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Der Diktator im Glassarg: Abschied von Kim Jong-il

Heute Redaktion
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Während Südkorea nach dem Tod von Machthaber Kim Jong-il seine Alarmbereitschaft wegen möglicher Cyber-Attacken aus Nordkorea erhöht hat, hoffen die USA auf eine Verbesserung der Beziehung zu Nordkorea.

Der Leichnam des "Geliebten Führers" wurde indes in Pjöngjang aufgebahrt.

Südkorea hob das Alarmniveau von der in Friedenszeiten geltenden Stufe fünf auf Stufe vier an, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul am Dienstag. "Alle Verantwortlichen des Bereichs sind in Alarmbereitschaft und verfolgen die Lage genau."



+++ So trauert Nordkorea um seinen "Geliebten Führer" +++


Wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldete, verdoppelte die südkoreanische Armee die Zahl der Soldaten, die mögliche Cyber-Angriffe aus Nordkorea aufspüren sollen. Nordkorea verfügt über eine spezielle Einheit für Informationsdiebstahl, der Süden baute daher eine entsprechende Verteidigungseinheit auf.

Sohn trauert

Der zum Nachfolger des verstorbenen Machthabers , trauerte unterdessen gemeinsam mit Parteifunktionären, Regierungs-und Armeevertretern am Leichnam seines Vaters, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete. In Pjöngjang wurde Kim in einem Glassarg aufgebahrt.

USA hoffen auf stabilen Übergang

US-Außenministerin Hillary Clinton hat nach dem Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il die Hoffnung geäußert, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern verbessern. Sie sei besorgt um das Wohlergehen des nordkoreanischen Volkes, sagte Clinton nach einem Gespräch mit ihrem japanischen Kollegen Koichiro Gemba am Montag (Ortszeit) in Washington. Japan und die USA seien an einem friedlichen und stabilen Übergang in Nordkorea interessiert, betonte auch US-Präsident Barack Obama.

Die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und in der gesamten Region aufrechtzuerhalten sei besonders wichtig, so Obama. In einem Telefonat mit dem japanischen Regierungschef Yoshihiko Noda sicherte er diesem deshalb Unterstützung bei der Landesverteidigung zu. Der US-Präsident habe die Entschlossenheit der USA betont, "unsere engen Verbündeten, einschließlich Japans, zu verteidigen". Obama und Noda hätten darin übereingestimmt, dass ihre Länder die Lage aufmerksam verfolgten und in engem Kontakt blieben.

Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche?

In Tokio sagte Nodas Kabinettssekretär Osamu Fujimura, Obama und Noda hätten in dem Telefonat über eine mögliche Wiederaufnahme der ausgesetzten Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm beraten. An den Gesprächen waren Japan, die USA, Russland, China sowie Nord- und Südkorea beteiligt.

Pjöngjang stieg jedoch im April 2009 aus den Verhandlungen aus, einen Monat später folgte der erste Atomwaffentest Nordkoreas. In den Monaten vor Kims Tod hatte es Versuche gegeben, die Gespräche wieder aufleben zu lassen. Gesandte aus Washington und Pjöngjang trafen sich im Juli in New York und im Oktober in Genf, allerdings ohne einen Durchbruch zu erzielen.

Japan wolle nun zunächst im kleinen Kreis beraten, sagte Fujiumura. "Ich denke, wir sollten zunächst ein hochrangig besetztes Treffen zwischen Japan, den USA und Südkorea in Betracht ziehen."

NK-Einheiten zurückgerufen

Nordkoreas Armee rief unterdessen laut Medien mehrere Einheiten von jährlichen Winterübungen in die Kasernen zurück. Einige nordkoreanische Einheiten seien inmitten ihrer Übungen zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt, berichtete die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Militärkreise. "Alle militärischen Einheiten haben zudem die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt."

Es gebe jedoch bisher keine ungewöhnlichen Bewegungen oder Anzeichen von Provokationen auf der Seite Nordkoreas, hieß es. Die meisten nordkoreanischen Stützpunkte entlang der Grenze zu Südkorea hätten nach Kims Tod die Flaggen auf Halbmast gesetzt.

Eine Raketenübung Nordkoreas am Montag stehe nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Tod des Herrschers und werde von Südkorea nicht als Provokation gewertet.

Verbündete bekunden Beileid

Aber nicht nur in Nordkorea selbst wird getrauert. Chinas Staatschef Hu Jintao besuchte am Dienstag Nordkoreas in Peking, um sein Beileid zu bekunden, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Die Straßen um die Botschaft waren am Morgen für den Verkehr gesperrt. Auch Fußgänger wurden nicht durchgelassen, mit Ausnahme von Nordkoreanern, die Blumen niederlegen wollten. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften war vor Ort.

Die kubanische Führung ordnete wegen des Todes von "Kamerad" Kim Jong-il eine Staatstrauer an, wie es in einer offiziellen Erklärung vom Montag (Ortszeit) hieß. Die Flaggen des Landes würden vom 20. bis 22. Dezember auf Halbmast gesetzt.