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Der "Advokat des Teufels" Jacques Verges ist tot

Heute Redaktion
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Der französische Skandal-Anwalt Jacques Verges, der unter anderem den Nazi-Kriegsverbrecher Klaus Barbie und den am Wiener OPEC-Überfall beteiligten Top-Terroristen Carlos verteidigte, ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 88 Jahren in Paris, wie der Präsident der französischen Anwaltsvereinigung, Christian Charriere-Bournazel, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Er habe die Information aus dem Umfeld des Verstorbenen erhalten.

Verges, der 1925 im heutigen Thailand geboren wurde, übernahm während seiner langen Karriere als Anwalt immer wieder spektakuläre Mandate. Unter anderem verteidigte er den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, und den ehemaligen jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic.

Zu Verges' Klienten zählte auch der venezolanische Terrorist Ilich Ramirez Sanchez, besser bekannt als Carlos. Dem Venezolaner wird auch der Überfall auf die OPEC-Zentrale in Wien im Dezember 1975 angelastet, für den er nie verurteilt wurde. Bei dem Angriff kamen drei Menschen ums Leben. Außerdem verteidigte der ebenso streitbare wie umstrittene Jurist Khieu Samphan, einen hohen Funktionär der Roten Khmer in Kambodscha, sowie Mitglieder verschiedener linksextremer Gruppierungen.

Verteidigung prominenter Verbrecher  

Seine Kindheit verbrachte Verges größtenteils im französischen Überseegebiet La Reunion. Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich mit 17 Jahren französischen Widerstandskämpfern an und trat später in die Kommunistische Partei Frankreichs ein. In den 50er-Jahren lebte Verges zunächst in Prag, bevor er 1955 sein Jurastudium in Paris begann. Seine Vorliebe für die Verteidigung prominenter Verbrecher brachte Verges später den Beinamen "Advokat des Teufels" ein.

Verges sei ein sehr brillanter und kultivierter Anwalt gewesen, sagte Charriere-Bournazel, "sehr mutig und unabhängig" aber auch "sehr narzisstisch". In Erinnerung zu behalten sei Verges "Talent, sein Mut und sein Engagement". Er habe gerne widersprochen, dabei jedoch nie den Respekt für sein Gegenüber verloren.