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Der K(r)ampf um mehr Platz im Flieger

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

Kippbare Sitze zählen im Flieger zu den größten Ärgernissen für Reisende. Wird der Vordersitz umgeklappt, gibt es für die Knie keinen Platz. Ein Streitgrund!

Eine Umfrage des Flugvergleichsportals Skyscanner zeigt, dass sich die Mehrheit der 1.000 Teilnehmern von zurückgeklappten Rückenlehnen gestört fühlt. Neun von zehn der Befragten wünschen sich überhaupt Verbote! Da es diese Verbote aber in Fliegern nicht gibt, führen die kippbaren Sitze oft zu einem Streit.

Während die "Kipper" auf ihren Neigekomfort bestehen, beharren die Passagiere dahinter auf ihre Platzfreiheit für ihre Knie, die in Fliegern ohnehin aus wenigen Zentimetern bestehen. Genau genommen sind es sogar "nur" 10 Zentimeter.

"Knee Defender"

Bei dem Kampf um mehr Platz werden die "Opfer" der Lehne dabei äußerst kreativ und greifen ordentlich in die Trickkiste. So ist es keine Seltenheit, dass Passagiere auf einen "Knee Defender" (Knieverteidiger) zurückgreifen, um das Zurückklappen der Sitzlehne zu blockieren. Doch das "Reiseaccessoire" für "alle, die nicht gerne von einem zurückgeklappten Flugzeugsitz getroffen werden", wird in vielen großen Fluglinien bereits verboten.

Aber wie viel ist Passagieren die zusätzliche Komfortzone tatsächlich wert? Mit dieser Frage beschäftigen sich nun die US-Juristen Christopher Buccafusco und Christopher Jon Sprigman.

Der Wert der Komfortzone

Die beiden wollten in einem Verhaltensexperiment unter anderem herausfinden, wie viel Menschen bereit wären dem Passagier bzw. der Passagierin vor ihnen zu bezahlen, damit diese auf ein Senken der Lehne verzichten. Die Teilnehmer der Untersuchung sollten sich dabei vorstellen, dass sie sich auf einen sechsstündigen Flug zwischen New York und Los Angeles befinden.

Laut dem Ergebnis der Onlinebefragung würden Passagiere auf den Vordersitzen dafür durchschnittlich 41 Dollar verlangen, damit sie den Sitz nicht umkippen. Den Passagieren dahinter ist der zusätzliche Komfort im Schnitt aber nur 18 Dollar wert.

Endowment-Effekt

Dieser Wert gilt aber nur dann, wenn das Recht des Kippens bei der vorderen Person liegt. Würden die Passagiere das Recht jedes Mal erneut verhandeln müssen, wäre einem Großteil der Menschen das Zurückstellen des Sitzes viel weniger wert. Gerade einmal zwölf Dollar würde der Durschnitt für das Kippen bezahlen. Passagiere auf dem Platz dahinter würden ihren zusätzlichen Komfort aber nicht für weniger als 39 Dollar "opfern". Den Menschen wäre also das exakt gleiche Recht weniger Wert.

Das hängt laut den US-Juristen mit dem sogenannten Endowment-Effekt ("Besitztumseffekt") zusammen. Demnach erachten Menschen Dinge als wertvoller, wenn sie diese selbst besitzen.

Das Recht zu kippen

"Wenn eine Ressource gegeben ist - und sei es nur etwas so Triviales wie ein Stift - trennen sich Menschen nur widerwillig davon. Die Konsequenz daraus ist, dass die Geldsumme, für die sie das Ding aufgeben würden, oft wesentlich höher ist als der Betrag, der bei einem Kauf desselben Gegenstands ausgegeben würde", erklären Christopher Buccafusco und Christopher Jon Sprigman.

Es geht also nicht um das Kippen an sich, sondern um den Glauben, man besitzt das Recht den Sitz zurückzulehnen. Ein Glaube, der bei jeder Person unterschiedlich stark ausgeprägt ist und auch weiterhin für Streitereien im Flieger sorgen wird.

(wil)