Das passiert im Kongo

Der blutigste Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg

In der ostkongolesischen Stadt Goma eskaliert die Gewalt: M23-Rebellen töten Tausende Menschen, Frauen werden vergewaltigt und verbrannt.
06.02.2025, 18:02

Ende Jänner eskalierten die Kämpfe rund um die ostkongolesische Stadt Goma. Die M23-Rebellen, unterstützt von Ruanda, drangen in die Stadt ein und lieferten sich erbitterte Kämpfe mit der kongolesischen Armee. Während die Rebellen behaupten, die Kontrolle zu haben, sind die Straßen voller Leichen – mindestens 2.900 Menschen wurden getötet, Tausende sind auf der Flucht. Im Durcheinander gelang Hunderten von Häftlingen die Flucht. Mindestens 160 Frauen wurden dabei vergewaltigt und anschließend verbrannt. Es handelte sich dabei ebenfalls um Insassinnen des Gefängnisses.

Zahlen zum Konflikt

Die Demokratische Republik Kongo liegt in Zentralafrika und ist nach Fläche der zweitgrößte und nach Bevölkerung der viertgrößte Staat des Kontinents. Seit 1996 haben andauernde Konflikte, besonders im Osten, das Land fest im Griff. Sie gelten als weltweit tödlichste seit dem Zweiten Weltkrieg und haben eine Menschenrechtskatastrophe ausgelöst: über sechs Millionen Todesopfer, fast sieben Millionen Vertriebene im eigenen Land und mehr als 25 Millionen Hungerleidende – etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Und das, obwohl oder gerade weil der Kongo zu den rohstoffreichsten Ländern der Welt gehört.

Wer sind die M23-Rebellen?

Die M23 ist eine von ethnischen Tutsi angeführte Rebellengruppe im Kongo, die angibt, für den Schutz der Minderheit zu kämpfen. Sie beruft sich auf ein Friedensabkommen vom 23. März 2009, das sie als gebrochen ansieht. Nach ihrer Gründung 2012 eroberte sie kurzzeitig Goma, wurde aber nach internationalem Druck und militärischer Niederlage vertrieben. 2021 nahm die M23 den Kampf erneut auf, da sie sich um die Einhaltung früherer Vereinbarungen betrogen fühlte.

Wie hat das alles begonnen?

1994 ermordeten Hutu-Milizen in Ruanda etwa 800.000 Menschen, vor allem Tutsi und deren Unterstützer. Ein von Tutsi geführter Aufstand beendete das Massaker und zwang Millionen Hutu, darunter Völkermord-Täter, zur Flucht in die DR Kongo. Die neue Tutsi-geführte Regierung Ruandas verbündete sich mit Uganda und Burundi, um in die DR Kongo einzumarschieren und das Mobutu-Regime zu stürzen. Dies führte zu den beiden Kongokriegen, aus denen zahlreiche bewaffnete Gruppen hervorgingen. Die andauernden Konflikte im Ostkongo sind eine direkte Folge davon.

Tutsi und Hutu

Die Tutsi und Hutu sind zwei ethnische Gruppen, die hauptsächlich in Ruanda und Burundi, aber auch in der Demokratischen Republik Kongo leben. Die Unterschiede sind eher sozial – die beiden Gruppen haben dieselbe Sprache und Kultur. Die Feindschaft eskalierte durch die Kolonialpolitik von Belgien, das die Tutsi bevorzugte und ihnen Macht über die Hutu gab. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1962 gewannen die Hutu die Kontrolle, was zu Diskriminierung der Tutsi führte.

Was sind die konflikttreibenden Faktoren?

Der Konflikt im Kongo ist eine Mischung aus politischer Instabilität, wirtschaftlicher Ausbeutung und ethnischen Spannungen, was ihn überaus komplex macht.

Eine große Rolle hierbei spielen folgende Umstände:

  • Seltene Erden: Die Demokratische Republik Kongo besitzt enorme Rohstoffvorkommen, darunter Gold, Coltan und Kobalt, die für die globale Technologieindustrie – vor allem Elektroautos– essenziell sind. Der illegale Abbau und Schmuggel finanzieren bewaffnete Gruppen, die sich gegenseitig bekämpfen und die Region destabilisieren. Die Rivalität zwischen China und den USA verschärft diese wirtschaftliche Ausbeutung. Während China mittlerweile die Mehrheit der kongolesischen Minen kontrolliert, haben die USA an Einfluss verloren, was ihre technologische und energiepolitische Position schwächt.
  • Ethnische Spannungen: Seit dem Völkermord in Ruanda 1994 setzen sich ethnische Konflikte zwischen Hutu und Tutsi im Ostkongo fort, verschärft durch Massaker und Vertreibungen. Neben diesem zentralen Konflikt gibt es weitere Spannungen zwischen lokalen Gemeinschaften, die um Land, politische Macht und Ressourcen konkurrieren. Viele bewaffnete Gruppen stützen sich auf ethnische Identitäten, um Unterstützung zu mobilisieren und ihre Macht zu sichern.
  • Schwache Regierung: Die kongolesische Regierung hat nur begrenzte Kontrolle über große Teile des Landes, besonders in den östlichen Provinzen. Korruption, mangelnde staatliche Strukturen und schwache Sicherheitskräfte verhindern eine effektive Verwaltung und Friedenssicherung. Anhaltende politische Krisen, Wahlbetrug und eine schwache Justiz führen dazu, dass Konflikte ungelöst bleiben und sich immer wieder neu entzünden.
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