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Ost-Ghouta: "Ich hoffe, dass etwas Gutes passiert"

Heute Redaktion
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Die Amerikanerin Deana Lynn lebt mit ihren acht Kindern mitten im syrischen Kriegsgebiet Ost-Ghouta. Von dort aus richtet sie verzweifelte Worte an die Welt.

Rund 400.000 Syrer sitzen in der eingekesselten Region Ost-Ghouta fest. Täglich zittern die Bürger um ihr Leben. Mittendrin lebt auch die amerikanische Lehrerin Deana Lynn mit ihren acht Kindern – sie hat sieben Mädchen und einen Buben. Die 44-Jährige ist im Jahr 1999 nach Syrien gezogen, um sich gemeinsam mit ihrem Mann um dessen Eltern zu kümmern. Seit 2010 lebt die Familie in Ost-Ghouta. 2011 brach dort mit dem Aufstand gegen Diktator Assad der Bürgerkrieg aus.

Mehr als 1.400 Tote haben die Angriffe seit dem 18. Februar – es sind die bis dato heftigsten Luftangriffe, die russische und syrische Kampfflugzeuge in der Region flogen – gefordert und jeden Tag werden es mehr. Deana Lynn betet, dass sie und ihre Familie verschont bleiben. "Wie ich denke, dass es ausgeht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, was ich hoffe: Ich hoffe, dass etwas Gutes passieren wird", sagt die Englischlehrerin, die den Alltag im Kriegsgebiet mit Videos dokumentiert und hofft, sich dadurch Gehör zu verschaffen.

"Hier sind keine Terroristen"

"Das ist eine Botschaft an die Vereinigten Staaten, an US-Präsident Donald Trump und an alle auf der Welt, die an Menschlichkeit glauben. Wir werden seit sechs Tagen bombardiert. Heute ist der 24. Februar. Sie können sehen, dass ich nervös bin, weil sie jederzeit wieder einen Angriff starten könnten. (...) Wir sind keine Terroristen, wir sind keine ISIS- oder al-Kaida-Anhänger, wir sind kein Teil des Assad-Regimes", erklärt die 44-jährige Amerikanerin in einem Video, das Anfang März im Netz landete.

In einem Gespräch mit der "Bild"-Zeitung richtet sie zudem eine Nachricht an die Welt:"Ich hoffe auf die Menschen und ich hoffe auf die Menschlichkeit. Und ich hoffe, jemand da draußen wird meine Stimme hören oder meine Worte lesen und Gnade in seinem Herz verspüren und versuchen, uns zu helfen. Sie können Druck auf die russische Botschaft ausüben und das, was hier passiert, ans Licht bringen. Die Vereinten Nationen haben sich auf eine Waffenruhe verständigt, die nicht umgesetzt wurde. Und wir hoffen, diese Waffenruhe bald zu sehen." Außerdem stellt Deana Lynn klar: "Ich möchte Ihnen sagen, dass es hier keine Terroristen gibt. Wir sind ganz normale Leute."

"Versuchen nur zu überleben"

Lynn, die ihren Ehemann beim Studieren an der Uni von Michigan kennengelernt hatte, erzählte der "Washington Times", dass sie und ihre Familie sich noch glücklich schätzen können, weil sie immer noch ein wenig Nahrung vorrätig haben. "Andere sind nicht so glücklich. Sie hatten nicht genug Geld, um sich einen Vorrat zuzulegen. Sie sind wirklich hungrig. Und sie versuchen einfach nur zu überleben."

Trotz des Arabischen Frühlings und der Eskalation des Bürgerkriegs geblieben sei Lynns Familie, weil sie gehofft hatten, dass sich die Dinge ändern würden und "wir wollten den Ort, an dem unsere Kinder aufgewachsen sind, nicht verlassen." Sie hofft nun - genauso wie die restlichen rund 400.000 Zivilisten, die in Ost-Ghouta festsitzen – dass der UN-Sicherheitsrat den Waffenstillstand umsetzen wird und die Bürger somit in Sicherheit in ihrer Heimat bleiben können. "Das ist ihr Zuhause und ihr Eigentum. Sie sollten nicht gezwungen werden, ihre Häuser zu verlassen."

Hier das Video, das Lynn am 5. März aufgenommen hatte und in dem sie unter anderem erklärt, dass die militärische Taktik von Assad's Regime Folter, Vergewaltigung und Mord sei.

(ek)