Politik

Die Blauen sind jetzt die Königsmacher

Wechselbad der Gefühle für die FPÖ: starkes Plus, bei der ersten Hochrechnung im ORF noch auf Platz zwei, dann doch hinter der SPÖ.

Heute Redaktion
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Wegen der "Game City" hatten die Blauen ihre Wahlfeier vom Wiener Rathaus in die Marx Halle im dritten Bezirk verlegen müssen. Dort überbrückten – ein gewohntes Bild bei solchen FPÖ-Veranstaltungen – die "John Otti Band" und Bier die lange Wartezeit auf den Auftritt von Parteichef Strache, der die Runden der Spitzenkandidaten im TV hinter sich bringen musste.

Um Punkt 22 Uhr betritt Strache mit Ehefrau Philippa die blau beleuchtete, aber nicht ganz vollgefüllte Halle. Rotweiß-rote Fähnchen, Sprechchöre: "HC, HC, HC." Die Hoffnung, dank Wahlkarten doch noch Platz zwei zu erreichen, hat er

nicht aufgegeben: "Weit über 55 % haben das FPÖ-Programm gewählt", stichelt er gegen VP-Chef Kurz, dem er vorwirft, eben dieses kopiert zu haben.

Fix ist: Die FPÖ ist nun der Königsmacher der nächsten Koalition, kann SPÖ oder ÖVP zur Kanzlerpartei machen und selbst in die Regierung hüpfen. Man werde sich zu 100 Prozent treu bleiben, verspricht Strache. Koalitionsspekulationen wolle er "nicht leben" – Warnung vor einer Fortsetzung von Rot-Schwarz unter umgekehrten Vorzeichen inklusive.

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Wo die FP siegte, wo nicht:

■ Die Blauen legten in allen Bundesländern zu.

■ Nur in Kärnten erreichten sie Platz eins mit einem Zugewinn von 15,3 % auf 33,2 %. In Klagenfurt betrug das Plus 12,5 %.

■ Trotz Zuwachs von 7 % ging die Steiermark knapp an die VP.

■ Graz brachte nur plus 1,8 %.

■ In Wien reichte es nur für Platz drei, kein Bezirk wurde blau.

"Heute": Sie waren vor ein paar Monaten in Umfragen noch auf Platz eins. Enttäuscht?

Heinz-Christian Strache: "Nein. Der Sieger ist heute die Demokratie. Der Zuwachs der FPÖ zeigt das großartige Vertrauen der Wähler und den Wunsch nach Veränderung im Land."

Aber so wie es aussieht, werden Sie am Ende wieder nur Dritter.

"Weit über 55 % der österreichischen Wähler haben das FPÖ-Programm gewählt. Ohne Wahlkarten liegen wir bei 28 Prozent. Es wäre eigenartig, wenn bei mehr ausgestellten Wahlkarten das Ergebnis mit ihnen derart abweichen würde."

Sie sind so etwas wie das Zünglein an der Waage. Eher Koalition mit der ÖVP oder doch mit der SPÖ?

"Jetzt freuen wir uns einmal, dass wir das beste Ergebnis in der Geschichte der FPÖ egalisiert haben. Dann warten wir das Endergebnis ab und schauen, wer bereit ist, mit uns gemeinsam die notwendigen Veränderungen auch umzusetzen."

Ein "dreistelliges Ergebnis" als Ziel

Schon vor der ersten Hochrechnung hatte Ex-BZÖ-Klubchef Robert Lugar für Heiterkeit gesorgt. Auf die Frage nach dem Wahlziel antwortete der auf Platz acht der FP-Liste kandidierende Lugar: "Ein klar dreistelliges."

"Man erholt sich nicht in Opposition"

Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer hat eine klare Meinung, ob die FPÖ Teil der künftigen Regierung sein soll: "Eines ist klar: Man erholt sich nicht in der Opposition. Ich bin jetzt seit vielen Jahren in dieser Rolle. Glauben Sie mir: Ich fühle mich nicht so erholt." (red)