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Der Körper hält Fast Food für eine Infektion

Heute Redaktion
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Auf Burger und Pommes frites reagiert das menschliche Immunsystem ähnlich wie auf eine bakterielle Infektion. Wer nicht aufpasst, isst sich sogar zu Tode.

Der Verzehr von Fast Food macht auf Dauer dumm, dick und träge. Außerdem enthält es oft Weichmacher der Gruppe der Phthalate (siehe Box), die Gesundheit und Körper schaden.

Nun berichten Forscher der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dass Fast Food auf den Körper eine ähnliche Wirkung wie eine bakterielle Infektion hat. Damit bergen die Schnellgerichte ein noch größeres Gesundheitsrisiko als bisher angenommen, wie es in der Mitteilung heißt.

Massive Entzündungen

Das Team um den Immunologen Eicke Latz hatte für die im Fachjournal "Cell" erschienene Studie Mäuse einen Monat lang fettreich, mit viel Zucker und wenig Ballaststoffen gefüttert, womit die Ernährung der Tiere in etwa der von Menschen in westlichen Industrienationen entsprach. Dann beobachteten die Forscher, was passierte.

Lange mussten sie sich nicht gedulden, denn schon nach kurzer Zeit entwickelten die Tiere eine massive körperweite Entzündung – fast wie nach einer Infektion durch gefährliche Bakterien.

Unaussprechlicher Name, zahlreiche Negativfolgen

Weichmacher machen Plastik formbar. Sie werden unter anderem in Farben, Kleidung, Kosmetika oder Spielzeug, aber auch in Lebensmittelverpackungen verwendet. Das ist problematisch: Studien zeigen, dass Phthalate üble Nebenwirkungen haben.

Dies vor allem aufgrund ihrer hormonähnlichen Wirkung. Sie wirken vor allem auf die Fortpflanzungsorgane und können sich in hohen Konzentrationen wie Östrogen verhalten. Bei Kindern kann das zu einem verfrühten Brustwachstum führen und bei Männern zu Impotenz. Mit Phthalaten belastete Frauen dagegen kommen bis zu zwei Jahre früher in die Wechseljahre. Zudem verändern die Chemikalien das Erbgut und können damit auch späteren Generationen noch schaden.

Andere Forscher haben nachgewiesen, dass die Phthalate Neurodermitis und Asthma bei Kindern fördern können. Weiter zeigte eine Studie, dass Kinder, deren Mütter hohe Phthalat-Werte aufwiesen, einen geringeren IQ haben.

Den Grund dafür nennt Latz' Mitstreiterin Anette Christ: "Die ungesunde Diät hat zu einem unerwarteten Anstieg einiger Immunzellen im Blut geführt. Das war ein Hinweis auf eine Beteiligung von Vorläuferzellen im Knochenmark." Diese fördern die Entstehung von Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) sowie Diabetes. Das wiederum kann zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.

Der Tod rückt näher

Darüber hinaus sorge ungesundes Essen für eine dauerhafte Umprogrammierung des Immunsystems, so die Forscher. Das heißt: Selbst wenn die Ernährung umgestellt wird und statt Fast Food wieder ausschließlich Gesundes auf den Teller kommt, reagiert die Körperabwehr immer noch aggressiver als vor der ungesunden Lebensweise.

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    (Bild: iStock)

    "Das angeborene Immunsystem verfügt über ein Gedächtnis", sagt Studienleiter Latz. Daher bleibe die Körperabwehr nach einer Infektion in einer Art Alarmzustand, um schneller auf einen neuen Angriff reagieren zu können. Der Test mit Mäusen hat gezeigt, dass das auch durch ungesunde Ernährung ausgelöst werden kann.

    Am Beispiel der Tiere konnten die Forscher quasi im Schnelldurchlauf sehen, was das für die menschliche Gesundheit bedeutet. So entwickelten die Mäuse Herzverkalkungen und starben innerhalb von acht Wochen. Dieses Schicksal erwarte Fast-Food-Fans wohl nach etwa 50 bis 60 Jahren, zitiert die "Rheinische Post" Eicke Latz.

    In der Doku "Supersize Me" (2004) ernährt sich der Filmemacher Morgan Spurlock ausschließlich von McDonald's-Produkten und zeigt so, was Fast Food mit dem Körper anstellt. (Video: Roadside Attractions) (fee)