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Der wohl schönste und seltenste Mercedes aller Zeiten

Heute Redaktion
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Eine bullige Jugendstil-Skulptur auf vier Rädern, handgefertigt und für damalige Zeiten so schnell, dass zwei Personen mit ihr bequem auf der damals jungen Autobahn mit einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 180 km/h unterwegs sein konnten. 1936 erblickte der Mercedes Benz 540 K Spezial-Roadster das Licht der Welt.

Rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Patentanmeldung für den Motorwagen von Carl Benz, der Geburtsstunde der Automobilindustrie, wurde der 540 K 1936 mit einem 5,4 Liter großen und 115 PS (aufgeladen 180 PS) leistenden Motor vorgestellt. Die Zahl 540 stand für den Hubraum und das K für den Kompressor; werksintern trug er in den frühen 1930er-Jahren die Bezeichnung W 29.

Das Fahrzeug war nicht nur schnell und schön, es strahlte zudem eine beeindruckende Präsenz und Extravaganz aus. Der Wagen erschien 1934 in acht verschiedenen Karosserie-Ausführungen, doch die Krönung war der besonders elegante und luxuriöse Spezial-Roadster, von dem nur 29 Stück gebaut werden. Anfangs belief sich sein Preis auf 15 000 Reichsmark, was heute etwa 100.000 Euro entsprechen würde. Heute erzielt er bei Auktionen regelmäßig siebenstellige Beträge.

Verständlich, dass gegen Ende der Weltwirtschaftskrise sich nur wenige Prominente ein derart teures Autos leisten konnten. Zu Erstbesitzern eines 540 K zählten zum Beispiel der Filmproduzent Jack L. Warner, Mitbegründer der späteren Warner Bros.-Studios, der Schauspieler Clark Gable oder Hermann Göring, zweiter Mann im Nationalsozialismus hinter Adolf Hitler.

Auch Ecclestone hatte einen

Wesentlich tiefer in die Tasche greifen als vor 80 Jahren müssen Interessenten heute, wenn sie bei einer Auktion ein Auge auf eines der seltenen Exemplare geworfen haben. Ein gutes Geschäft machte ebenfalls 2007 Formel 1-Zampano Bernie Ecclestone, als er Platz für seine Rennwagen-Sammlung benötigte und deshalb neben 13 Ferraris und einigen weiteren Autos auch einen silberfarbenen Mercedes 540 K aus dem Baujahr 1937 bei Sotheby's versteigern ließ. Der in Dollar bezifferte stolze Preis von 8,1 Millionen Dollar ergab aufgrund des damals schwachen Umrechnungskurs für die US-Währung auf 5,9 Millionen Euro.

Der bisher teuerste 540K kam im August 2012 bei Gooding unter den Hammer und erzielte 11,8 Millionen Dollar (9,2 Millionen Euro) erzielte. Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte die preußische Baronin Gisela Josephine von Krieger, die als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit galt, das Cabrio für Fahrten an die sommerliche Côte d’Azur gekauft.

Teurer Garagenfund

Im Zweiten Weltkrieg bekam die Adelige Asyl in der Schweiz, siedelte in den 1950er Jahren nach New York über und kehrte nach zehn Jahren in die Schweiz zurück. Drei Jahre, nachdem die Baronin 1989 in ihrem verwahrlosten Apartment in Vevey gestorben war, wurde ihr 540 K in einem Schuppen nahe Greenwich in Connecticut (USA) gefunden. Im Handschuhfach lagen noch ein weißes Paar eleganter, akkurat zusammengelegter Damenhandschuhe aus Seide und im Aschenbecher die Filter französischer Zigaretten mit rotem Lippenstiftabdruck.