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Déraciné im Test: Mehr als nur ein VR-Geistesblitz

Mit Déraciné wagen sich die Dark-Souls- und Bloodborne-Macher von FromSoftware an ein geheimnisvolles VR-Adventure.

Heute Redaktion
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Dass sich die Entwickler von Hardcore-Titeln wie zuletzt Dark Souls III und bald Sekiro: Shadows Die Twice an einen Titel für die PlayStation VR wagen, lässt innovative Herausforderungen erwarten. Gerade in dieser Hinsicht werden Spieler aber von Déraciné enttäuscht, denn sowohl die Move-Steuerung, als auch das VR-Gameplay entsprechen jenem, was man so gut wie in jedem anderen VR-Game mit Bewegungssteuerung findet.

Doch Déraciné hat ganz andere Qualitäten, die es erst beim Spielen offenbart. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines geisterhaften Feen-Wesens, das durch die Gänge einer abgeschiedenen Internatsschule, in der die Zeit stillzustehen scheint. Was hier passiert ist, welche Personen beteiligt waren und was die leicht gruselige Atmosphäre ausmacht, entdeckt der Spieler Stück für Stück über ein geschicktes Spiel mit der Zeit und auffindbare Informationsfetzen.

Die Gestaltung der Umgebungen ist trotz VR-typischer Grafik atmosphärisch gelungen und obwohl keine direkte Gefahr zu herrschen scheint, schreckt der Spieler bei knarrenden Türen, klappernden Fenstern und Windhauchen zusammen. Grund dafür ist die Stille, die den Spieler umgibt und nur von kurzen Ereignissen unterbrochen wird. Etwas mulmig wird dem Spieler auch dabei, dass man für die Augen der Kinder und Lehrer unsichtbar zu sein scheint und diese in der Zeit "festfrieren", wenn man sich bewegt.

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Spiel mit Leben und Tod

Indem man Gegenstände manipuliert, löst man aber immer wieder kurze Geschehnisse aus, die die mysteriöse Stille durchbrechen und die Geschichte vorantreiben. Allzu viel Innovatives findet man dabei allerdings nicht: Mal muss ein Buch gefunden werden, mal der richtige Schlüssel ins Schloss gesteckt werden. Besser sind da die Charaktere umgesetzt: sie wachsen dem Spieler ans Herz und sind trotz der starren Szenen mit ihren ganz eigenen Geschichten ausgestattet.

Umso schwerer macht es einem Déraciné da auch, mit Leben und Tod zu spielen. Als Fee verfügt man über die Möglichkeit, einen Tod einer Figur zu verhindern – indem man einer anderen Figur ihr Leben reduziert. Soll also statt des kleinen Mädchens der in die Jahre gekommene Lehrer eines früheren Todes sterben? Hier kommen moralische Fragen auf, der Spieler wird emotional angesprochen.

Alte VR-Mankos bleiben

Weniger innovativ erfolgt wie erwähnt das Drumherum. Besonders die Steuerung zeigt, dass noch VR-Aufholbedarf besteht. Fortbewegen kann man sich mit VR-typischer Teleportation von Punkt zu Punkt, einen freien Fortbewegungsmodus gibt es aber bisher leider nicht. Ebenso keine Möglichkeit, Tasten selbst zu belegen. So muss man am Move-Controller umständlich umgreifen, um entweder zu teleportieren oder eine Drehung zu vollführen.

Was bei der Steuerung und den wenigen Interaktionsmöglichkeiten verpasst wurde, holt Déraciné aber bei Design und Handlung wieder herein. FromSoftware legt ein VR-Erlebnis vor, auf das man sich einlassen muss – und wenn man dies tut, voll darin versinken kann. Die Handlung bleibt bis zum Ende so mysteriös wie spannend, die dezente Musikuntermalung fügt sich passend ein und den Synchronstimmen merkt man Emotionen hörbar an. Wer auf schnelle Action steht, ist hier fehl am Platz. Für Fans langsamer Mystery-Titel und Umgebungs-Erforschung bietet Déraciné aber mehr als nur einen schnellen VR-Geistesblitz.

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