Szene

Der Künstlerbund Hagen gastiert im Leopold Museum

Die neue Schau "Hagenbund" eröffnet im Leopold Museum. "Heute" durfte vorab hinter die Kulissen blicken.

Amra Duric
Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum, sprach im "SzeneBackstage"-Interview über die neue Ausstellung "Hagenbund".
Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum, sprach im "SzeneBackstage"-Interview über die neue Ausstellung "Hagenbund".
Helmut Graf

"Eine Reise durch vier Jahrzehnte österreichischer Kunstgeschichte" – so beschreibt Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum, die Ausstellung "Hagenbund", die morgen eröffnet.

"Der Hagenbund war offen. Es gab kein strenges Manifest und keine Vorstellungen, wie Kunst zu sein hat."

"Heute" durfte bereits beim Aufbau der neuen Schau einen Blick hinter die Kulissen werfen. Zwischen Handwerkern, die schützende Glasabdeckungen über wertvolle Skulpturen stülpten und mit den passenden Lichtern Dutzende Werke in Szene setzten, verriet Direktor Wipplinger, was ihn zu der Schau inspiriert hat. "Der Hagenbund war offen. Es gab kein strenges Manifest und keine Vorstellungen, wie Kunst zu sein hat. Es gab mehr als 200 Künstler und Künstlerinnen, die im Hagenbund ausgestellt haben. Unser Fokus richtet sich auf die österreichischen Protagonistinnen."

<<Im Video: Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger über Hagenbund>>

Eskapismus, Sehnsucht, Paradies

Eine Besonderheit im Hagenbund, der 1900 als Gegenbewegung auf den Konservativismus des Künstlerhauses gegründet wurde: Frauen durften ausstellen. "Fast in jeder Ausstellung waren Künstlerinnen integriert. Die durften damals nicht in die Akademie gehen, aber im Hagenbund hatten sie immer eine Plattform. Es gab sogar sieben oder acht Ausstellungen nur mit dem Verband österreichischer Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen", so Wipplinger. Zerschlagen wurde der Künstlerbund Hagen durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Das findet sich auch in einigen Werke, die gezeigt werden, wieder.

"Fast in jeder Ausstellung waren Künstlerinnen integriert. Die durften damals nicht in die Akademie gehen, aber im Hagenbund hatten sie immer eine Plattform."

"Wir haben versucht Themenräume zu erstellen. Das ganze ist chronologisch strukturiert, aber innerhalb dieser Chronologie gibt es, zum Beispiel den Eskapismus von Künstlerinnen, Sehnsucht nach einem Paradies oder beispielsweise eine Flucht in die Religion", erzählt Wipplinger. "Diese Ausstellung ist nicht nur eine Ausstellung über Kunst. Es stimmt überein mit der gesellschaftlichen, der politischen, der Sozialsituation der wenigen Jahrzehnte."

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    Mit Lichtspots werden die ausgestellten Werke in Szene gesetzt.
    Mit Lichtspots werden die ausgestellten Werke in Szene gesetzt.
    Helmut Graf

    Leopold Museum erhöht Ticketpreise nicht

    Neben der Schau waren auch die erhöhten Energiepreise Thema. Zwar spürt auch das Leopold Museum die Teuerungen, doch Wipplinger versichert: "Wir werden die Preise der Tickets nicht erhöhen. Wir werden allerdings in allen verschiedenen Bereichen sparen. Das betrifft nicht nur das Ausstellungswesen, sondern das betrifft auch Fragen des Einkaufs, wie weniger Papier zu verwenden, weniger auszudrucken. Wir haben auch in einigen Sälen die Farben nicht geändert, sondern übermalt, um Kosten zu sparen. Wir sparen auch in der Ausstellungsarchitektur."

    "Kunst ist eine strukturerhaltende Maßnahme."

    Wo Wipplinger jedoch nicht sparen möchte: "In der Konzeption, aber das kostet ja nicht viel. Das heißt höchste Qualitätssicherung in der Ausstellung, in der Auswahl, in der Konzeption. In Krisenzeiten, glaube ich, brauchen die Menschen Kunst. Man kann sich in andere Welten begeben. Kunst ist eine strukturerhaltende Maßnahme."