Wie Nehammer und Babler doch noch FPÖ-Chef Kickl schlagen wollen.
Helmut Graf, Picturedesk, Grafik "Heute"
Jetzt haben alle Parteien ihren offiziellen Wahlkampf-Auftakt hinter sich gebracht, ihre Plakate präsentiert (manche sogar schon die zweite Welle) und ihr Programm vorgestellt (mit Ausnahme der SPÖ).
Rote wollen "Kickl vom Kanzleramt fernhalten"
Die Roten kämpfen nicht nur gegen sinkende Umfragewerte, sondern auch mit dem Wettergott. Fast schon sinnbildlich verregnete es den Babler-Event "Für dein besseres Österreich" auf der Kaiserwiese am Montag gehörig. Man zog sich in ein Festzelt zurück. Herz und Schirm quasi.
Die SPÖ – Peter Hajek sieht sie in einer aktuellen Studie nur noch bei 20 Prozent – sucht jetzt ihr Heil in der Zuspitzung gegen den blauen Klubchef. Bei der Wahl gehe es darum, "Kickl vom Kanzleramt und die FPÖ von der Regierung fernzuhalten", gab Parteichef Babler die Marschroute vor.
Schon bei der ersten auf ORF III übertragenen und den Bundesländer-Zeitungen ausgerichteten Elefantenrunde arbeitete er sich am FPÖ-Chef ab. In einer Abschlussrunde, in der man angehalten war, etwas Positives über einen Kontrahenten zu sagen, geißelte er ihn als "brandgefährlich für die Demokratie".
Dass Babler als Einziger partout nichts Nettes über Kickl sagen wollte, war freilich Kalkül: Die Passage als Social-Media-Clip diente der Mobilisierung der eigenen Leute und wurde von SPÖ-Anhängern im Internet dann tatsächlich beinahe wie ein Wahlsieg bejubelt.
Platz eins dürfte am 29.9. – hier sind sich die meisten Demoskopen mittlerweile einig – an Kickl gehen. Sowohl SPÖ als auch ÖVP versuchen aber mit eigenen Umfragen ein anderes Bild zu zeichnen. Das IFES-Institut sieht die Roten (im Auftrag der Roten) bei 23 Prozent – zwar hinter den Freiheitlichen (27), aber vor den Schwarzen (22).
Werte, die wiederum in der Lichtenfelsgasse für Kopfschütteln sorgen: "Die SPÖ scheint nicht mehr in Schlagdistanz zu sein", meint ein hochkarätiger ÖVP-Stratege und beruft sich auf die Studien ihres Haus- und Hofmeinungsforschers Franz Sommer. Der prognostiziert einen regelrechten Infight ums Kanzleramt: FPÖ 26,5 Prozent, ÖVP 25 Prozent – und abgeschlagen die Sozialdemokraten bei 21 Prozent.
"Er oder ich"
Nehammer werde deshalb neben seinen Kernthemen ("Leistung, Familie, Sicherheit", "keine neuen Steuern") auf die Zuspitzung gegen Herbert Kickl setzen. Motto: "Er oder ich". Der VP-Berater: "Der Kanzler wird sich als stabiler Faktor in unsicheren Zeiten präsentieren und sich von linken und rechten Rändern klar abgrenzen."
Die Positionierung erscheint logisch: Laut "Heute" vorliegenden Daten punktet Nehammer vor allem bei Pensionisten – jene Wählerschaft, die am sichersten an der Wahl teilnimmt und der SPÖ und FPÖ zu radikal ist.
54.000 blaue Plakate
Und Herbert Kickl? Bei der FPÖ beteuert man, kein Geld für Polit-Umfragen auszugeben. Man sieht sie bis zu einem gewissen Grad sogar als "Instrument der Manipulation". Die Blauen setzen massiv auf ihre Stärke in den Sozialen Netzwerken und eine "blaue Welle" auf der Straße. Österreichweit habe man 54.000 Plakate (50.000 Kleinformate etwa für Laternen und 4.000 8- bis 48-Bogen-Großformate) affichiert, so die FPÖ-Pressestelle.
Polit-Insider: "Kickl macht das gut"
Über deren Sinnhaftigkeit scheiden sich im Online-Zeitalter die Geister. "Wahlplakate helfen eigentlich nur, wenn du deutlich die meisten hast. Dann signalisierst du Dominanz und es wirkt, als gäbe es nur dich – man schlage nach bei Sebastian Kurz", sagt ein erfahrener Polit-Campaigner zu "Heute". Nachsatz: "In diesem Sinne macht es Kickl sehr gut."
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