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Die erste wilde Ehe im Schloss Bellevue

Heute Redaktion
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Was auf sie zukommt, weiß Daniela Schadt noch nicht. Erst jetzt, da ihr Lebensgefährte Joachim Gauck zum neuen deutschen Staatsoberhaupt gewählt ist, wird das Bundespräsidialamt die 52-Jährige in ihre neuen Aufgaben einweisen.

In der deutschen Verfassung ist die Aufgabe der First Lady nicht vorgesehen. Dennoch ist die Journalistin nun eine öffentliche Person. Das bekam sie bereits zu spüren, als der CSU-Politiker Norbert Geis ihren Familienstand ankreidete: Gauck und Schadt führen seit zwölf Jahren eine "wilde" Ehe. Kurz, nachdem Gauck als Kandidat für die Nachfolge von Christian Wulff feststand, hatte Geis ihn zum Ordnen seiner Lebensverhältnisse aufgefordert.



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Der neue deutsche Bundespräsident lebt zwar seit 1991 von seiner Frau, mit der er vier Kinder hat, getrennt. Geschieden sind die beiden aber nicht. Unter Druck will sich Schadt nicht setzen lassen. "Nur aus protokollarischen Gründen zu heiraten, das fände ich auch nicht richtig", sagte sie der Bild am Sonntag. Im Hinblick auf Gaucks Noch-Ehefrau Gerhild: "Nachdem nicht nur Jochen und ich, sondern die ganze Familie mit unserer Regelung gut leben können, kann vielleicht auch der Rest der Gesellschaft damit leben."

Kritische Fragen gewohnt

Schadt hat von der Pike auf gelernt, was kritische Fragen bedeuten - allerdings bisher auf der Seite der Fragesteller. Die in Hanau geborene Germanistin wandte sich nach dem Studium dem Journalismus zu und arbeitete seit 1985 bei der "Nürnberger Zeitung", wo sie zuletzt das Ressort Innenpolitik leitete. Diesen Job hat sie nun aufgegeben - zum Bedauern ihrer Kollegen. Diese beschreiben die bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit radelnde Schadt als überaus angenehm und beliebt.

Gauck hatte sie kennengelernt, als er als damaliger Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde im Jahr 2000 zu einem Vortrag in der Frankenmetropole war. Bald darauf wurde aus dem 20 Jahre älteren Theologen und der Journalistin ein Paar. Ihre Beziehung führten sie bisher als eine Fernbeziehung - sie in Nürnberg, er in Berlin. Damit ist nun Schluss. "Dass man abends telefoniert und am Wochenende hinfährt, würde nicht mehr passen", sagte sie der Nürnberger Zeitung.

Umstellung von Fern- auf Nahbeziehung

"Das würde ich aber auch nicht wollen." Bange vor der Umstellung von Fern- auf Nahbeziehung sei ihr nicht. "Das wird etwas anderes sein. Aber wir sind schließlich schon erprobt." Nachdem Bettina Wulff als junge Mutter an der Seite von Christian Wulff frischen Wind ins Schloss Bellevue gebracht hat, ist Schadt noch unsicher, wie sie ihre Rolle ausfüllen wird. Welche sozialen Aufgaben sie übernehme, wisse sie noch nicht.

Es gebe ja schon "sehr schöne und sinnvolle Projekte" - so übernahmen bisher alle Bundespräsidenten-Frauen die Schirmherrschaft des Müttergenesungswerks. "Ich werde womöglich ein paar neue Akzente setzen, aber keine großen Umstürze planen", kündigte Schadt an. Die Umstellung zu ihrem bisherigen Leben werde wohl sehr groß sein, glaubt Schadt. Aber dennoch sieht sie auch eine Kontinuität zu ihrem bisherigen Leben.

"Etwas über die Welt erfahren"

"Ich bin Journalistin geworden, weil ich etwas über die Welt erfahren wollte. Diese Haltung kann ich in meinem neuen Amt wohl beibehalten - auch dort wird man viel aus Begegnungen und Aufgaben lernen können." Großes Lob für Schadt kam am Sonntag von der feministischen Ikone Alice Schwarzer. Die neue First Lady sei eine "unabhängige, selbstbewusste Frau", lobte Schwarzer. "So was färbt ja bekanntermaßen auf den Mann ab, das freut mich."