Politik

"Dauerfrust" – Babler rechnet mit SPÖ-Spitze ab

Bis 10. Mai haben die SPÖ-Mitglieder Zeit, bei der Befragung mitzumachen. Andreas Babler sagt, warum er der am besten geeignete Kandidat ist. 

Michael Rauhofer-Redl
Der Traiskirchner Bürgermeister und Kandidat für den SPÖ-Vorsitz Andreas Babler geht hart mit der SPÖ-Spitze ins Gericht.
Der Traiskirchner Bürgermeister und Kandidat für den SPÖ-Vorsitz Andreas Babler geht hart mit der SPÖ-Spitze ins Gericht.
Sabine Hertel

Der Dreikampf um die SPÖ-Spitze ist mittlerweile voll entbrannt. Nahezu täglich bekennen Funktionäre aus der Partei Farbe. Zuletzt wurde etwa bekannt, dass sich Alt-Kanzler Christian Kern für den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil als künftigen Parteichef ausspricht. Ungeachtet dessen wirbt auch der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler nach wie vor eifrig um Stimmen. Am Mittwoch widmet sich Puls24 in einem Special der Causa prima in der heimischen Sozialdemokratie. 

Im Gespräch mit Corinna Milborn kann sich Babler eine Spitze gegen Hans Peter Doskozil nicht verkneifen. Dieser gab an, den niederösterreichischen Kandidaten nicht zu kennen. Bablers Replik: Auch er kenne Doskozil relativ wenig, weil dieser erst vor vergleichsweise kurzer Zeit in die SPÖ eingetreten sein. Er, Babler, hingegen sei über 35 Jahren in der Partei etabliert und bekannt. 

Babler kritisiert "Dauerfrustsituation"

Er habe nichts persönlich gegen die beiden anderen Kandidaten. Er habe sich allerdings in einer "Dauerfrustsituation" befunden, weil sich die beiden Lager in persönlichen Befindlichkeiten abgearbeitet hätten. Ihm und anderen Mitgliedern sei klar gewesen, dass es nicht möglich sei, in Zukunft Wahlen zu gewinnen, wenn man diese Spaltung nicht überwinden könne. Der Partei(-führung) wirft er vor, dass sich die SPÖ innerhalb einer Generation halbiert und Zigtausende Mitglieder verloren habe. Er wolle nun als Alternative fungieren.

"Ich stehe für ein alternatives Gegenmodell, das mit Stolz und Herzblut sich vor nichts und niemanden fürchtet und nicht in persönlichen Befindlichkeiten die Energie verwendet." 

Babler kritisiert den Prozess, wie die Mitgliederbefragung abgewickelt wird. Er sei der einzige Kandidat, der nicht auf ein "Knopferl" drücken kann, um Daten abzufragen. Es hätte mit Sicherheit fairere Herangehensweisen gegeben, ist Babler überzeugt. Er könnte sich vorstellen, dass alle sich alle Kandidaten in geregelten Abläufen über Parteikanäle an die Mitglieder wenden könnten. Es sei allerdings müßig über Regeln zu sprechen, "die man nicht machen kann".

Die Ankündigung der beiden anderen Kandidaten, sich zurückzuziehen, falls man nicht Erster werde, nennt Babler "schwach". Er selbst sei aus Überzeugung Sozialdemokrat und werde weiter für die SPÖ kämpfen. 

"Nicht nach rechts blinken" 

Milborn konfrontierte Babler mit einer von Doskozil geäußerten These, dass Babler nicht der richtige Kandidat sei, um Wähler von der FPÖ zu gewinnen. In Salzburg habe man gesehen, dass eine starke linke Partei, die Mehrheitsverhältnisse nicht geändert hätten. Der Block rechts der Mitte sei gleich stark geblieben. Babler antwortete selbstbewusst, dass es sich dabei kaum um eine tiefgehende Analyse handeln könne. Auf der einen Seite könne man nicht beklagen, dass die SPÖ ihr soziales Profil verloren habe und dann das Salzburger Ergebnis so analysieren. Die KPÖ habe mit "klassisch sozialdemokratischen" Themen reüssiert, so Babler. Und das im Grunde nur mit dem Themenkomplex Wohnen. 

Babler ist davon überzeugt, dass man als SPÖ nicht nach rechts blinken müsse, um Wahlen erfolgreich zu bestreiten. Das habe seine persönliche Vita gezeigt. Er spricht Ergebnisse jenseits der 40 Prozent an, bei der man deutlich im FPÖ-Wählerteich gefischt habe. Grundvoraussetzung dafür sei das glaubwürdige Vertreten der eigenen Positionen. Es gehe aber auch darum, auch Nichtwählern die Politik wieder schmackhaft zu machen. 

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    Helmut Graf

    "Kickl verhindern" ist deklariertes Ziel

    Als politisches Ziel nennt Babler "Kickl zu verhindern" und eine Mehrheit jenseits von Schwarz-Blau zu schaffen. Auch wenn er mit einer "Ampel"-Koalition (SPÖ, Grüne, Neos) liebäugelt, ist Babler davon überzeugt, dass auch die ÖVP nach einer (verlorenen) Wahl sehr rasch wieder "koalitionsfähig" werden könne. 

    Was sagt Babler eigentlich zum Vorwurf, dass er "nur" Bürgermeister sei, wohingegen die beiden anderen Kandidaten schon bundespolitische Erfahrungen vorweisen können? Er sei seit 28 Jahren in der Kommunalpolitik tätig, davon neun Jahre als Bürgermeister. Er habe bewiesen unter schwierigsten Bedingungen – Stichwort Transformation der Industrie und das Flüchtlingslager in Traiskirchen – bewiesen, Wahlen gewinnen zu können. Er jedenfalls sei "ganz nahe an den Lebensrealitäten". Er wisse, wie Menschen sich fühlen, wenn sie wegen der noch zu bezahlenden Miete schlaflose Nächte haben. Das sei die "beste Expertise", wenn man inmitten einer Gesellschaft stehe. 

    "Ich würde es umgekehrt formulieren. Das ist die beste Qualifikation eigentlich".

    Konzept vorlegen und nicht blinken

    Beim Thema Migration und Asyl geht er hart mit der Partei ins Gericht. Man dürfe sich nicht auf eine "Schmied-Schmiedl"-Diskussion einlassen. Die SPÖ habe historisch betrachtet Jörg Haider und Heinz-Christian Strache mit groß gemacht, weil man gedacht habe, das Thema bespielen zu müssen. Für Babler ist aber klar, dass niemand die SPÖ wähle, wenn er Ausländer nicht mag. Er spricht aus, dass man ausländische Arbeitskräfte in Österreich brauche – nicht nur im hochqualifizierten Bereich. Das zu behaupten sei eine "Lüge".  

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      EVA MANHART / APA / picturedesk.com, zVg
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