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Der Twingo wird elektrisch

Der Renault Twingo Z.E. ist prädestiniert für den Elektroantrieb – seine Reichweite jedoch nicht langstreckentauglich.

Heute Redaktion
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Viele Volumenhersteller bringen nun ihr erstes Elektro-Auto auf den Markt. Renault hat da einen jahrelangen Vorsprung: Bereits 2011 lancierten die Franzosen mit dem Fluence ihr erstes E-Auto, das seiner Zeit allerdings noch etwas voraus war.

Marken-Ikone wird elektrisch

Zwei Jahre später folgte der Zoe, der sich zum meistverkauften Elektroauto Europas entwickelte – inzwischen ist der Bestseller in dritter Generation erhältlich.

Der winzige Twizy, der Hochdachkombi Kazoo E.Z. und der Transporter Master Z.E. kamen hinzu, und so können die Franzosen bereits auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte zurückblicken. "Von diesen Modellen wurden inzwischen weit über 250.000 Stück produziert", bestätigt Vertriebschef Emmanuel Bouvier. Und dabei soll es nicht bleiben. "Bereits in diesem Jahr werden wir die Hälfte unserer Modellpalette elektrifiziert haben und weltweit acht reine Elektro-Fahrzeuge auf den Markt bringen".

Eines davon ist ein Kleiner mit einem großen Namen. "Der Twingo ist eine Marken-Ikone für Renault", hält Marketingdirektor Frédéric Clermont an einer Vorabpräsentation im kleinen Rahmen fest. 3,75 Millionen Stück wurden von dem Kleinwagen seit seiner Lancierung 1992 verkauft – da liegt es nahe, dass er nun ebenfalls mit Elektromotor auf den Markt kommt. Produktmanagerin Laure Grégoire ergänzt: "Die dritte Generation des Twingo wurde von Anfang an so konzipiert, dass auch ein Elektroantrieb integriert werden kann".

Der Motor sitzt dabei wie bei den Modellen mit Verbrenner im Heck, unter der kurzen Fronthaube ist das Kühlsystem untergebracht, die Batterie sitzt tief in der Fahrzeugmitte. Diese wurde mit einer Kapazität von 22 Kilowattstunden vergleichsweise klein gewählt. "Die Europäer fahren im Schnitt 30 Kilometer am Tag – da ist eine Reichweite von 180 Kilometern nach WLTP absolut ausreichend", sind die Franzosen überzeugt.

Größere Reichweite

Im Stadtverkehr soll der 3,62 Meter lange Winzling bis 250 Kilometer schaffen, 80 Kilometer Reichweite können an einer Ladesäule mit 22 kW Wechselstrom in 30 Minuten nachgeladen werden – das dürfte für das vorgesehene Einsatzgebiet des Twingo Z.E. durchaus reichen. Schnellladen mit Gleichstrom ist leider nicht möglich: "Das wäre zu teuer geworden für dieses City Car", wiegelt Clermont ab. "Außerdem erwarten wir, dass die Kosten für Gleichstrom an den Ladesäulen bald explodieren werden". Am Aussehen wurde übrigens kaum etwas geändert. "Das Design des Twingo wurde letztes Jahr aktualisiert", erklärt Produktmanagerin Laure Grégoire. "Der Z.E. ist an einigen blauen Details erkennbar – mehr war nicht nötig".

Fragt sich noch, wieso Renault den Twingo Z.E. nicht schon früher lanciert hat. "Das war eine Frage der Prioritäten", erklärt Marketingchef Frédéric Clermont. "Der neue Zoe hatte Vorrang, auch was die Investitionen betrifft". Man hätte natürlich den Antriebsstrang des elektrischen Smart verbauen können, schließlich wurde der Twingo einst zusammen mit dem Smart entwickelt und läuft auch vom gleichen Band. "Dann wären wir zwar früher auf dem Markt gewesen, doch wir wollten unsere eigene Technologie verwenden – sie ist ausgereifter und ermöglicht eine größere Reichweite".

Werte wie der Smart

So kommt im Twingo Z.E. der leicht abgeänderte Elektromotor des Renault Zoe zum Einsatz, allerdings mit einer kleineren, wassergekühlten Batterie. Verblüffend dabei: Das Aggregat hat mit 60 kW Leistung und 160 Nm Drehmoment exakt die gleichen Werte wie der Smart, und auch die Fahrleistungen sind ähnlich: 0 bis 50 km/h in 4,2 Sekunden, Topspeed 135 km/h – das reicht locker für den Stadtflitzer.

Anders als Smart bietet Renault den Twingo aber weiterhin auch mit Verbrennungsmotoren an. Ob die elektrische Variante ein Erfolg wird, liegt aber letztlich auch am Preis. Dazu will Renault noch nichts kommunizieren, möglicherweise nach der Premiere an der GIMS in Genf. "Eines können wir aber versprechen", sagt Marketingchef Clermont: "Wir werden konkurrenzfähig sein."