Politik

Die FPÖ profitierte von den Martin-Wählern

Heute Redaktion
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Bild: Heute-Grafik

Die FPÖ hat bei der EU-Wahl mehr als alle anderen Parteien vom Nichtantreten Hans-Peter Martins profitiert. Das geht aus der Wählerstromanalyse hervor, die das SORA-Institut für den ORF erstellt hat. Allerdings sind fast ebenso viele Martin-Wähler wie zur FPÖ auch ins Lager der Nichtwähler gewechselt. Die Restlichen verteilten sich in etwa gleichmäßig auf SPÖ, ÖVP, Grüne und NEOS. Die Wahlbeteiligung ist in Österreich und Europa auf niedrigem Niveau, aber fast gleich zu 2009 geblieben.

, Grüne und NEOS. Die Wahlbeteiligung ist in Österreich und Europa auf niedrigem Niveau, aber fast gleich zu 2009 geblieben.

 

17,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler hatten 2009 für die Liste Martin gestimmt und dem Parteigründer damit den dritten Platz beschert. Mit Martins Ausscheiden aus er Politik landeten damit heuer 506.092 Stimmen am Markt. Und am stärksten profitiert davon hat - laut der SORA-Analyse - die FPÖ. Sie konnte heuer 130.000 frühere Martin-Wähler überzeugen, weitere 127.000 wanderten zu den Nichtwählern ab. Der Rest verteilte sich etwa zu gleichen Teilen auf SPÖ (57.000), ÖVP und Grüne (je 54.000) sowie die NEOS (46.000).
Die erstmals angetretenen NEOS haben die meisten ihrer Wähler unter früheren ÖVP-Anhängern gefunden (48.000), danach kommen die ehemaligen Martin-Wähler (46.000), sowie Grüne (35.000) und Nichtwähler (40.000).

Grüne und FPÖ mobilisierten auch Nichtwähler

Auch FPÖ und Grüne, die am Sonntag deutliche Zugewinne verbuchten, verdanken ihr gutes Abschneiden übrigens einer erfolgreichen Mobilisierung früherer Nichtwähler: 99.000 stimmten diesmal für die Freiheitlichen, umgekehrt blieben 58.000 blaue Wähler von 2009 diesmal zuhause - ein Zugewinn von netto 41.000. Bei den Grünen fällt die Bilanz noch besser aus: 65.000 Stimmen hat die Öko-Partei von den Nichtwählern gewonnen, nur 20.000 an sie verloren - bleibt ein Plus von 45.000.

Ansonsten hat die FPÖ heuer stark vom Zusammenbruch des BZÖ profitiert (ein Wählerwechsel von netto 32.000 in Richtung FPÖ). Die Grünen konnten auch Stimmen von ÖVP (netto 32.000) und SPÖ (netto 27.000) gewinnen.

ÖVP verlor an die Nichtwähler

Besonders kräftig an die Nichtwähler verloren hat heuer die ÖVP: 102.000 ihrer Wähler von 2009 blieben daheim, nur 63.000 ehemalige Nichtwähler konnten gewonnen werden. Bei der SPÖ machte das Minus nur 2.000 Stimmen aus.

Die SPÖ hat auch die treuesten Stammwähler und konnte heuer 73 Prozent ihrer Wähler von 2009 wieder überzeugen. Bei ÖVP und Grünen lag die Behaltequote bei 70 Prozent, bei der FPÖ bei 64 und beim BZÖ nur bei mageren zwei Prozent.

Knapp 46 Prozent gingen zur Wahl

Die Beteiligung an der EU-Wahl dürfte gegenüber 2009 nur wenig gesunken sein. Genau weiß man das erst Montagabend, wenn die Briefwahl ausgezählt ist. In den Hochrechnungen wird eine Beteiligung von 44,9 (ARGE Wahlen) bis 45,7 (SORA) Prozent prognostiziert. An der "Urnenwahl" am Sonntag nahmen 39,78 Prozent der Wahlberechtigten teil, etwas weniger als die 42,42 Prozent 2009.

Aber auch wenn wieder annähernd die 46,0 Prozent erreicht werden wie 2009: Das Interesse an der EU-Wahl ist gering wie an sonst keiner Wahl in Österreich. Die bisher niedrigste Beteiligung bei einer Bundeswahl waren 53,6 Prozent bei der Bundespräsidentenkür 2010. Selbst an der Volksbefragung zur Wehrpflicht nahmen 52,4 Prozent teil. Für Nationalratswahlen wurde vorigen September mit 74,9 Prozent der Negativrekord gesetzt. Die niedrigste Beteiligung bei einer Landtagswahl waren bisher 60,4 Prozent.

Europaweit blieb Beteiligung stabil

Die Wahlbeteiligung ist bei den Europawahlen stabil geblieben. Nach einer offiziellen Prognose des EU-Parlaments vom Sonntagabend lag sie EU-weit bei 43,11 Prozent, fast unverändert gegenüber 2009. Im Jahr 2009 hatte die Wahlbeteiligung EU-weit bei 43 Prozent gelegen, dem bisher niedrigsten Stand seit der ersten Direktwahl zum Europäischen Parlament 1979.

Einen historischen Minusrekord bei der Wahlbeteiligung lieferte unser Nachbar Slowakei. Dort gingen nur 13,05 Prozent der Wahlberechtigten auch wirklich zur EU-Wahl.

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