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Diese 11-Jährige floh vor Zwangsheirat im Jemen

Heute Redaktion
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Erschütternde Anklage einer Elfjährigen aus Jemen: Weil ihre Mutter sie zwangsverheiraten wollte, floh sie zu ihrem Onkel. In einem Video klagt sie ihre Eltern und die im Jemen immer noch übliche Praxis der Kinderheirat an und droht: "Tot wäre ich besser dran. Ich sterbe lieber!"

Erschütternde Anklage einer Elfjährigen aus Jemen: Weil ihre Mutter sie zwangsverheiraten wollte, floh sie zu ihrem Onkel. In einem Video klagt sie ihre Eltern und die im Jemen immer noch übliche Praxis der Kinderheirat an und droht: "Tot wäre ich besser dran. Ich sterbe lieber!"

Der Blick der elfjährigen Nada al-Ahdal zeigt Entschlossenheit und Empörung, letztere gilt ihren Eltern. Diese wollten das Mädchen aus der jemenitischen Hauptstadt Sana'a mit einem im Ausland lebenden reichen Jemeniten verheiraten. Doch Nada hatte andere Pläne: Sie floh zu ihrem Onkel und klagte ihre Angehörigen in einer beeindruckenden Videobotschaft an.

"Ich sterbe lieber!"

"Haben sie kein Mitgefühl?", fragt sie über ihre Eltern und fügt entschlossen hinzu: "Tot wäre ich besser dran. Ich sterbe lieber!" Selbstbewusst erklärt Nada: "Ich habe es geschafft, mein Problem zu lösen." Dann fügt sie zornig hinzu: "Es gibt viele solche Fälle. Manche Kinder springen ins Meer. Sie sind tot!"

In ihrer Videobotschaft klagt sie ihr Recht auf ihre Kindheit und Zukunft ein: "Was ist mit der Unschuld der Kindheit? Was haben die Kinder falschgemacht? Warum verheiratet ihr sie einfach so?" Durch eine Zwangsheirat hätte sie "kein Leben, keine Bildung", beklagt das Mädchen.

Flucht in Sicherheit

Nada floh zu ihrem Onkel, bei dem sie lebte, seit sie drei Jahre alt war. Als er nicht zu Hause war, verständigte sie einen Freund, der umgehend die Polizei alarmierte. Die Behörden zeigten die Mutter an und erlaubten der tapferen Elfjährigen, künftig bei ihrem Onkel zu leben.

Mit Heiraten macht Nadas Familie offenbar schon länger gutes Geld. So habe man Nadas 18-jährige Schwester schon mehrmals in die Ehe geben wollen, erzählt Nadas Onkel Abdel Salam gegenüber einem libanesischen Online-Magazin. Besonders tragisch: Nadas Tante hatte sich selbst verbrannt, weil sie als 13-Jährige ebenfalls zwangsverheiratet worden war.

Im Jemen wurde 1999 das Schutzalter, welches das Erreichen der Einwilligungsfähigkeit für sexuelle Handlungen festlegt, von ehemals 15 Jahren auf den Beginn der Pubertät gesenkt. In der Regel versteht man dort darunter ein Alter von nur neun Jahren. Es kommen aber auch Ehen mit noch jüngeren Mädchen vor. Diese Ehen werden auch vollzogen.

Für Aufsehen sorgte dabei im April 2008 der Fall eines damals achtjährigen jemenitischen Mädchens, das vor Gericht die Scheidung von ihrem 22 Jahre älteren Mann durchsetzte, mit dem sie gegen ihren Willen verheiratet worden war. Allerdings musste sie ihrem Ex-Mann dafür eine Entschädigung von umgerechnet 500 Dollar zahlen.

Die meisten Länder sehen ein Mindestalter für Eheschließungen vor, doch werden in einigen traditionellen Gesellschaften die gesetzlichen Bestimmungen oft nicht eingehalten. Verheiratungen im Kindesalter, d.h. vor Erreichen der offiziellen Ehemündigkeit und in Extremfällen sogar vor Beginn der Pubertät, sind bei Mädchen stärker verbreitet als bei Jungen.

Gründe für eine Kinderheirat können sein, dass Eltern ihre Tochter als Jungfrau verheiraten wollen oder die Familie die Lebenshaltungskosten der Tochter möglichst früh einsparen will, da diese dann vom Ehemann getragen werden, sobald die Ehefrau in seinen Haushalt zieht.