Hartnäckige Mythen ranken sich rund um die Zivilisationskrankheit Krebs. Fachleute räumen rund um den Welt-Krebs-Tag am 4. Februar mit den Missverständnissen rund um die Krankheiten, die durch Krebs ausgelöst werden, auf.
Am Dienstag kamen österreichische Fachleute bei einer Pressekonferenz in Wien zum Thema Krebs zusammen. "Die Weltgesundheitsorganisation geht derzeit von 7,1 Millionen Krebs-Neuerkrankungen pro Jahr aus. Bis 2030 soll diese Zahl auf jährlich 13 Millionen Patienten ansteigen, schlagen die Ärzte Alarm. Österreich sei Spitze in der Patientenversorgung, wesentlich schlechter sei es um die Forschungsförderung bestellt, so die Experten, die mit einigen Vorurteilen aufräumten:
Mythos Todesurteil. Dass die durch Krebs ausgelösten Krankheiten ein "Todesurteil" wären, sei dank der heutigen medizinischen Versorgung, nicht richtig. Gabriela Kornek, Co-Leiterin der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin am AKH, wies auf die enormen Fortschritte der Krebsmedizin hin: "In Österreich leben mehr als 60 Prozent der Krebspatienten länger als fünf Jahre. Wir liegen im europäischen Vergleich hier immer unter den Top 3." "Beim Dickdarmkarzinom bekommen wir durch die Nachbehandlung nach der Operation 75 Prozent der Patienten tumorfrei." Die onkologische Behandlung könne sogar zunächst inoperable Lebermetastasen so schrumpfen lassen, das sie schließlich entfernt und etwa 25 Prozent der Betroffenen geheilt werden können.
Mythos Gesundheit. . Falsch! Krebs ist keine reine Gesundheitsfrage, sie betrifft auch die Arbeitsplatz- und Familiensituation.
Mythos Altersfrage. Krebs ist keineswegs eine Erkrankung älterer Menschen. 16 Prozent der Fälle bei Männern und 23 Prozent der Erkrankungen bei Frauen treten vor dem 55. Lebensjahr auf. Mehr als die Hälfte der Menschen mit einer solchen Diagnose werden gesund alt.
Mythos Schicksal. "Krebs ist kein Schicksal, ein Drittel der Erkrankungen ist vermeidbar", sagte Paul Sevelda, Chef der gynäkologischen Abteilung am Krankenhaus Hietzing in Wien und Präsident der Österreichischen Krebshilfe.
Mythos Kosten. Die Therapiekosten für Krebspatienten werden häufig überschätzt. So wurden laut Statistik Austria pro Kopf und Jahr 2009/10 in Österreich im Schnitt 43 Euro für Krebsmedikamente ausgegeben, jedoch 373 Euro für Alkohol und Tabak. Die Gesundheitsausgaben betrugen 2010 gesamt 31,4 Mrd. Euro, jene für Krebsmedikamente 372 Euro. Kosten für Spitalsausgaben 2010: 13,8 Mrd. Euro, Ausgaben für Krebs-Medikamente im stationären Bereich: 237 Mio Euro.
Mythos Krebserkrankung. Nicht Magenkrebs (736.000 Todesfälle/Jahr) oder Darmkrebs (608.000 Tote), sondern Lungen-Krebs (1,37 Mio. Todesfälle/Jahr) fodern laut WHO weltweit die meisten Toten. Mehr als 30 Prozent der Krebs-Fälle könnten verhindert werden, etwa durch das Meiden von Risikofaktoren, wie Alkohol und Tabak, mehr Bewegung und ausreichend Sonnenschutz.
Mythos Betroffenheit. "Mich betrifft die Krankheit nicht", denken viele. Doch laut Statistik gilt Krebs schon als zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf in Österreich. Jeder Vierte stirbt daran.
Mythos Forschung. Moderne Medikamente bewirken heutzutage enorme Fortschritte, was die Überlebenschance der Patienten anbelangt. Vor zehn Jahren haben Patientinnen mit Brustkrebs im Schnitt 22 Monate gelebt. Heute leben sie fast dreimal so lang (durchschnittlich 58 Monate).
Mythos Lebensstil. Zwar ist für Krebs zu einem großen Teil die soziale Umwelt verantwortlich, trotzdem kann ein gesunder Lebensstil das Risiko reduzieren - Mythos Untersuchung. Krebs hat sich in den letzten 15 Jahren von einer tödlichen zu einer chronischen Krankheit entwickelt. In vielen Fällen ist Krebs heilbar, wenn man ihn rechtzeitig erkennt. Deshalb zählt für einen Patienten jeder Monat bei guter Lebensqualität. Darum sollte man sich regelmäßig untersuchen lassen, wie etwa Brustkrebs-Screening.