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Die Autos von James Bond hautnah

Ein Pflichttermin für Auto- und Film-Fans beim nächsten London-Besuch: Das Film Museum in Covent Garden mit allerlei beeindruckender Bond-Fahrzeuge.

Heute Redaktion
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Mit Geheimagent James Bond verbinden Männer in erster Linie zwei Dinge: Fesche Frauen und noch feschere Autos (oder umgekehrt). Die Ausstellung "Bond in Motion" zeigt zahlreiche Filmrequisiten und natürlich auch seine berühmten Autos. Zumindest insofern sie nach den Dreharbeiten nicht vollkommen Schrott waren.

Das Weltrekord-Auto ist ein Wrack. Nur mit Mühe ist an dem völlig zerbeulten Coupé zu erkennen, dass es sich einmal um einen Aston Martin DBS handelte. Die einzigartige Leistung, die es in dem Film "Casino Royale" 2006 vollführte, bestand darin, sich in der Luft siebendreiviertel Mal um die Längsachse zu drehen, bevor es wieder auf den Rädern landete. Stuntman Adam Kirley blieb am Steuer nichts anderes übrig, als elf quälend lange Sekunden zu warten, bis das Fahrzeug wieder zur Ruhe kam.

Weltrekord-Stunt

Niemals zuvor war es gelungen, einen Pkw kontrolliert in so heftige Schraubenbewegungen zu versetzen und dabei zu filmen. Der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde war der Lohn. Dabei hatte es zunächst ausgesehen, als würde nichts aus dem Show-Crash.

Die Idee, den Wagen mittels einer schrägen Rampe zu der Flugübung zu veranlassen, erwies sich als nicht tauglich. Deshalb wurde unter James Bonds Fahrersitz ein massiver Stahlstempel installiert, der sich durch Pressluft schlagartig ausfahren und per Knopfdruck aktivieren ließ. Der Rest war geschickte Schnitt-Technik.

Das und viel mehr erfährt der Besucherin der "größten offiziellen Sammlung von Original James-Bond-Fahrzeugen". Der Begriff Fahrzeuge beschreibt das zu Sehende allerdings nur unvollkommen, denn unweit des DBS-Wracks ist zum Beispiel auch die Abendgarderobe zu sehen, die Bond alias Daniel Craig bei dem Unfall trug und deren Hemdkragen von reichlich Filmblut durchtränkt ist.

Blechsalate

Die inszenierte Verschrottung von Automobilen ist von jeher unverzichtbarer Bestandteil jeden Bond-Films. In den sechziger Jahren traf es in erster Linie die Verfolger des Agenten, der Aston Martin DBS war beim aktuellen Chefspion gleich zweimal Objekt der Zerlegung. In "Ein Quantum Trost" glückte dem Agenten die Flucht ohne Fahrertür. Auch dieser Wagen, amtliches Kennzeichen "72 GH 3LD" ist in der Ausstellung zu sehen. Heil blieb dagegen das Cabriolet Sunbeam Alpine, das Sean Connery im Film "Dr. No steuerte.

Das war auch ganz gut so, denn das Auto war nur geliehen. Zwar existiert es nicht mehr, jedoch belegt ein einzigartiges Dokument seinen Einsatz. Die Produktionsfirma hatte es sich von einer privaten Besitzerin besorgt und zahlte zehn Pfund Sterling pro Drehtag als Miete. Eine vergilbte Schreibmaschinenseite, fein säuberlich in einem Glasrahmen fixiert, bekräftigt die Abmachung der Vertragspartner.

Mehrere Jahre hat es gedauert, die Ausstellungsobjekte in dieser Form zusammen zu tragen. Ein Teil der Exponate stammt aus dem Archiv der Film-Produktionsfirma, ein anderer von der Ian-Fleming-Stiftung, weitere aus privater Hand.

Fluggeräte sind auch dabei

Bekanntlich ist der Agent nicht nur auf der Straße schier unbezwingbar, sondern auch zu Wasser und in der Luft. "Little Nellie", jener Ein-Mann-Helikopter, der in "Man lebt nur zweimal" die Bösewichte mit Luft-Luft-Raketen bekämpft, hängt frei schwebend im Eingangsbereich. Direkt darunter ein echtes Schwergewicht. Der Rolls-Royce Phantom III, der in "Goldfinger" Schweizer Passstraßen erklimmt. Man fragt sich unwillkürlich, wie das Drei-Tonnen-Monstrum wohl seinen Weg ins Tiefparterre des Gebäudes gefunden hat. Die Antwort gibt eine gelb lackierte Ketten-Winde, die über dem Foyer des Museums hängt.

Schlendert man durch 55 Jahre im Geheimdienst ihrer Majestät und 24 Filme darüber, offenbart sich die technische Brillanz, mit der noch so absurd erscheinende Sequenzen überzeugend ins Szene gesetzt wurden: Der Aston Martin V8 mit Kufen für den Schneeeinsatz, der ikonenhafte DB5 mit Raketenwerfer, der in "Skyfall" in Flammen aufging. Natürlich nicht in Wirklichkeit, sondern nur als originalgetreues 1:3-Modell.

Der submarine Lotus Esprit musste für die Aufnahmen unter Wasser von Taucherhänden angeschoben werden. Der BMW Z8 ("Die Welt ist nicht genug") ist nicht zersägt, sondern in einem Stück vorhanden, das fliegende Rennboot Glastron GT-50 ("Leben und sterben lassen") zeigt eine Beule auf dem Vorschiff; 17 weitere Boote gleichen Typs überlebten die Dreharbeiten nicht.

Eines fehlt

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein gewaltiges Aufgebot so genannter Gadgets, technischen Spielereien, die dem Agenten seine unmöglichen Missionen erst ermöglichen sollten. Storyboards an den Wänden, comic-hafte Illustrationen für Einstellungen und Drehfolgen, veranschaulichen die Ideen von Autoren und Technikern für die filmische Umsetzung bestimmter Inhalte.

Ein Fahrzeug fehlt aber: Das weiße Toyota GT 2000 Cabriolet aus "Man lebt nur zweimal" ist nicht dabei. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bond-Autos ist es nie im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs gewesen. Und auch Akiko Wakabayashi, die seinerzeitige Darstellerin des Bond-Girls, ist den Wagen nie gefahren – sie hatte nämlich keinen Führerschein. (jm)

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