Jetzt untergetaucht

Deutscher fliegt nach 12 Jahren in Jugendherberge auf

Ein Deutscher wohnte nach eigenen Angaben über zwölf Jahre lang in der Basler Jugendherberge. Dann flog er auf. Jetzt fehlt von ihm jede Spur.

Newsdesk Heute
Deutscher fliegt nach 12 Jahren in Jugendherberge auf
Die Jugendherberge im malerischen Basler St. Alban-Quartier nannte ein Deutscher zwölf Jahre lang sein Zuhause – behauptet dieser zumindest.
Screenshot Google Street View

"Und nun kommen Sie und drohen mit Zwangsausschaffung? Dass Sie sich nicht schämen!", schreibt W.S.* in einem Antwortbrief an den Sachbearbeiter des Basler Einwohneramts. Der Brief fand im Doppel seinen Weg vergangenen Sommer zur Redaktion von "20 Minuten". Darin tischte der Absender eine unglaubliche Geschichte auf. Seit über zwölf Jahren will der deutsche Staatsangehörige in der Basler Jugendherberge logiert haben. Das könne er alles belegen, behauptet er.

Das Arrangement hatte für ihn offenbar nur Vorteile. Da er nicht in Basel-Stadt angemeldet war, lebte er hier steuerfrei. Noch dazu nutzte er den öffentlichen Verkehr kostenlos. Als Gast der Jugendherberge bekam er, wie alle Hotelgäste in Basel, die Baselcard. Damit konnte er auch zum halben Preis Basler Museen, den Zoo oder das Theater besuchen. Eine "Win-Win-Situation" nennt das W.S. in seinem Brief, neben der günstigen Monatsmiete, die er ebenfalls erwähnt.

Amt droht mit "Zwangsausschaffung"

Ende Dezember letzten Jahres meldete sich dann aber das Einwohneramt Basel-Stadt bei dem Mann und wies ihn, offenbar zum wiederholten Mal, darauf hin, dass er als Tourist lediglich eine begrenzte Dauer in der Schweiz bleiben könne. Andernfalls müsse er sich beim Einwohneramt anmelden. Das Migrationsamt prüfe dann, ob die Voraussetzungen für einen Verbleib in der Schweiz erfüllt seien. Dafür solle er doch bitte endlich bis allerspätestens 13. Januar 2023 die nötigen Unterlagen einreichen. Sonst könnte die "Zwangsausschaffung" drohen, heißt es im Amtsschreiben.

Daran, dass dieses für ihn überaus vorteilhafte Arrangement zu einem Ende kommen sollte, fand er gar keinen Gefallen. "Sie können mich in einem Super-Luxus-Tesla in Handschellen gefesselt an die Grenze nach Riehen kutschieren und dann mit einem Tritt in den Ar*** ins Schwobeland katapultieren", schlug er dem Einwohneramt in seiner Replik zu dessen "Drohbrief" vor.

Und dann verschwand er spurlos

Ob es so weit kam, ist nicht klar. Wahrscheinlicher ist, dass W.S. vorher das Weite suchte. Versuche der Redaktion, ihn in der Jugendherberge zu kontaktieren, schlugen fehl. Im Internet findet sich von dem Mann keine Spur. Wenig verwunderlich für einen Mann, der vorzugsweise unter dem Radar der Behörden lebt. Ob W.S. tatsächlich über zwölf Jahre im noblen St. Alban logierte, wie er es behauptete, kann damit nicht wirklich belegt werden. Dass er die Dauer eines touristischen Aufenthalts aber mehr als ausgereizt hat, davon zeugt zumindest das Schreiben des Einwohneramts an ihn, das der Redaktion ebenfalls vorliegt.

Das Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement machte auf Anfrage zum konkreten Fall keine Angaben – aus Datenschutz- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen. Ebenso wenig machte die Jugendherberge aus den gleichen Gründen Angaben zu ihrem mysteriösen Langzeitaufenthalter.

*Name der Redaktion bekannt

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