Life

Die Seekrankheit der Berge

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: (58363262)

Nicht immer müssen Schwindelgefühl und Übelkeit auf der Piste etwas mit zu viel Jagatee beim Après-Ski zu tun haben: Durch Störung des Gleichgewichtssinnes bei schlechter Sicht können Wintersportler "skikrank" werden. Übelkeit und Erbrechen sind die Folge.

Nicht immer müssen Schwindelgefühl und Übelkeit auf der Piste etwas mit zu viel Jagatee beim Après-Ski zu tun haben: Durch Störung des Gleichgewichtssinnes bei schlechter Sicht können Wintersportler "skikrank" werden. Übelkeit und Erbrechen sind die Folge.

Erstmals 1995 von dem Schweizer Hals-Nasen-Ohren-Arzt Rudolf Häusler beschrieben, berichtete er von Patienten, die beim Skifahren über die Krankheitssymtome wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen klagten. "Ich war erstaunt, wie viele Menschen ähnliche Beschwerden spürten, es aber immer auf zu viel Alkohol oder verdorbenes Essen in der Hütte zurückführten", sagt der ehemalige Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Inselspital Bern.

Schnee verschmilzt mit Himmel

Besonders bei diesigem oder nebligem Wetter fällt es sehr schwer, den Unterschied zwischen Himmel und weißem Untergrund zu erkennen. Sobald der Untergrund nur undeutlich oder gar nicht mehr vom Himmel zu unterscheiden ist, kann es zu Problemen kommen.

Genau wie seekrank

Die Symtome sind ähnlich wie bei der Seekrankheit: Die Umwelt scheint sich zu drehen, Schwindel und Erbrechen kann folglich auftreten. Auch der Berg kann in der subjektiven Wahrnehmung anfangen zu schwanken. "Skikrank ist wie reisekrank in den Bergen", sagt Roland Laszig, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik an der Uni Freiburg im Breisgau.

Störung der Gleichgewichtsorgane

Durchschnittlich jeder Sechste ist von der lästigen Krankheit betroffen. Die Ursache liegt bei einer Störung der Gleichgewichtsorgane, von denen der Mensch gleich über drei verfügt: Dem Ohr, dem Auge und der Tiefensensibilität, die für die Wahrnehmnung bestimmter Reize aus dem Körperinneren sorgt. Sobald die Informationen dieser drei Systeme nicht mehr übereinstimmen, kommt es zu dem Krankheitsbild. So nimmt das Gleichgewichtsorgan im Innenohr zwar die Schwünge des Skifahrers wahr, die Augen hingegen melden wegen schlechter Sicht Stillstand.

Fixierung eines fixen Objektes

Im Vorhinein lässt sich kaum feststellen, ob man in die Risikogruppe fällt. Ähnlich wie bei der Seekrankheit zeigen sich die Symtome erst, wenn man einer solchen Situation unmittelbar ausgesetzt ist. Sobald man sich skikrank fühlt, sollte man versuchen, seinen Blick auf ein fixes Objekt in der Ferne zu richten. Das sorgt für eine Stabilisierung des Gleichgewichtssinnes und hilft dem Körper, sich schneller zu erholen.

Keine Antibotika

Von Medikamenten oder gar Antibiotika wird abgeraten, da diese die Fahrtüchtigkeit und das Reaktionsvermögen stark beeinträchtigen können. Bei starken Beschwerden kann zu Travel Gum Kaugummis gegriffen werden. Bei sehr schlechter Sicht sollten Betroffene gänzlich auf Skifahren verzichten.