"Er oder ich" – ungewohnt emotional ist Kanzler Karl Nehammer (VP) in seiner "Österreich-Rede" im Jänner ins Duell mit Herbert Kickl eingestiegen.
Zwei Monate später und ein halbes Jahr vor der Nationalratswahl belegt eine brandaktuelle "Heute"-Umfrage nun: Der FPÖ-Chef ist neun Prozentpunkte vorne; führt in der Kanzlerfrage – für eine Koalition gegen ihn könnte bei einem 7-Parteien-Parlament sogar eine Vierer-Koalition nötig sein.
Momentaufnahme? Kann sich alles noch drehen? Ein Blick in die Studie von Unique Research (800 Befragte, Schwankungsbreite ± 3,5 Prozent) zeigt, dass die Werte von Herbert Kickl – den KPÖ und Bierpartei zuletzt zwei Punkte kosteten – sehr stabil und gut abgesichert sind.
Der Fairness halber muss man aber anmerken: Seit Nehammers Übernahme am Ballhausplatz (November 2021) sind die ÖVP-Werte stabil. In der Kanzler-Frage liegt er mit 25 Prozent sicher auf Platz zwei – und hat sich einen Polster zu Andreas Babler (15 Prozent) erarbeitet, der seit der letzten "Heute"-Welle um vier Punkte abrutschte.
Für Schwarze ist Nehammer ebenfalls eine Bank: 83 Prozent der ÖVP-Wähler wollen ihn weiter als Kanzler am Ballhausplatz sehen. Ist sechs Monate vor der Wahl also alles verloren?
Eine Unbekannte gibt es, sagt Polit-Experte Peter Hajek zu "Heute": "Es bleibt die Frage vorerst unbeantwortet, ob die ÖVP wie bei den Landtagswahlen zuletzt unterdeklariert und die FPÖ überdeklariert ist. Das wird sich aber erst bei der Europawahl am 9. Juni zeigen." Es sei also möglich, dass sich Befragte aufgrund der ÖVP-Affären derzeit nicht zur Volkspartei bekennen möchten – ein Phänomen, das es einst bei der FPÖ zu beobachten gab.
Nehammer, das fällt auf, wirft nun alles in die Schlacht. Er versucht auf internationalem Parkett – etwa in der Israel-Frage – als Staatsmann zu punkten. Er positioniert sich in Österreich als "die Mitte" und bei illegaler Migration als "Knallhart-Kanzler", der Rückführungsabkommen verhandelt und das "Jahr der Abschiebungen" ausrufen lässt.
Thematisch geht die ÖVP wieder entschlossener an Themen heran. Versucht der SPÖ beim Wohnen mit einem 2-Milliarden-Paket das Wasser abzugraben. Will bei Jugendgewalt die Strafmündigkeit absenken – scheitert aber am Koalitionspartner, wo Alma Zadić weiter ihre Augen vor der Realität verschließt. Und wenn man kein Glück hat, kommt mitunter Pech dazu: Tags nach der Exkursion von Innenminister Gerhard Karner nach Favoriten gab es dort ... den nächsten Messerstich.
Auch Herbert Kickl sucht übrigens aktuell "die Mitte": Der Ober-Blaue, der zuletzt sehr gerne via eigener Medien kommuniziert hatte, gewährte Star-Interviewerin Conny Bischofberger das erste Tageszeitungs-Interview seit langer Zeit – am Palmsonntag.
Wem gelingt im Super-Wahljahr 2024 die Auferstehung; wem droht ein Kreuzweg? Es bleibt spannend ...