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"Die nächsten 4 bis 6 Wochen werden hart"

Wie geht es mit Corona in Österreich weiter? Der große Höhepunkt kommt erst, so Virologe Nowotny, aber ein Ende ist in Sicht. Eine Prognose.

Heute Redaktion
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"Die nächsten vier bis sechs Wochen werden hart, aber Panik ist nicht angesagt"

, so Dr. Prof. Norbert Nowotny vom Virologie-Institut der VetMed, Gruppenleiter für Zoonosen.

Wie schnell wird sich das Coronavirus bei uns ausbreiten? Ist ein Ende der Epidemie in Sicht? Ist es doch auf Haustiere übertragbar, nachdem ein Hund in Hongkong positiv auf Corona getestet wurde?

Norbert Nowotny gibt im Gespräch mit "Heute" einen Ausblick darauf, was in den nächsten Wochen und Monaten in Österreich auf uns zukommt.

Ausblick für Österreich - wie geht es mit Corona weiter?

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Nowotny: Der Ausblick schaut nicht gut aus. Es wird vermutlich weltweit zu weiteren Ausbreitungen der Infektion kommen.

Wir müssen auch in Österreich mit einem deutlichem Anstieg der Neuerkrankungen rechnen.

Das wird möglicherweise in den nächsten 4 - 6 Wochen passieren. Nachdem die Zahl der Neuerkrankungen erstmal ansteigt, könnte es zu einer "Plateaubildung" kommen (= Anzahl der Neuerkrankungen stiegt nicht mehr weiter an). Danach ist anzunehmen, dass es zu einer "Herdenimmunität" kommt, also dass ein genügend hoher Prozentsatz der Bevölkerung die Infektion durchgemacht hat und immun ist. Das würde bedeuten, dass das Virus nicht mehr genügend Wirte findet. Dann wird auch die Zahl der Neuerkrankungen sinken.

Wie lange wird die Epidemie andauern?

"Meine Prognose: Der ganze Spuk ist im Juni vorüber."

Die nächsten vier bis sechs Wochen werden hart werden. Aber jeder kann jetzt in den nächsten drei Monaten selbst etwas dazu beitragen, dass sich das Virus nicht so rasant verbreitet. In drei Monaten sollte der Spuk vorbei sein.

In Hongkong wurde ein Hund schwach positiv auf das Coronavirus getestet - wie geht das? Heißt es doch von der WHO, dass Haustiere das Virus nicht übertragen können...



Es ist so, dass dieser Hund der Hund eines Coronavirus-Erkrankten war. Dieser Hund wurde mit Tupferproben beispielsweise von der Nase getestet. Interessanterweise waren sie positiv.

Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen:

1) Die wahrscheinlichere Erklärung: Nachdem das im Haushalt einer Covid-19-erkrankten Person war, ist es wahrscheinlich, dass der Hund das Virus an einer Oberfläche erschnüffelt hat und es auf diese Weise auf seine Nase gekommen ist. Diese Tests sind ja hoch empfindlich. Damit wäre es quasi eine mechanische Kontamination und keine Infektion, weil das Virus mechanisch auf seine Nase gekommen ist.

2) Die andere, unwahrscheinlichere Möglichkeit ist, dass der Hund infiziert war. Wir haben diesbezüglich aber keine weiteren Hinweise, dass das der Fall ist. Dennoch werden jetzt definitiv Haustiere von Covid-19-Patienten getestet werden.

" In zwei bis drei Wochen wissen wir vermutlich, ob sich Hunde oder andere Haustiere mit dem Virus infizieren können oder nicht."

Im Moment gehe ich davon aus, dass das Virus an einer Oberfläche gehaftet hat, an der der Hund geschnüffelt hat. Alles weitere wissen wir in einigen Wochen.

Wie sieht es mit Katzen aus?

Die werden sicher auch getestet.

Wie schützt man sich am besten vor Ansteckung?

Folgendes ist jetzt sehr wichtig: Intensive Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen (Wasser und Seife reicht). Zudem sollte man Menschenansammlungen meiden.

Was auch wichtig wäre, ist eine gewisse Husten- und Nies-Etikette!

Bedeutet: Man soll bitte nicht in die Hand husten, sondern stattdessen in ein Taschentuch, welches man nach Gebrauch entsorgt. Danach gleich mit Seife die Hände waschen. Ist kein Taschentuch vorrätig, statt in die Hand, in die Armbeuge husten oder niesen, damit man nicht sofort die nächste Türschnalle angreift.

Was in Zeiten wie diesen ebenfalls notwendig ist, ist das Gesicht

nach Möglichkeit nicht zu viel mit der Hand zu berühren. Eintrittspforten für das Virus sind die Gesichtsschleimhäute - Nase, Mund und Augen. Und nicht zuletzt sollte man derzeit von Menschen mit Erkältungssymptomen Abstand halten.

Das Wichtigste: Es kann jeder durch diese Hygienemaßnahmen das Seine dazu beitragen, dass die Epidemie nicht zu sehr ausufert

Kann man sich mehrmals anstecken?

80 % der Erkrankungen verlaufen nur ganz leicht. Wir wissen auch, dass ein gewisser Prozentsatz an Menschen infiziert ist, aber keinerlei Symptome zeigt. Beispielsweise haben sich 280 Juristen testen lassen, davon waren drei positiv, zeigen aber keine Symptome.

Dass sich eine infizierte Person noch einmal mit Corona infiziert hat, war bisher erst einmal der Fall. Demgegenüber stehen 120.000 diagnostizierte Infizierte - der eine Fall sagt nichts aus. Es wird sich mit Sicherheit eine Immunität ausbreiten. Heißt, Antikörper werden gebildet und Personen gegen das Virus immun. Ist ein gewisser Prozentsatz erreicht, führt dies zu einer "Herdenimmunität".

Was bedeutet das Coronavirus für Gesundheitssystem in Österreich?

Wenn wir uns dem Höhepunkt nähern, wird es leider so sein, dass wir eine deutliche Anzahl an Hospitalisierungen haben werden. Also Leute, die ins Spital müssen und jene, die eine Intensiv-Behandlung brauchen. Es wird versucht, die Epidemie flacher zu halten, damit das Gesundheitssystem nicht überfordert wird oder an seine Grenzen stößt. Darum müssen wir Zeit gewinnen, um die Epidemiekurve flacher zu halten. Es wird derzeit intensiv an Medikamenten gearbeitet.

Lässt sich Epidemie eindämmen?

Eine Epidemie beginnt wie ein Berg - sie steigt an, dann bildet sich ein Plateau, dann geht es wieder hinunter. Was jetzt weltweit mit unterschiedlichen Maßnahmen versucht wird ist, dass die Höhe des Berges nicht zu hoch wird und die Epidemie flacher ausfällt.

Die aktuelle Corona-Karte für Österreich:

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