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Der elegante Verführer aus Ingolstadt

1969 wurde das erste Coupé von Audi vorgestellt. Trotz Verwandtschaft zur Audi-100-Limousine wirkt es äußerst elegant und beinahe zeitlos.

Heute Redaktion
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Das waren noch Zeiten! Anfang der Siebzigerjahre reichte es, "Audi Coupé" zu sagen, und alle wussten, was gemeint ist. Wer heute einen deutschen Hersteller nennt und ihn mit dem Fahrzeugkonzept Coupé koppelt, findet meist eine ganze Auswahl unterschiedlicher Baumuster. Aber eben, damals hatte Audi genau ein Coupé im Programm und dieses basierte auf dem Audi 100.

Eigentlich hing die Zukunft der Marke Audi in den späten 1960er-Jahren an einem seidenen Faden. VW-Chef Heinrich Nordhoff ließ in den Produktionsräumen von DKW/Audi VW Käfer fertigen. Eigentlich war entschieden, die Marke Audi auslaufen zu lassen.

Doch dann entwickelte in aller Heimlichkeit der von Mercedes gekommene Ludwig Kraus als Audi-Chef ein neues Modell, das seinen Ideen bezüglich Leichtbau und fortschrittlicher Technik folgte. So entstand der Audi 100, der zum Verkaufsschlager avancierte. Und schon bald gesellte sich ein elegantes Coupé dazu.

Eine Linie zum Träumen

Der Radstand der Limousine war um elf Zentimeter gekürzt, die Dachlinie um rund zehn Zentimeter gesenkt worden, was dem neuen Coupé eine deutlich sportlichere Statur gab. Aus Kostengründen behielt man so viel wie möglich von der Limousine bei, so dass der gesamte Vorbau bis zur Windschutzscheibe dem normalen Audi 100 entsprach, die Türen wurden der zweitürigen Variante, die 1969 ebenfalls neu vorgestellt wurde, entlehnt.

Oberhalb der Gürtellinie musste der Dachbereich natürlich neu gestaltet werden, das Heck war gänzlich anders. In der C-Säule wurden spezielle Lufteinlässe eingearbeitet, die Frontscheibe stellten die Ingolstädter flacher. Das Fastback-Heck gelang den Gestaltern besonders gut, auf den Einbau einer Heckklappe verzichteten sie.

Das Ergebnis jedenfalls liess die Kunden nicht kalt. Die einen sahen einen modifizierten Opel Kadett, die anderen fühlten sich an rassige Italiener erinnert.

Optimierte Technik

Um dem sportlichen Äußeren gerecht zu werden, war der Motor aufgebohrt worden, so dass nun mit zwei Vergasern 112 PS zur Verfügung standen. Damit fuhr der Wagen über 190 km/h und beschleunigte in weniger als 11 Sekunden von 0 bis 100 km/h. Kein Wunder, räumten Käfer und Co. eilig die Überholspur, wenn das Vieraugengesicht des Coupés nahte. Bis 1976 wurde das Coupé immer wieder dem Stand der Technik angepasst und fast 31.000 Exemplare gefertigt.

Zeitlose Eleganz

Selbst heute wirkt das zweitürige Audi Coupé noch elegant. Dass das Design fast ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, würde man kaum erahnen. Die Ähnlichkeit mit dem von Bertone gestalteten Fiat Dino Coupé in der Silhouette schmeichelt dem Audi, der ja eigentlich durch Kürzung und Verflachung der Limousine entstanden ist und nicht wie der Fiat von Grund auf neu gezeichnet werden konnte.

Die relativ einfache Technik mit dem Vierzylindermotor mit seitlicher Nockenwelle und 112 PS entlockt einem heutzutage natürlich kaum Begeisterungsrufe, aber dem Coupé ist damit gut gedient. Die im fotografierten Wagen installierte Automatik schränkt das Leistungsvermögen allerdings etwas ein. Wer sportliche Ambitionen hat, sollte zur Viergangversion des 1.100-kg-Wagens greifen.

Die Rundumsicht nach vorne ist gut, nach hinten ist das Coupé, wie schon damals moniert, relativ unübersichtlich. Dennoch, es fährt sich gut im Audi Coupé von damals.

Weitere Informationen, viele Bilder und ein Tonmuster gibt es auf www.zwischengas.com.

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