Österreich

Dieses Gedicht ist "nicht deppert"

Ein grantiges Gedicht postete Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) auf Facebook – am besten mit einem Augenzwinkern zu lesen.

Heute Redaktion
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Vassilakou und ihr Gedicht.
Vassilakou und ihr Gedicht.
Bild: Grafik Heute

"Noch nie war alles so deppert wie heute", heißt es in dem Gedicht, das Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) in einem Video auf Facebook teilt. In knalligen Farben präsentiert sich das "Gedicht zur gefühlten Stimmung in unserer Stadt".

Frei nach "Mundl" Sackbauers "Mei Bier is ned deppert" heißt es in dem in Teamarbeit entstandenen Gedicht "Alles ist deppert." Der – nicht ganz ernst gemeinte, grantelnde Inhalt: Vom Schwedenplatz über die Mariahilfer Straße bis zum Hauptbahnhof ist "alles deppert". Die Auflösung des Gedichts: "Noch nie war es leichter das zu ändern." Denn: Die Wiener sollen im Rahmen der neuen Kampagne der mobilen Stadtplanung "Wien wir WOW" mitplanen. Witzig: Das Gedicht wird von Autorin Stefanie Sargnagel vorgetragen.

"Deppertes Gedicht" thematisiert Stadtplanung

Mit einem Augenzwinkern will "das depperte Gedicht" das Grunddilemma der Stadtplanung auf den Punkt bringen. "Wien verändert sich stetig. Zum einen, weil alle, die hier leben, ihre Stadt verändern, zum anderen weil wir in der Stadtplanung laufend daran arbeiten, Wien und seine Grätzel besser zu machen", erklärt Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), "und Veränderung bringt nun einmal Konflikte mit sich."

Stefanie Sargnagel trägt das "depperte Gedicht" vor

Das Grunddilemma der Stadtplanung lieferte auch die Idee zum Text: Hoch bauen ist ein Skandal, niedrig bauen ist unökologisch, abreißen ist schrecklich, neu bauen nicht schön, Straßen gut, Straßen böse – und so weiter. "Hand auf's Herz. Wem ist es noch nie so gegangen? Granteln gehört in Wien einfach dazu. Ich bin dennoch froh darüber, dass unser Gedicht auch gleich das Rezept, gegen die schlechte Stimmung mitliefert: Denk mit. Plan mit. Mach mit. Wien wird WOW", erklärt Vassilakou.

Der volle Text des Gedichts:



"Ein Gedicht zur gefühlten Stimmung in unserer Stadt:

Alles is deppert.

Wien deppert, Bezirke deppert, Grätzl deppert.

Alte Straßen deppert. Neue Straßen deppert.

Bäume deppert, Asphaltieren auch deppert.

Schwedenplatz deppert, Praterstraße deppert, Donaukanal: voll deppert.

Reumannplatz deppert.

Schwarz deppert, Pink deppert, Rot deppert, Blau deppert.

Grün: deppert. Mariahilfer: Komplett deppert.

Westbahnhof deppert, Südbahnhof deppert, Hauptbahnhof deppert. Nordbahnhof: immer schon deppert.

Abreißen deppert, neu aufbauen deppert.

Groß deppert, klein deppert, Neubau deppert, Altbau deppert. Die ganze Stadt: einfach deppert.

Noch nie war alles so deppert wie heute.

Und noch nie war es leichter, das zu ändern."

"Wien wird WOW. Denk mit. Plan mit. Mach mit."

Das Gedicht soll die Grundstimmung thematisieren, die in der Stadt herrscht. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt laut Vassilakou: Viele Wienerinnen und Wiener erleben Stadtplanung erst dann, wenn es darum geht, sich von etwas bedroht oder schlecht informiert zu fühlen. Das soll sich ändern. "Wir haben uns dafür entschieden, die Stadtplanung raus aus dem Rathaus zu bringen, hin zu den Orten, wo Stadtentwicklung passiert. Information und Bürgerbeteiligung sind eine Bringschuld der Politik. Wir wollen dieser Bringschuld mit 'Wien wird WOW' nachkommen. Das Aufsuchende ist uns dabei wichtig. Man muss nicht mehr 'aufs Amt' ins Rathaus gehen. Wir, die Verantwortlichen, kommen zu Ihnen", skizziert Vassilakou das neue Projekt.

Selbst in die Rolle des Stadtplaners schlüpfen

Die interaktive Ausstellung passt sich an den jeweiligen Standort an und soll der größte mobile Workshop der Stadt sein. Seit 18. April tourt "Wien wird WOW" durch Wien und bietet die Möglichkeit, Konflikte anzusprechen, aber auch selbst in die Rolle der Stadtplanerin oder des Stadtplaners zu schlüpfen.

Erster Tourstopp in der Nordbahnhalle

Die Ausstellung ist in eine rund fünf Meter hohe Holzkonstruktion eingebaut, die sich in ihrer Höhe und Breite an den jeweiligen Tourstandort anpassen und über die Jahre wachsen wird. Vermittlungsteams, die speziell geschult worden sind und fachliche Expertise im Bereich Stadtplanung haben, werden die acht "Kapitel" der Ausstellung sowie vier interaktive Spiele (digital und analog) durchgehend betreuen.

Erster Tourstopp (18. April bis 3. Juni 2018) von "Wien wird WOW" ist am Nordbahnhof im zweiten Bezirk – eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Wiens. Bis 2020 wird "Wien wird WOW" an den verschiedensten Ecken der Stadt Station machen: Hauptbahnhof, Einkaufszentren, Messen etc. (red)