Life

Diese Modemarken haben ein Nazi-Problem

Es gibt so einige Modemarken, die unfreiwillig zum "Merchandise" für Neonazis wurden. Warum dies so ist, klären wir hier.

Heute Redaktion
Teilen

Auch in Neonazi-Kreisen möchte man durch Marken auffallen. Das stellt einige vor ein Problem: Wie wird man die unliebsamen Fans wieder los?

Fred Perry

Die Kultmarke aus England wehrte sich in der Vergangenheit am heftigsten: Auf rechten Veranstaltungen sind seit Jahren die bekannten Polo-Shirts mit dem Lorbeerkranz zu finden. Einst vom Tennis-Profi Fred Perry gegründet, der ähnliche wie René Lacoste, aus seiner Berühmtheit eine Marke formte, begeistern sich Neonazis aus einem ganz anderen Grund dafür: Anfangs auf den Tennisplätzen der britischen Oberschicht zu finden, ist Fred Perry seit den 1960er Jahren Statussymbol für die britische Arbeiterklasse. Aus dieser wuchs die Neonazi-Bewegung, die auf das bekannte Textil wiederum als Anspielung auf ihre Wurzeln zurückgriff. Der Lorbeerkranz als Symbol für Sieg, tat sein übriges dazu. Seit 2014 kam Fred Perry wieder in die Schlagzeilen, als Gavin McInnes, Gründer der ultrarechten "Proud Boy"-Bewegung, dazu aufrief auf Kundgebungen Fred Perry Polos in Gelb und Schwarz zu tragen. Einem Farbcode, dem auch die österreichischen Idenditären Bewegung folgt.

Fred Perry Chef John Flynn spricht sich immer wieder öffentlich gegen den Missbrauch der T-Shirts als Erkennungsmerkmal für rechte Gruppen aus: "Wir unterstützen weder die Ideale noch die Ideen dieser Gruppen." Scheinbar bewusst, versuchte man in der Vergangenheit mit verschiedenen Testimonials für ein neues Image zu werben. Wie beispielsweise mit dem verstorbenen Pop-Star Amy Winehouse, die jüdischer Abstammung ist.

Lonsdale

Ebenfalls aus Großbritannien, ist die Marke Lonsdale nur aus einem Grund zur Berühmtheit in Neonazi-Kreisen gelangt: Trägt man eine Bomberjacke darüber offen, kann man die Buchstaben "nsda" lesen - die ersten vier Buchstaben zu Hitlers Nazi-Partei "NSDAP".

Da in Deutschland wie Österreich die Verwendung von Nazi-Symbolen und Bezeichnungen verboten sind, greifen Neonazis auf solche Codes zurück.

Picture

Lonsdale stoppte schließlich die Belieferung einschlägig bekannter Modehändler und versucht sich weltoffen: Box-Legende Muhammad Ali wird gerne als Fan der Marke zitiert.

New Balance

Ja, auch die teure Sneaker-Marke darf sich über Kundschaft aus der rechten Szene "freuen". Allerdings ist dieser Twist erst relativ neu und kam 2016, als Donald Trump zum Präsident gewählt wurde. Die Alt-Right Bewegung der USA erklärte "New Balance" als 'Official Shoes of White People' ("offizielle Schuhe für weiße Personen") und bescherte der Marke einen PR-Supergau.

Wie es dazu kam?

Wegen des weißen 'N' auf der Seite des Sneakers, griffen Neonazis und Mitglieder der Alt-Right auf Demonstrationen zu den teuren Sportschuhen. Doch im Gegensatz zu anderen Marken, kam keine öffentliche Distanzierung vom Firmenchef.

Als dann schließlich der "New Balance"-Pressesprecher in einem Statement verkündete, dass Donald Trump der richtige Kandidat für das Präsidentenamt sei, waren die Dämme des Social Media Shitstorms gebrochen. Dutzende Videos in denen Personen ihre New Balance Latschen in Brand steckten, gingen viral.

Die Absichten des Unternehmens waren finanzieller Natur: New Balance sprach sich stets gegen das Freihandelsabkommen TTP aus, das Ex-Präsident Barack Obama auf seiner Agenda hatte. Da die Marke in den USA produziert und durch Mitbewerber, die in Asien ihre Ware herstellen lassen, benachteiligt wurde, kam der politische Zwist in Fahrt.

Der Imageschaden scheint sich derzeit eher in den USA zu bewegen, in Europa blieb die Marke davon weitgehend unangetastet.

Alpha Industries

Eine durchwachsene Fan-Geschichte hat das Label Alpha Industries. In der neonazistischen Szene wird es getragen, weil es den verbotenen Initialen der SA des Hitler-Regimes ähnelt. In Nazi-Webshops war die Marke lange Zeit fixer Bestandteil des Sortiments. Die US-Marke versucht sich seit langem von ihren rechten Anhängern zu distanzieren und wurde in den letzten Jahren auch in Hip Hop Kreisen beliebt. So trug Rapper Bushido die Sweater auf der Bühne.

Weiters versuchen sich auch das Londoner Modelabel Ben Sherman oder Pit Bull aus Deutschland von der Neonazi-Szene zu distanzieren. (mia)

Mehr zum Thema