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Der Balkan – die Hölle für Veganer

Essen wird am Balkan gefeiert. Insbesondere Fleisch. Als Vegetarier hat man es da ganz schön schwer, wie mein Austro-Kumpel erfahren musste.

Heute Redaktion
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Der Vegetarier- und Vegan-Boom hat Europa im Griff. Ob in Wien, Berlin oder London: Schnitzel und Burger, für die kein Tier sterben musste, haben in vielen Restaurants und Supermärkten einen festen Platz im Sortiment.

Aber halt: Habe ich im ersten Satz tatsächlich so ganz pauschal von "Europa" geschrieben? Tatsächlich gibt es da eine Region im Südosten, in der Tofu-Burger und Seitan-Schnitzel bestenfalls aus Erzählungen bekannt sind.

Spanferkel zum Frühstück? Warum nicht?

Tatsache ist: In Ex-Jugoslawien wird so richtig deftig gegessen. Ein Teller, der ohne Fleisch auskommt? Da könnt ihr lange suchen. Egal ob Cevapcici, Pljeskavica oder einfach ein Steak – Fleisch ist am Balkan ein Muss!

Wobei man ungern auf das vakuumverpackte Zeug aus dem Supermarkt zurückgreift. Jugo-Kinder werden mir zustimmen: Die meisten von uns waren mindestens bei einer Schlachtung dabei. Bei einer richtigen Familienfeier wird ein Spanferkel über dem Feuer gedreht. Bei einer Hochzeit, einem Geburtstag – oder auch einfach mal zum Frühstück. Warum auch nicht!



Hallo und herzlich willkommen zu "Hajde", dem ersten Balkan-Blog auf "Heute.at"! Unser Blogger ist zwischen Sarma und Wiener Schnitzeln aufgewachsen. Wie das so ist? Er verrät´s euch in seinen Kolumnen. Übrigens: "Hajde" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Los geht´s!"

Und was ist für euch typisch Balkan? Eure Inputs sind willkommen unter [email protected]

In den Tiefen des Balkan-Dschungels

Wie so oft in meinen Blogs, muss ich auf meine Freunde aus Österreich verweisen. In diesem Fall auf einen vegetarischen. Er war einmal mit mir am Balkan – es war wohl gleichzeitig das letzte Mal. Denn er hatte wohl nicht damit gerechnet, was für ein kulinarisches Erlebnis ihn dort erwarten würde.

Klar: In den Touristenorten ist es möglich, einen Salat zu erhalten, der nicht mit einem halben Schwein darauf serviert wird. Dafür gibt es einen schiefen Blick vom Kellner gratis dazu. Von einem solchen Deal kann man tief drinnen, im Balkan-Dschungel, nur noch träumen. Mein Austro-Kumpel weiß, wovon ich rede. Denn natürlich nahm ich ihn mit in die Provinz. Wenn schon, denn schon.

Für den vegetarischen Švabo gibt's Hendl

Da saß er also: Rechts neben dem Teller ein Glas gefüllt mit Cockta (das Jugo-Cola, das in keinem echten Balkan-Kühlschrank fehlen darf), links neben dem Teller schon das Stamperl bereit für den Rakija danach. Oder für zwischendurch. Auf dem Teller selbst lag ein halbes Hendl. Alle restlichen Gäste aßen Schwein. Wieso er eine Spezialbehandlung bekam? Ganz einfach: Er fragte nach einem vegetarischen Gericht. Hendl eben...

Als ich bereits im Vorfeld erklärt hatte, dass er nur vegetarisch essen würde, winkte man ab und meinte nur: "Švabo". Dennoch versuchte man offenbar, auf seinen Wunsch einzugehen. Der Wille zählt, oder? Jedenfalls war er nun in der Pflicht, das halbe Huhn zu verputzen. Am Balkan gilt es nämlich als äußerst unhöflich, wenn man nicht aufisst und den Teller zum Schluss noch sauber leckt.

Rettung in letzter Sekunde

Da ich meinen Austro-Freund keiner öffentlichen Steinigung aussetzen wollte, schnappte ich mir in einem unbeobachteten Moment das Stück Fleisch. Ich hatte euch ja gebeichtet, dass ich in meinem jungen Leben schon die eine oder andere Balkan-Regel gebrochen habe. Nicht so beim Essen: Da bin ich Jugo durch und durch. Fleisch und Cockta – gibt es etwas Besseres?

Anders sieht es beim Rakija aus – auf den verzichte ich jeweils dankend. Regelbruch? Check! Doch das ist eine andere Geschichte...

Zu den weiteren Blogs:

>>>> Teil 1: Fluchen mit Balkan-Mama – ein Crash-Kurs

>>>> Teil 2: Balkan-Mamas größte Angst: Ich, unverheiratet

>>>> Teil 3: Meine Freundin, ein Svabo – für Mama ein Skandal (red)