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Der Mittelmotor-Sportler mit und ohne Beta

Eigentlich hätte der Mittelmotorsportwagen Lancia Montecarlo 1975 als Fiat auf die Welt kommen sollen, doch wie so oft kam alles anders.

Heute Redaktion
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Der Auftrag für einen neuen Sportwagen kam von Fiat, aber Pininfarina entwickelte den möglichen Ersatz für das Fiat 124 Coupé komplett selber, basierte das Fahrzeug also erstmals nicht auf einer bestehenden Plattform. Erste Zeichnungen sollen bereits Ende der Sechzigerjahre angefertigt worden sein. Als Schöpfer der Linienführung gilt Paolo Martin. 1971 gab es schon komplette Entwürfe für den Mittelmotorsportwagen.

Dann kam die Ölkrise und man entschloss sich, anstatt eines V6-Dreiliters auf einen verbrauchsgünstigeren Zweiliter umzusatteln. Der Wagen hieß nun Fiat X1/20. Doch kurz vor der Präsentation entschied sich Giovanni Agnelli, Chef des Fiat-Konzerns, zu dem seit 1969 auch Lancia gehörte, den neuen Sportwagen als Lancia zu lancieren. Im Einklang mit der Modellpalette bekam er die Bezeichnung Beta Montecarlo, obschon sich die Gemeinsamkeiten mit der Beta-Produktlinie in Grenzen hielten.

Eigenständige Konstruktion auf der Höhe der Zeit

Der Montecarlo war von Pininfarina als komfortabler und sportlicher Zweisitzer konzipiert worden. Der 2-Liter-Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen leistete vergaserbestückt 120 PS und sorgte auch in anderen Modellen des Fiat-Konzerns für Vortrieb.

Die selbsttragende Karosserie war kompakt ausgefallen. Sie konnte mit oder ohne Rolldach, dessen Mechanismus von Pininfarina patentiert worden war, bestellt werden. 1015 kg wog das 3,815 Meter lange und 1,695 Meter breite Auto, das mit 1,19 Meter Höhe sportlich flach ausgefallen war.

Zeitlautes Fahrwerk

Natürlich waren die Räder ringsum einzeln aufgehängt, vorne sorgten Querlenker und Schubstreben für die Radführung, hinten Dreiecksquerlenker. Scheibenbremsen und Zahnstangenlenkung konnten Mitte der Siebzigerjahre von einem Sportwagen erwartet werden. Die Reifen der Dimension 185/70 HR 13 waren auf 5,5-Zoll-Felgen aufgezogen.

Das Reserverad fand hinten beim Motor Platz, sodass vorne ein rund 300 Liter großer Kofferraum für Gepäck bereitgestellt werden konnte. Gebaut wurde er bis 1978, dann war Pause.

1980 wurde dann eine neue Version vorgestellt, die optisch mit einem neu gestalteten Kühlergrill an den Markenauftritt von Lancia angepasst worden war. Auf das "Beta" im Namen wurde fortan verzichtet. Der Wagen war nunetwas günstiger als der Vorgänger, dessen Technik weitgehend übernommen wurde. Nach zwei Produktionsjahren war aber endgültig Schluss, insgesamt waren keine 8.000 Exemplare entstanden.

Exklusives Vergnügen

Der Einstieg in den seltenen Mittelmotorsportwagen gelingt trotz niedriger Gesamthöhe problemlos, die angenehm gepolsterten stoffbezogenen Sitze wirken sympathisch. Die Armaturen sind gut ablesbar, wirken allerdings fast etwas zu "stylisch" für einen Klassiker. Das Momo-Lenkrad liegt gut in der Hand, der Schalthebel lädt zum häufigen Gangwechsel ein, zumal die Schaltpräzision überzeugt.

Der kleine Sportwagen fährt sich sehr handlich, verblüffend ist vor allem sein agiles Einlenken. Die Fahrleistungen wirken aus heutiger Sicht als absolut ausreichend, den Geräuschpegel kann man durch Gangwahl und Gaspedalstellung nach eigenem Gusto beeinflussen. Keine Frage, der Lancia macht Spaß und man könnte ihn sich selbst heute noch als Alltagsauto vorstellen, wenn er dafür nicht zu schade wäre.

Mehr zum Montecarlo und seiner Entwicklungsgeschichte gibt es, wie immer umfangreich illustriert, auf Zwischengas nachzulesen.

(red)