Apple bringt die letzten Herbst angekündigten Herzfunktionen auf der Watch in weitere Länder. Hier erfahren Sie, wie das EKG auf der Uhr funktioniert.
Finger auflegen, 30 Sekunden warten, und das EKG ist da. Apple hat seine Watch um die bereits angekündigten Herzfunktionen erweitert. Diese sind mit einem Softwareupdate auf der Uhr und dem iPhone verfügbar. Die EKG-App läuft jedoch nur auf Modellen der Series 4, die im September 2018 vorgestellt wurde.
Die Uhr erstellt ein sogenanntes 1-Kanal-Elektrokardiogramm. Die entsprechenden Sensoren befinden sich auf der Rückseite der Uhr. Legt man den Finger auf die Krone der Watch, so wird der Kreislauf geschlossen. In unserem Test funktionierte das zuverlässig. Für den Zeitraum von 30 Sekunden muss man die Hände allerdings ruhig halten.
Verschlüsselte Daten
Mit der Uhr lassen sich auch gewisse Herzrhythmusstörungen, etwa das Vorhofflimmern (Afib), erkennen. Dazu überwacht die Uhr den eigenen Herzschlag im Hintergrund. Damit die Watch einen Alarm ausgibt, müssen fünf von sechs Herzmessungen innerhalb von 48 Stunden Unregelmäßigkeiten aufweisen. Diese Funktion ist nach dem Softwareupdate auf allen Watch-Modellen verfügbar.
Die Herzdaten werden verschlüsselt und laufen in der Health-App zusammen. Apple hat nach eigenen Angaben keinen Zugriff darauf. Auf Wunsch können die EKG-Daten als PDF exportiert werden. Zwar kann die Uhr einen Hinweis auf ein mögliches Problem liefern, sie ersetzt aber keine Diagnose. Darauf weist der Hersteller beim Einrichten der Funktionen mehrfach hin.
Demokratisierung der Medizin
Thomas Wolber, Facharzt und Privatdozent für Innere Medizin und Kardiologie am Universitätskrankenhaus Zürich, sieht dem Wandel von Wearables von der Fitness hin zur Medizin positiv entgegen. Die Entwicklung trage zur Demokratisierung der Medizin bei. Das heiße konkret: Gesundheitsinformationen sind einfacher und für viele Menschen verfügbar. So könnten potenziell gefährliche Erkrankungen wie das Vorhofflimmern eventuell früher erkannt werden. "Die Interpretation der Daten muss aber unbedingt durch einen Arzt erfolgen", erklärt er.
Potenzielle Nachteile sind laut Wolber unnötige Sorgen und Verunsicherung im Fall von falschen positiven Befunden und eventuell eine Steigerung der Gesundheitskosten durch die Zunahme unnötiger Untersuchungen. Ein weiterer möglicher Nachteil wäre eine verzögerte Abklärung von gefährlichen Beschwerden, wenn sich Patienten aufgrund eines normalen Apple-Watch-EKG in vermeintlicher Sicherheit wiegen und nicht oder zu spät zum Arzt gehen. (tob)