, damit die Daten in der Schule bleiben und nicht an die Öffentlichkeit kommen", sagt er.

(red)