Österreich

Glattauer: "Österreichisch" verschwindet aus Sprache

Schuldirektor Niki Glattauer gibt Noten. Heute: Deutsch in Österreich – nationaler Aufreger. So werden wir ein Stück weit deutscher und Leserantworten

Niki Glattauer
Teilen
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Deutsch in Österreich – nationaler Aufreger

Das Verschwinden von "Österreichisch" aus unserer Umgangssprache trifft einen nationalen Nerv. Schlagartig 100 E-Mails auf meine paar Sätze zu der Studie "Deutsch in Österreich"! Kritisiert werden "Verpiefkonisierung", aber auch die "Verlateinisierung" im Unterricht: "In den 80ern", schreibt Wolfgang Romstorfer, "hieß es Mitvergangenheit, 1. Fall, Eigenschaftswort. Heute lehrt man die Schüler Präteritum, Nominativ, Adjektiv. Warum???"

Danebengehaut (und nicht danebengehauen ;-) habe ich allerdings mit rückwärts für hinten als Beispiel für einen Germanismus. "Rückwärts gibt’s so falschrum in ganz Deutschland nicht!", schreibt Günther Nussmüller. Falsch herum ist sich bei ihm zeitlich offenbar nicht ausgegangen :-) Auch Dr. Evelyn Kapaun kritisiert mich: "Eine Art von Overdoing. Aber kein Germanismus. Never ever. Sorry, da muss ich bei Ihnen drastisch den Rotstift ansetzen." Apropos: Viele "Heute"-Leserinnen ärgert die "tsunamiartige Verenglischung" unserer Sprache nochmehr als die schleichende Verdeutschung. 

Note: Nicht gut

So werden wir ein Stück weit deutscher

Quer durch die Post:
"Wann wurde der Wolkenbruch durch den Starkregen ersetzt?" (Monika Fehringer).
"Warum der Ausdruck Testungen? Test sagt doch alles." (Günther Bruckner)
"Auch wenn immer wieder Zwickeltag verwendet wird, heißt es in Wien immer noch Fenstertag." (Beatrix Pecha).
"Was mich auf die Palme bringt: bislang statt bisher. Jemand anderes. Im Zeugnis Dreien." (Helmut Perner).
"Wir haben einen Naturschutz, einen Denkmalschutz, aber leider gibt es keinen Sprachschutz!" (Mag. Ernst Strommer).
Und Anton Rainer scherzt: "Kurzs Formulierung, die Maske ein Stück weit abzulegen, ist ein besonderes Gustostückerl, dürfte aber seine eigene Erfindung sein. Leider hat er uns nicht gesagt, welches Stück der Maske wir wie weit weg ablegen sollen." Vielleicht auf Elefantenbaby-Länge? :-)

Note: 'ne glatte Sechs

Muss Lock-Down und Summer-School sein?

Ulrich Greiner fragt: "Was sagen Sie zu dem Tsunami an englischen Worten? Jüngstes Beispiel: lock-down."
Maria Varga schreibt: "Anglizismen beschmutzen die deutsche Sprache wesentlich mehr als das Deutsch unserer Nachbarn."

Sie kritisiert den Gebrauch von Wörtern wie gebrainwashed, gecancelled oder fighteten "oder dass sich die Menschen mit hi begrüßen und wenn sie sich entschuldigen, sorry sagen." Auch Albrecht Rietsch ärgert sich: "Summer-School, Home-Schooling, beides im Englischen eigentlich ohne Bindestrich, Summer City Camps. Definitiv 'Nicht genügend'."

Note: Fail (F)

Von Hrn. Ambrosch gibt's einen Einser

"Unsare Kinda san kane Kids / Unsere Buam san kane Jungs / Wos mia geniessn, is ned lecker / Unsa Ostahos kummt ned an Ostern / Und zu Weihnochtn zind ma de Keazn au, mia machens nicht an / Ein Stück weit tua i ma des au, owa recht schnö begreif i, das i mi so nimma in Spiagl schaun kau. Lieber Herr Niki Glattauer, Sie sprechen mir aus tiefster Seele." (Michael Ambrosch, http://www.muttersprache.at)

Note: Sehr gut

Von Hrn. Görtz nur "Nicht genügend"

"Ich habe gelesen, dass Sie in der Hauptschule Deutsch unterrichten. Wieso haben Sie keine Lehrbefähigung für Österreichisch erworben? Weil es diese nicht gibt. In der AHS mussten Sie Aufsätze natürlich im Präteritum schreiben. Was soll dann dieser Quatsch, den Sie da verzapfen? Dazu passt Ihre dümmliche Verherrlichung der Mundart. Von einem Schulleiter habe ich mehr Niveau erwartet."

Note: Nicht genügend