Ende Jänner eskalierten die Kämpfe rund um die ostkongolesische Stadt Goma. Die M23-Rebellen, unterstützt von Ruanda, drangen in die Stadt ein und lieferten sich erbitterte Kämpfe mit der kongolesischen Armee. Während die Rebellen behaupten, die Kontrolle zu haben, sind die Straßen voller Leichen – mindestens 2.900 Menschen wurden getötet, Tausende sind auf der Flucht. Im Durcheinander gelang Hunderten von Häftlingen die Flucht. Mindestens 160 Frauen wurden dabei vergewaltigt und anschließend verbrannt. Es handelte sich dabei ebenfalls um Insassinnen des Gefängnisses.
Zahlen zum Konflikt
Die Demokratische Republik Kongo liegt in Zentralafrika und ist nach Fläche der zweitgrößte und nach Bevölkerung der viertgrößte Staat des Kontinents. Seit 1996 haben andauernde Konflikte, besonders im Osten, das Land fest im Griff. Sie gelten als weltweit tödlichste seit dem Zweiten Weltkrieg und haben eine Menschenrechtskatastrophe ausgelöst: über sechs Millionen Todesopfer, fast sieben Millionen Vertriebene im eigenen Land und mehr als 25 Millionen Hungerleidende – etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Und das, obwohl oder gerade weil der Kongo zu den rohstoffreichsten Ländern der Welt gehört.
Die M23 ist eine von ethnischen Tutsi angeführte Rebellengruppe im Kongo, die angibt, für den Schutz der Minderheit zu kämpfen. Sie beruft sich auf ein Friedensabkommen vom 23. März 2009, das sie als gebrochen ansieht. Nach ihrer Gründung 2012 eroberte sie kurzzeitig Goma, wurde aber nach internationalem Druck und militärischer Niederlage vertrieben. 2021 nahm die M23 den Kampf erneut auf, da sie sich um die Einhaltung früherer Vereinbarungen betrogen fühlte.
1994 ermordeten Hutu-Milizen in Ruanda etwa 800.000 Menschen, vor allem Tutsi und deren Unterstützer. Ein von Tutsi geführter Aufstand beendete das Massaker und zwang Millionen Hutu, darunter Völkermord-Täter, zur Flucht in die DR Kongo. Die neue Tutsi-geführte Regierung Ruandas verbündete sich mit Uganda und Burundi, um in die DR Kongo einzumarschieren und das Mobutu-Regime zu stürzen. Dies führte zu den beiden Kongokriegen, aus denen zahlreiche bewaffnete Gruppen hervorgingen. Die andauernden Konflikte im Ostkongo sind eine direkte Folge davon.
Tutsi und Hutu
Die Tutsi und Hutu sind zwei ethnische Gruppen, die hauptsächlich in Ruanda und Burundi, aber auch in der Demokratischen Republik Kongo leben. Die Unterschiede sind eher sozial – die beiden Gruppen haben dieselbe Sprache und Kultur. Die Feindschaft eskalierte durch die Kolonialpolitik von Belgien, das die Tutsi bevorzugte und ihnen Macht über die Hutu gab. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1962 gewannen die Hutu die Kontrolle, was zu Diskriminierung der Tutsi führte.
Der Konflikt im Kongo ist eine Mischung aus politischer Instabilität, wirtschaftlicher Ausbeutung und ethnischen Spannungen, was ihn überaus komplex macht.