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Diese Firma profitiert von der Huawei-Sperre

Die Maßnahmen der US-Regierung gegen Huawei haben Konsequenzen für die gesamte Branche. Nun könnte vor allem die aktuelle Nummer eins profitieren.

Heute Redaktion
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Der Entscheid von US-Präsident Donald Trump, Huawei auf eine schwarze Liste zu setzen, hat für den chinesischen Konzern negative Auswirkungen. Unter anderem soll die nächste Generation der Huawei-Handys keinen Zugang zum Google-E-Mail-Anbieter Gmail und zur App-Plattform Play Store mehr erhalten.

Die Maßnahmen der USA dürften sich weiter auch auf den wirtschaftlichen Erfolg von Huawei, den zweitgrößten Handyhersteller der Welt, auswirken.

Ein möglicher Gewinner

Geht es nach den Marktforschern von Canalys.com dürfte im aktuellen Fall das Sprichwort "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte" gelten. Denn in einer aktuellen Prognose beschreiben die Analysten, dass Samsung wohl als großer Gewinner des US-Boykotts gegen Huawei hervorgehen dürfte.

Profit und Verlust

Nach der Einschätzung von Michael Klaas, Leiter Fachstelle für Digital Marketing an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, könne die Mobilsparte von Samsung sicher von der Sperre profitieren: "Huawei konnte sich als Anbieter von Mittelklasse- und günstigen Smartphones etablieren und Samsung viele Marktanteile außerhalb von China abjagen – diese Anteile kann sich Samsung nun möglicherweise zurückholen."

Doch auch für Samsung könnten die aktuelle Lage und der Wirtschaftskrieg negative Auswirkungen haben. "Huawei ist Großkunde beim Kauf von Samsung-Displays – wie es auch andere chinesische Unternehmen wie beispielsweise Oppo, Vivo und Xiaomi sind." Wenn Huawei weniger verkaufe, treffe dies auch Samsung, weil das Unternehmen dadurch weniger Displays verkaufe, so Klaas.

Minus und Plus

Auch als Marke dürfte Huawei – zumindest in den USA – wohl etwas eingebüßt haben. In der Rangliste von Forbes.com zum Markenwert liegt Huawei derzeit mit einem leichten Minus von 4 Prozent auf Platz 97, während Apple den ersten Platz belegt. Laut Klaas dürfte Huawei als Marke in den USA weiter an Wert verlieren, solange der Handelskrieg noch anhält.

In China dürfte die Situation jedoch anders aussehen. Das Unternehmen könnte sogar von den Maßnahmen der US-Regierung profitieren, "da die Aktionen anderer Wirtschaftsregionen im eigenen Land oft als ungerechtfertigt angesehen werden und dann die eigene Marke bevorzugt wird", so Klaas.

Eigenes Betriebssystem

In Europa sei die Situation derzeit noch offen, so die Einschätzung vom Marketingexperte Klaas: "Hier wird Huawei den Kunden die Unsicherheit nehmen müssen, wie es ohne die Unterstützung durch Google-Applikationen und Android weitergehen kann. Schaffen Sie es hier, kurzfristig eine gute Alternative zu bieten, könnten sie ihre Marke sogar weiter stärken."

Huawei hat bereits ein eigenes Betriebssystem vorbereitet, falls Android nicht mehr verwendet werden darf, wie Richard Yu von Huawei in einem Interview mit Welt.de verriet. Ebenfalls hat der Konzern in der letzten Zeit einige Patentrechte für ein eigenes System angemeldet.

Derzeit bemüht sich aber Google darum, eine Ausnahmeregelung der US-Regierung zu erhalten, um Huawei weiterhin den Zugang zum Play Store zu erlauben und die Geräte mit Android-Updates beliefern zu können. Könnten diese Bestrebungen darauf hindeuten, dass Google ein wenig Angst hat, bei seinem riesigen Marktanteil (über drei Viertel der Smartphones weltweit laufen mit Android) einzubüßen?

Für Michael Klaas ist dies kaum denkbar: "Seine Vormachtstellung wird Google so schnell nicht verlieren. Dafür ist Huaweis Marktanteil von rund 10 Prozent zu gering, um Google massiv zu schaden." Langfristig könnte laut Klaas jedoch Huawei zu einer Gefahr werden, falls andere Hersteller beginnen, das von Huawei entwickelte System zu nutzen. Der chinesische Konzern müsse jedoch zuerst noch beweisen, dass sie in der Lage seien, ein Betriebssystem zu entwickeln und dieses auf globaler Ebene zu betreiben, so Klaas. (swe)