"Der Kreml befindet sich im Endspiel einer jahrzehntelangen strategischen Bemühung, Weißrussland de facto zu annektieren", zu diesem Schluss kommt George Barros vom Institute for the Study of War (ISW) im jüngst veröffentlichten Report über Putins "stille Eroberung" von Belarus. Der Kriegstreiber wolle damit die militärischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten Russlands stärken, um seine "revanchistischen geopolitischen Ziele gegen die USA, NATO und die Ukraine" dauerhaft in noch stärkerem Ausmaß verfolgen zu können.
Der Kreml versuche, Belarus de facto zu annektieren, indem er den Unionsstaat als russisch dominierte föderale Regierung formalisiere, die Moskau eine dominante Macht über die meisten, wenn nicht alle Aspekte der belarussischen Staatsführung gewährt. Dies beinhalte die Einführung einer vollständigen operativen und administrativen Kontrolle über die belarussischen Streitkräfte in Friedenszeiten und die Einrichtung einer ständigen russischen Militärbasis in Belarus.
Die Bemühungen um einen Unionsstaat seien zwar noch nicht abgeschlossen, hätten aber bereits zu bedeutenden Erfolgen geführt. Und: "Das vom Kreml angestrebte Paket von Integrationsmaßnahmen mit Belarus ist in vielerlei Hinsicht so weitreichend und umfassend, dass es – wenn es erfolgreich ist – schwieriger wird, zu bestimmen, was Moskau in Belarus nicht kontrollieren wird, als aufzulisten, was Moskau alles kontrollieren wird", sagt das ISW.
Die EU und NATO müssten deshalb die veränderte Bedrohungslage neu bewerten, heißt es seitens der amerikanischen Denkfabrik: "Der Kreml verwandelt Weißrussland in einen strategischen Wegbereiter für Russlands Fähigkeit, seine Macht weltweit auszuweiten. Die politischen Entscheidungsträger müssen mit der Planung für eine Zukunft beginnen, in der Weißrussland faktisch eine Erweiterung der Russischen Föderation ist."