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Der kleine Freund aus Frankreich

Renault hatte schon immer ein gutes Näschen: 1972 wurde der R5 lanciert – für junge urbane Frauen. Aber nicht nur die fanden das Auto praktisch.

Heute Redaktion
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Eigentlich entstand der Renault 5 fast durch Zufall. Er war die Idee eines jungen Designers namens Michel Boué, der in seiner Freizeit im Jahr 1969 an einem kleinen Auto tüftelte. Als die Führungsriege von Renault darauf aufmerksam wurde, beschloss man, den Wagen praktisch unverändert zu realisieren.

Für die junge urbane Frau

Der Renault 5 füllte exakt eine neue Nische, die sich geöffnet hatte. Bereits in den Sechzigerjahren machten in Frankreich mehr Frauen den Führerausweis als Männer, da musste es sich doch lohnen, ein Auto auf deren Bedürfnisse auszurichten. Der R5 tat genau das. Er war kompakt, sogar sehr kompakt. 3,5 Meter betrug seine Länge, 1,52 Meter die Breite. Der Radstand, wie beim Renault 16 unterschiedlich je nach Seite, von 2,4 Meter bis 2,43 Meter ermöglichte vier Sitzplätze und einen vernünftigen Kofferraum dazu. Das Heck war schräg und mit einer Heckklappe abgeschlossen. Große Fenster ergaben einen hellen Innenraum und sicherten die gute Übersichtlichkeit.

Die grauen Kunststoff-Stoßfänger kamen mit kleinen Remplern bis ca. sieben Stundenkilometer klar, sodass auch beim Parken in der Innenstadt von Paris kein Stress aufkam.

Längs statt quer

Technisch setzte man auf Komponenten, die sich bereits beim R4 millionenfach bewährt hatten. Der wassergekühlte Vierzylinder-Motor wurde längs eingebaut, das Getriebe lag davor und wurde zunächst mit demselben Pistolengriff-Schalthebel bedient wie beim R4.

Während die Franzosen mit 782 cm³ und 34 PS vorliebnehmen mussten, gab es für die Exportländer, sobald sie bedient wurden, 845 cm³ und 36 PS bei 5.500 Umdrehungen, die der mit hängenden Ventilen und seitlicher Nockenwelle ausgerüstete Motor mit Leichtmetallzylinderkopf ohne großes Aufheben produzierte.

Moderne Konstruktion

Der R5 war im Gegensatz zum R4, der noch einen Plattformrahmen hatte, selbsttragend ausgeführt. Alle vier Räder waren einzeln aufgehängt, die Federwege waren lang und ermöglichten so einen überdurchschnittlichen Komfort, waren aber auch für die fast schon abenteuerlichen Schräglagen verantwortlich, die der R5 in schnell gefahrenen Kurven einnahm. Gebremst wurde mit Trommeln an allen vier Rädern, gelenkt via Zahnstange.

Das gesamte Paket war gerade einmal 730 kg schwer und der 41-Liter-Tank reichte für über 500 km Reichweite. 5,5 Millionen wurden bis 1986 produziert, eine Erfolgsgeschichte.

Ein wirklicher Freund

Wer sich heute in den Renault 5 TL von 1977 setzt, wundert sich, wie modern und ohne Allüren dieser kleine Wagen fährt. Man fühlt sich auch heute noch sofort im kompakten Fronttriebler zu Hause, schätzt die gute Rundumsicht und die für die Größe beeindruckenden Platzverhältnisse. Selbst die für heutige Begriffe niedrige Motorleistung genügt problemlos zum Mitschwimmen im Verkehr, zumindest auf Landstraßen und im Ortsgebiet. An Autobahnsteigungen wünscht man sich dann doch ein paar Pferdestärken zusätzlich über die vorhandenen 44 PS hinaus, aber wer will schon mit einem R5 Autobahnkilometer fressen, wenn eine Fahrt durch die Weinberge, durch Dörfer oder am Strand entlang so viel unterhaltsamer ist.

Auch für allfällige gekaufte Weinflaschen findet sich im Kofferraum genügend Platz. Und den edlen Tropfen möchte man dann ja auch nicht allzu sehr durchschütteln, somit reichen 20,6 Sekunden für den Spurt von 0 bis 100 km/h und 140 km/h Spitze. Komfort ist beim Franzosen sowieso garantiert.

Weitere Informationen und viele Bilder zum Renault 5 gibt es auf Zwischengas.com.

(red)